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Curtis Hanson erarbeitete sich einen Ruf als Thrillerspezialist, drehte nach seinem Meisterwerk „L.A. Confidential“ dann aber vor allem kleine, komödiantische und/oder dramatische Filme wie „WonderBoys“, „In den Schuhen meiner Schwester“ oder „8 Mile“.
Im Zuge der ganzen Poker-Euphorie der letzten Jahren geht es also auch in „Lucky You“ alias „Glück im Spiel“ um Texas Hold’em. Handlungsort: Las Vegas (was sonst?). Hauptfigur: Huck Cheever (Eric Bana), begnadeter Zocker und Hitzkopf, der sich selbst immer wieder um den Sieg bringt, weil er zuviel wagt. In den 80ern wäre das eine Paraderolle für Tom Cruise gewesen, spielte er dort doch immer den jungen Heißsporn, der etwas besonders gut konnte (Fliegen, Cocktails mixen, Billard, Stockcarrennen), aber es sich immer selbst wieder versaute und Frau sowie Mentor brauchte, um die nötige Bescheidenheit zu lernen.
Mit Billie Offer (Drew Barrymore) tritt eine charmante, liebenswürdige Frau in sein Leben, Gegenspieler und früherer Mentor ist Hucks Vater L.C. (Robert Duvall), dem Huck nie verzieh, dass er Hucks Mutter verließ. Die World Poker Series steht bevor und Huck will teilnehmen, seinen Vater schlagen und den ersten Platz machen…

Pokern ist gerade in, damit kann man auch so substanzlosen Quatsch wie „21“ unters Volk bringen und auch „Lucky You“ möchte von der Faszination des Spiels profitieren: Überraschend schweißtreibend setzt Hanson die Pokerpartien in Szene und kann den Reiz eines realen Pokerspiels einfangen. Wer blufft, was hat wer auf der Hand und ist ein gutes Blatt gut genug? Es sind einfache Mittel, aber damit sorgt Hanson für Spannung, auch wenn man ganz ehrlich sagen muss, dass die offensichtliche Spielsucht der meisten Beteiligten als scheinbar unproblematisch hingenommen wird und es eher lustig als dramatisch erscheint, wenn in Hucks Bude fast nichts mehr drin steht, was er nicht schon versetzt hätte.
„Lucky You“ mag dramatische wie komische Elemente enthalten, ist aber in erster Linie ein modernes Märchen, in dem selbst das Rumkrebsen an der Existenzgrenze nie komplett tragisch erscheint. Da verzockt der Held mal ebenso mehrere Tausend Dollar, aber wirklich berührend ist das nicht, denn irgendwie weiß man, dass alles gut ausgehen wird und Huck am Ende zumindest moralisch gefestigt aus der Sache herauskommen wird. Der verhasste Daddy ist gar nicht so schlimm wie er annimmt und der Zuschauer auch bald erfährt, vielmehr muss Huck mit sich und seinem Leben klarkommen.

Bis dahin muss man ihm allerdings dabei zusehen, wie er mehrmals die Startgebühr für das Turnier in der Tasche hat und sie dann doch wieder leichtfertig verliert, was als Konstrukt an sich recht dünn ist, denn man weiß von Anfang an: Das Turnier wird der große Höhepunkt. Da ist es schon regelrecht überraschend wie vergnüglich zwei seichte Stunden vergehen, trotz mangelnder Fallhöhe für die Figuren und ohne gerissenen Spannungsbogen lebt der Film von seinen charmanten Charakteren und den durchaus pointierten Dialogen, vor allem aber von Curtis Hansons mal wieder extrem sicherer Regie.
Natürlich darf man die Darsteller nicht vergessen. Gerade Eric Bana ist in doppeltem Sinne in Spiellaune und bekommt vom Script stellenweise großartige Szenen spendiert, in denen er alles geben darf (z.B. beim Verkaufsgespräch zu Beginn). Robert Duvall als harter Hund und trotzdem irgendwie liebender Vater, der seine Gefühle nicht zeigen kann, gibt einen tollen Gegenspieler ab und Drew Barrymore ein Love Intest, das auch was auf dem Kasten hat nicht untergeht. Witzig ist die Tatsache, dass Robert Downey Jr.’s Mitwirkung teilweise groß angekündigt wurde: De facto ist seine Rolle an sich unnötig, denn er hat nur eine Szene, um eben einen Gastauftritt zu haben – aber die spielt er mal wieder hinreißend; einfach ein Topkomiker der Mann.

Substanz ist was anderes, aber wer einen dünnen Plot und fehlende Tiefe verschmerzen kann, der bekommt ein relativ kurzweiliges, modernes Märchen serviert, das schick anzusehen ist, und dem man seine offensichtlichen Schwächen zum Teil gern verzeiht. Kein großer Wurf für Curtis Hanson, aber auch nicht schlecht.

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