Sean Boswell (Lucas Black) tickt für Autos, was ihm und seiner Mutter häufig zu schaffen macht. Also wird Sean zu seinem Vater nach Tokyo, wie einige wissen die Hauptstadt von Japan (ich bin ja so klug...), abgeschoben. Dort gibt es die typischen Autoritätsprobleme mit dem Erziehnungsberechtigten, Sean konzentriert sich aber viel lieber auf die ansässige Rasergemeinschaft. Und die Mädels. Vollkommen neu: Jetzt muss gedriftet werden, um die Rennen zu gewinnen. Sean lernt sowohl Freunde (Han (Sung Kang), Twinkie (Bow Wow), Neela (Nathalie Kelley)) als auch Feinde wie den Yakuzaneffen Drift King (Brian Tee) kennen.
Beim zweiten Teil fehlte Vin Diesel, jetzt wird sogar gänzlich auf die alte Darstellerriege verzichtet. Etwa ein gewichtiger Fauxpas? Nein. Auch wenn ich Paul Walker als Knalltüte recht sympathisch fand, brilliert auch Boswell in einer Klischeerolle, die erheiternder nicht sein könnte. Überhaupt schlägt der Film seine Vorgänger in Sachen Klischees um Längen: Zwar wurde der ausgelutschte Undercovercop-Plot über Bord geworfen, an dessen Stelle tritt aber ein nicht minder ausgelutschter "Außenseiter, der sich gegen Arschgesicht durchsetzt"-Plot. Dazu kommt noch eine abartig uninspirierte Vater/Sohn-Geschichte.
Ganz grob, kann man sagen, verläuft die Geschichte wie beim Boxerdrama "Rocky". Es liegen zwar Welten dazwischen, aber auch hier kommt einer von unten nach oben. Solche Geschichten gibt es inzwischen zum Säue füttern, trotzdem kann man es sich ja anschauen. Da ist es nur konsequent, Klischeefiguren zu integrieren: Ein Schwarzer, hier gespielt von Bow Wow, der sich zum labernden, aber treuen Freund entwickelt; ein Knilch, der dem Protagonisten wie ein großer Bruder in allen Situationen zur Seite steht, dann aber stirbt; eine Tussie, die dem Bösewicht gehört, am Ende jedoch zum Guten dackelt und natürlich der Bösewicht selbst, betont cool, hassenswert, facettenarm. So viele Klischees gibt es selten. Und das verleiht "Tokyo Drift" einen ganz eigenen, naiven Charme.
Auch andere vermeintliche Schwachpunkte machen mir den Film sympathisch. Da ist zum Beispiel diese oberflächliche Betrachtungsweise, mit der Tokyo und dessen Japaner hier dargestellt werden. Japaner sind ehrhaft, hart, skrupellos, heizen mit wahnsinniger Geschwindigkeit über die Straßen und Driften wie Sau, wechseln als Polizisten aber ihre Gesinnung und stehen wie angewurzelt am Straßenrand; sie ballern ihre besten Freunde munter ab und hören kauzige Musik. Ja, ja. Nicht, dass einige dieser Facetten tatsächlich zutreffen, aber in diesem Film werden Nipponfans mit wenig Toleranz beinahe die Tränen kommen. Mit ein wenig Humor betrachtet, fügt sich jedoch auch dieses Manko in das ganz eigene Flair des Films. Die Krönung ist sowieso Sonny Chiba, den die Amis seit Tarantinos Rachemär als Asia-Kultfigur anerkennen. Dieser spielt hier einen wortkargen Yakuzaboss mit einer Kleidung, die vielleicht zu "Der Pate" passen würde, aber keineswegs zu einem Yakuza. Ein Kulturschock!
Mein persönliches Highlight ist aber der Bösewicht DK, was ja für Drift King steht. Ich hingegen assoziere DK aber in erster Linie mit Meiner absoluten Favoriten-Videospielfigur Donkey Kong. Bei den Filmemachern gab es dort wohl ein paar ähnlich geartete Individuen, was sich schon daran abzeichnet, dass Wörter wie "Affe", "Bananen" und eben "DK" auch mal kurz hintereinander auftauchen. Und immerhin: Sogar der Protagonist vermutet zuerst den Primaten hinter dem Kürzel.
Abseits der ganzen unfreiwilligen Komik wird der Film der Reihe gemäß peppig rübergebracht. Die Driftrennen sind dabei auch eine willkommene Ergänzung. Natürlich ist alles ein bisschen japanisch angehaucht; es gibt also jede Menge süßer Japanochicks in ausgefallenen Fummeln und eine dazu passende Musik.
Insgesamt muss ich zugeben, dass der Film vielen mit seiner 08/15-Story und den Klischees zu Recht auf die Nerven geht. Ich für meinen Teil finde hier aber endlich mal wieder einen Film, in dem die Klischees Spaß machen. Alles ist so abartig aufgesetzt, so überspitzt und so naiv, dass man es eigentlich nur lieben kann. Nur kleine Details beschneiden mein euphemistisches Urteil: Was soll Bow Wow hier? Wann gibt es in der Reihe endlich erwachsenen Sex? Und der Nebenplot mit dem Vater ist selbst für mich eine Spur zu festgefahren. Der Film ist aber zumindest besser als sein direkter Vorgänger. Man darf seine Erwartungen eben nicht zu hoch schrauben, dann hat man auch seinen Spaß...