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Um es gleich vorwegzunehmen: DIE HEISSE NACHT hat mit Shakespeares Othello ungefähr genauso viel zu tun wie Goethes Faust mit Stephen Kings Shining. Es muss sich damals Anfang der 60er Jahre des XX. Jahrhunderts also um eine reine Marketingmaßnahme gehandelt haben, um den Film auch an Sonn- und Feiertagen zeigen zu können. Schließlich schlummerte dieses schmissige Werk fast zwei Jahre im Archiv bis es in den USA zur Erstaufführung kommen konnte. Der skandinavische Markt muss sich einige Monate früher als wenig ergiebig erwiesen haben.
Eine Hochzeitstagsparty im verwitterten Lagerhausmilieu des Londoner East End bildete damals die authentische Kulisse für diabolische, drogengeschwängerte Intrigen und tollwütige Eifersüchteleien im zackigen Rhythmus des Hard Bop und der Melancholie des Swing.
Rodney Hamilton, ein international bekannter Jazzsponsor und Krösus,schmeißt in jener schicksalsträchtigen Nacht des Jahres 1961 eine Party für den großen Bandleader Aurelius Rex und seine charmante Frau Delia, die ihrem profilneurotischen Manne zuliebe auf eine weitere Sangeskarriere verzichtet hat. Der stets benebelte und finanziell klamme Drummer Johnny Cousins versucht die Party dazu zu nutzen, um Delia für ein Comeback in seiner Band zu gewinnen. Doch Delia will im Rahmen der Festlichkeiten ihrem Gemahl nur ein privates Hochzeitsständchen bringen, dass sie in aller Heimlichkeit mit dem Saxofonisten Cass Michaels einstudiert hat. Der von der eigenen Musik besessene und krankhaft ehrgeizige Johnny Cousins brütet sogleich eine finstere Intrige aus, um seine beiden musikalischen Rivalen seelisch zu zerstören. Hasch, Whisky und Aufputschmittel haben seinen Verstand arg verengt und lassen ihn auf jede Demütigung überreagieren. Flugs dichtet er Michaels und Delia eine Affäre an, die er dem manisch eifersüchtigen Aurelius Rex mit einer manipulierten Tonbandaufnahme zu beweisen trachtet. Wie erwartet verliert Rex den Verstand und ist sofort bereit für Mord und Totschlag. Cousins wird darauf von den anderen Anwesenden als Ursache des ganzen Schlamassels entlarvt, was jedoch am fatalen Ausgang der Party nichts mehr ändern kann. Aurelius Rex erfährt die Demütigung seines Lebens und der grimmige Johnny Cousins bekennt sich offiziell zur Anhedonie. Seine depressive, um Zuneigung bettelnde Frau Emily wird von ihm verstoßen.
DIE HEISSE NACHT könnte genauso gut im heutigen Hip Hop und Rapper Milieu spielen. Nur, dass es dort zum Teil eben weit tödlicher zugeht. Die Fleisch gewordenen Komplexe und nichtigen Anlässe ähneln sich aber auch nach 45 Jahren noch auf frappierende Art und Weise. Der Durchschnitt ist halt in der Seele drin...

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