Review

Der australische "Teenieselbstmordkrimi" 2:37 wirkt mit flachen Charakteren und einer unnötigen Schachtelstory plakativ und abschreckend. Aber der Gerechtigkeit willen kann man behaupten das die Struktur und Technik erstaunlich gelungen ist, wenn auch mit Schwächen, wie den deplatzierten Interviews, Flashbags, Monologen.
Bei aller guter Mühe hängen die beinahe karrikierten Figuren im unglaubwürdigen Klischee der Highschoolfilme mit allen Kanten und Ecken, die sich diesem Ambiente anschließen, schwer in der Kehle. Das man sich öfter daran verschluckt ist beinahe vorprogrammiert-

Allerdings hat der Film "2:37", der die Kritikerreihen gespalten hat, eine Qualität, die nicht jedem bewusst ist. Man halte sich den Schluss vor Augen und sinniere über die Worte aus dem Werk "Mythos des Sisyphos" des französischen Existentialisten Albert Camus:

"Ein Selbstmord hat vielerlei Ursachen, und im allgemeinen waren die offensichtlichsten nicht die wirksamsten. Man begeht selten Selbstmord aus Überlegung (obwohl diese Hypothese nicht ausgeschlossen ist)."

Eine Aussage die uns der Film gut vor Augen hält. Erinnern wir uns an den Schrecken (Melody), das Leid (Steve), die Einsamkeit (Sean), die Enttäuschung (Marcus).

"Die Krise wird fast immer von etwas Unkontrollierbarem ausgelöst. Die Zeitungen sprechen oft von "heimlichen Gram" oder von "unheilbarer Krankheit". Diese Erklärungen haben ihre Geltung."

Erinnern wir uns auch an den Monolog von Steve, welcher von seinen Selbstmordgedanken berichtet.

" Wichtig wäre aber zu wissen, ob nicht am selben Tage ein Freund mit dem Verzweifelten in einem gleichgültigen Ton gesprochen hat. Der ist der Schuldige. Denn das kann genügen, um allen bislang noch schwebenden Groll und allen Überdruß zu entfachen."

Letzten Endes ist jeder der Charaktere so uneinsichtig mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, dass ihr Egoismus ein Menschenleben kostet. Einen Menschen der uns allen so unscheinbar vorkam, zu Unrecht.

90 Minuten dauert der Weg zu dieser Erkenntnis, als Kurzfilm wäre der Regisseur auf Händen getragen damit durchgekommen, aber für einen Film in Featurelänge wird zu viel Zeit an unwichtigen Storyfäden verpulvert.
Ich verweile mit einem schalen Geschmack im Mund im Kinositz.

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