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Die beschauliche Kleinstadt Middlesex im Bundesstaat Virginia im Herbst des Jahres 1988: hier leben die Darkos, eine auf den ersten Blick typische amerikanische Durchschnittsfamilie, hinter deren blitzblanker Fassade sich aber Risse im schönen Schein auftun, die hauptsächlich dem 16jährigen Sohn Donald, genannt Donnie, geschuldet sind. Donnie hat, wie viele junge Menschen seines Altes, Probleme damit, sich im Leben zurecht zu finden, seinen Weg und seine Bestimmung zu erkennen, weswegen er schon für allerlei Ärger gesorgt hat. Aus diesem Grunde schickten ihn seine Eltern Rose und Eddie zur Psychologin Dr. Thurman, die ihn mit Sitzungen und Medikamenten behandelt.

Für einen Regiedebüttanten lehnt sich Richard Kelly mit Donnie Darko ganz schön weit aus dem Fenster. Der Film wirkt wie ein Aquarium des Irrsinns, bei dem Zusammenhänge bestenfalls Zufall sind. Dem ist allerdings nicht so, beinahe alles hat bei näherem Anschauen einen Sinn, ist mit einem anderen Subplot verzahnt oder läßt sich erst bei mehrfachen Anschauen erkennen. Kelly betreibt hier echtes Kopfkino, aber das mit Sinn und Verstand, und ich könnte mir vorstellen, das Theoretiker ganze Abhandlungen verfassen könnte über diese oder jene Interpretation der Dinge. Der Zuschauer ist jedenfalls frei, eigene Sichtweise zu betreiben.
Der Vergleich mit Richard Lynch auf dem Cover ist dabei gar nicht so weit weg geholt, nicht wegen des Inhalts, sondern wegen der Aufforderung zur Subjektivität. Die Story hat dabei eigentlich sogar kaum etwas, was man nach Duden allgemein so als Handlung bezeichnen würde. Von Sci-Fi über Horror, Fantasy bis zur Komödie ist dabei so ziemlich jedes Genre dabei, ohne zu dominieren. Es dürfte nicht viele Beispiele geben, bei denen ein drei Meter Horrorhoppelhase das Ende der Welt mit der äußerst vagen Angabe von 28 Tagen (was lustigerweise exakt der Drehzeit entspricht), 6 Stunden, 42 (beinahe genau das Budget von 4,5 Mio) Minuten und 12 Sekunden verkündet oder das eigene Leben durch Schlafwandelei gerettet wird, weil mal eben eine Flugzeugturbine aufs eigene Bett kracht (ok hier gibt's leichte Verwandtschaft zur Truman Show).
Ein abschließendes Urteil über diesen philosophischen Labskaus muß da wirklich jeder für sich fällen. Der Film hat aber auf jeden Fall etwas und schreit geradezu mehrmals angeschaut zu werden, oder aber eben auch nach einer halben Stunde aus dem Player zu fliegen. Ich fands ganz ok, das kann aber beim nächsten Lauf schon anders aussehen.
7/10

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