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Alle Jahre wieder erscheinen Filme nur in Videotheken, meistens die neueste Dolph-Lundgren-Grütze, aber manchmal auch Sachen, die qualitativ sogar über dem Kino-Schnitt liegen. 2001 war es „Donnie Darko“, der zunächst nur in Fankreisen für Verzückung sorgte und seit Ende letzten Jahres durch ein tolles DVD-Release auch der breiten Masse in Deutschland zugänglich ist.

Für Filmstudent Richard Kelly war es das erste größere Projekt nach zwei Kurzfilmen, was es umso erstaunlicher macht, dass es ihm scheinbar problemlos gelang, mehrere Genres unter einen Hut zu bringen, ohne Ausgewogenheit vermissen zu lassen. Die Geschichte um den Teenager Donnie Darko, der in den 80ern aufwächst und sich zeitweise einen imaginären Gesprächspartner in einem Hasenkostüm einbildet, ist Fantasy-Horror, Jugenddrama, Romanze und Komödie zugleich, angereichert mit lynch’schen Elementen, die es einem beim ersten Mal nicht gerade leicht machen. Das in „Donnie Darko“ immer wieder auftauchende Thema Zeitreisen entpuppt sich letzten Endes als Interpretationsansatz, aber es ist nicht der einzig mögliche.

Die ständige Verunsicherung Donnies zeigt die Einstellung vieler amerikanischer Jugendlicher gegen Ende der Achtziger. Es war nicht nur ein von schrillen Klamotten, Disco-Nächten und Spaß geprägtes Jahrzehnt, sondern für viele Teenager eines der verlogensten hinter einer künstlichen Fassade. So wächst auch Donnie in einer trauten Vorstadt-Idylle auf, die er jedoch nur als lästig und falsch empfindet, da den Jugendlichen sogar in der Schule die Aussicht auf individuelle Entfaltungsmöglichkeiten genommen wird. Somit hat es Richard Kelly auch noch geschafft, leise Sozialkritik mit in den Film zu mischen, ohne dabei zu oberflächlich und beliebig die Spießergesellschaft dieses Jahrzehnts zu verurteilen.

Die Mischung aus altbekannten Stars wie Patrick Swayze (der Charakter erinnert ein wenig an Tom Cruise in „Magnolia“) und neuen Gesichtern gelingt voll und ganz, ich wage mal vorherzusagen, dass man zumindest von Jake Gyllenhaal und Jena Malone in Zukunft noch eine Menge hören wird.

„Donnie Darko“ ist schwer zu beschreiben, sofern man ihn nicht selbst gesehen und erfahren hat. Für ein breites Publikum ist diese Genremixtur mit Sicherheit nicht geschaffen, aber jeder, der sich im Ansatz für durchdachte, intelligente und manchmal auch sperrige Filme interessiert, muss ihn gesehen haben und wird beeindruckt sein, dafür gebe ich mein Wort.

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