Review

„The Unsaid“ bezeichnet in diesem Film jene ungesagten Dinge, die ein Psychologe nur aus Gestik und Mimik seines Gesprächspartners herauslesen kann.
Der Psychologe hier ist Dr. Michael Hunter (Andy Garcia), an sich eine echte Fachkraft, doch auch das lässt sich durch den Prolog ändern. Denn als Michael mit seiner Frau Penny (Chelsea Field) und Tochter Shelly (Linda Cardellini) nach Hause kommt, muss er mit Entsetzen feststellen, dass Kyle (Trevor Blumas), sein eigener Sohn Selbstmord begangen hat. Derartige Schicksalsschläge sind zwar Standard bei Film dieser Gattung, aber immerhin ist der Prolog recht fesselnd inszeniert.
Drei Jahre später: Michael hat sich aus dem Berufsleben zurückgezogen und hält nur noch Gastvorträge, seine Ehe ist im Eimer (Scheidung inkluive) und damit auch der letzte Zuschauer versteht, wie am Boden Michael ist, klatscht die Maske ihm noch einen Vollbart in die Moppe als wollte er bald Santa Clause Double werden. Jetzt fehlt natürlich noch der eine besondere Fall, der unsern Protagonisten auf die Füße bringt und schwups steht Barbara Wagner (Teri Polo) vor Michael.

Barbara erzählt Michael von dem jungen Tommy Caffey (Vincent Kartheiser), der in einem Heim lebt seit sein Vater seine Mutter ermordete. Bald ist Tommy 18 und darf an sich gehen, aber Michael soll ihn sicherheitshalber noch mal checken. Michael merkt, dass Tommy ihn sehr an Kyle erinnert…
„The Unsaid“ ist ein total nach Schema F abgedrehter Mix aus Drama und Thriller, dessen erstes Drittel fast nur Drama zu sein scheint. Michael ist am Boden zerstört, der Junge ist auch noch nicht hundertprozentig auf dem Damm, aber so was wie Freundschaft oder Verbundenheit bahnt sich direkt an. So weit, so gut? Ne, nicht gut, sondern eher öde. Hat man alles schon mal besser gesehen und auch die guten Darstellerleistungen können gegen die Standarddialoge nur teilweise anstinken.
Nach etwas mehr als einem Drittel hat man das Gefühl, jetzt sei den Machern auch aufgefallen, dass ihr Film nicht so der Bringer ist und man etabliert den Thrillerpart der Handlung mit einer nicht unbedingt nötigen Mordszene, die leider schon viel zu viel vorwegnimmt. *SPOILER* Auch wenn nur angedeutet wird, dass Tommy das Mädel auf dem Rave tötet, weiß jeder Zuschauer von da an, dass er einen Knacks hat, der aus dem Mord an seiner Mutter resultiert. Außerdem wird er durch den Mord unsympathischer als der Film das möchte und am Ende kann man nicht wirklich verstehen, warum Michael ihn noch so väterlich behandelt und er keine wirklichen Strafen bekommt. *SPOILER ENDE*

Doch auch wenn man die Auflösung viel zu früh ahnt (ebenso wie das Geständnis von Tommys Vater keine echte Überraschung ist), so kann der Film in der zweiten Hälfte mehr Spannung erzeugen. Michael wird manipuliert ohne es zu merken und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn es stellt sich die Frage ob Michael es rechtzeitig genug merkt. Nervig wird es nur an ein oder zwei Stellen: Barbara möchte man z.B. einmal für ihre Doofheit ohrfeigen, da sie durch ihre eigene Blödheit fast ihren Tod verschuldet. *SPOILER* Eine Frage, die leider offen bleibt: Hat es Troy erwischt, oder hat Tommy nur seinen Wagen geklaut? *SPOILER ENDE*
Was „The Unsaid“ aber vor allem ins Mittelmaß rettet, das sind die Leistungen der Schauspieler. Sicherlich hat Andy Garcia schon besser gespielt, aber er ist einfach großartig und kann auch hier überzeugen, obwohl er nicht alles gibt. Auch die Darsteller der Jugendlichen sind für ihr Alter recht gut; nur Teri Polo und Chelsea Field könnten sich mehr ins Zeug legen.

Alles in allem ein durchschnittlicher Mix aus Drama und Thriller. Zwar mit hervorragenden Hauptdarstellern, aber in der ersten Hälfte zu dröge und insgesamt zu wenig originell.

Details
Ähnliche Filme