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Der zynisch-ruppige und desillusionierte L.A.P.D.-Detective Lou Torrey verfrachtet den jüngst verhafteten Großdealer Armitage per Flugzeug nach N.Y., da dieser ebenda wegen Mordes gesucht wird. Doch kaum gelandet, wird der Kerl auch schon aus´nem fahrenden Auto heraus abgeknallt. Das kann sich Torrey natürlich nicht gefallen lassen und greift seinen Ostküsten-Kollegen bei ihren Ermittlungen unter die Arme. Offenbar war Armitage nur ein Opfer eines umfassenden und präzise geplanten Rachefeldzuges eines alternden Mafiosis, der im übrigen noch längst nicht beendet ist und dementsprechend fließt in New York das Blut bald meterhoch in den Straßen...

Dieser ein Jahr vor "Ein Mann sieht rot" enstandene Streifen zeigt schon, auf welche Rolle sich Bronson in den Folgejahren festlegen würde. Er gibt einen knüppelhart-misanthropischen Bullen, der eindeutig an "Dirty Harry" angelegt ist. Da die Brutalität des Lou Torrey aber hier nicht durch persönliche Motive quasi legitimiert wird (wie in den meisten C.B.-Streifen), fällt es schwer, für diesen Protagonisten Sympathien aufzubauen. War aber wohl auch gar nicht der Sinn der Sache, denn in den frühen Siebzigern waren erzreaktionär-knurrige Cops a la Harry Calahan und "Popeye" Doyle eh in Mode. So kontrovers diese Charaktere auch sein mögen, sie haben ihren Kultstatus IMO nicht zu Unrecht, da z.B. um einiges markanter und realistischer als jene gutmenschlichen und sprücheklopfenden Superhelden-Detectives, wie sie man sie aus diversen Actionfilm-Serien aus den ´80/90érn kennt.

Wie dem auch sei, zu bemängeln ist hier in erster Linie die nun nicht gerade als sonderlich innovativ zu bezeichnende Regie von Bronson-Stammregisseur Micheal Winner, der z.B. mit "Ein Mann sieht rot" weit besseres geleistet hat. Es ist deutlich, dass er den ganzen Streifen lediglich auf die Action-Szenen hin konzipiert hat. Alle "unwichtigen" Passagen sollten wohl so schnell wie möglich runtergekurbelt werden und wirken dementsprechend lustlos; der Handlungsablauf ist deutlich zu hektisch. Manche Szenen umfassen sogar nur zwei,drei Sätze! Aus jener Szene, in der Torrey vor dem Spiegel steht und sich angewidert an die hässlichsten Vorkommnise des Falles (bzw. des Filmes) erinnert, hätte einer der intensivsten Momente von "Ein Mann geht über Leichen" werden können, aber nix da: dauert auch nur höchstens´ne Minute und dient wohl nur dazu dem Zuschauer zu sagen "So ein Unmensch ist der Kerl ja doch nicht."

Ob man sich ernshaft an den obig erwähnten Schwächen stört ist jedoch Geschmackssache, denn an solches dürfte sich der geneigte B-Movie-Fan ja schon gewöhnt haben und im übrigen entsteht durch diese Art der Inszenierung angenehm wenig Leerlauf. Das Hauptaugenmerk liegt nun mal auf Action. So sind es denn auch die Schießereien und Verfolgungsjagden, welche in epischer Breite dargelegt werden. Rasante Auto-Stunts und relativ blutige Shootouts halten die Laune im grünen Bereich und sind zudem für einen Film dieses Alters ziemlich aufwendig in Szene gesetzt. Überhaupt ist "Ein Mann geht über Leichen" von der Action her einer der spektakulärsten Bronsons und stellt sogar einige seiner Streifen aus den Achtzigern in den Schatten (wobei natürlich niemals der Bombast eines "Death Wish 3" erreicht wird). Erstaunlich auch der hohe Bodycount.

Desweiteren ist EMgüL den Policemovies seiner Zeit noch um einen weiteren Aspekt vorraus, nämlich das auch heute noch ziemlich erfolgsversprechende Buddy-Motiv. Auch Torrey hat einen recht markanten Partner an seiner Seite, der hier da für Lacher sorgt, wenn er z.B. unachtsam eine brennende Kippe in den Papierkorb wirft. Jener Bulle namens Matthews ist allerdings ein absolut inkompententer und zudem rassistischer Volldepp, dessen Dämlichkeit eher den Baddies als der Lösung des Falles dienlich ist.

Es sind aber nicht nur Bronson´s Lou Torrey und die brutale Action, die diesen Streifen so zynisch/dreckig machen, nein, hier kommt eben jenes typische ´70er-Jahre-Baller-Film-Flair auf:-) Wer "Dirty Harry", "French Connection" oder eben diverse weitere C.B.-Flicks kennt, weiss wahrscheinlich, was ich meine: schäbige Sets, Cops in abgetragenen Anzügen und dreckige Straßen, deren Staub man schon fast durch den Bildschirm hindurch atmen kann. Das sperrige Synthie-Gedudel setzt dem ganzen dann die Krone auf. Manche mögen von ekligem B-Film-Schmuddel sprechen, doch ich mag diese Großstadt-Western-Atmossphäre und daher auch die hohe Bewertung:-)

Fazit: Ruppig-kompromissloses Baller-Kino vom feinsten; für Fans von Bronson und gut abgehangenen Cop-Flicks Pflichtprogramm.

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