"Martial Law" stellt hier keine Spezialeinheit da, sondern ist der Spitzname des prügelfreudigen Cops Sean Thompson. Der wird hier leider noch vom völlig ausdruckslosen Chad McQueen verkörpert, bevor im Sequel Jeff Wincott das Ruder übernahm. Mit nur einem Gesichtsausdruck zieht sich McQueen trotzdem ganz brauchbar aus der Affäre, als knallharter Cop braucht man ja keine Gefühle zeigen und in den vielen Keilereien macht er eine gute Figur. Da ist Cynthia Rothrock um einiges besser. Nicht nur ihre Moves sind meist spektakulärer, sondern sie agiert auch auf erfreulich durchschnittlichem Niveau. Als Billie Blake darf sie zusammen mit Thompson gegen den Autoschieber Dalton Rhodes (David Carradine) ermitteln. Der spielt hier alle locker an die Wand. Als charismatischer Fiesling, der gerne mal kurzen Prozess mit Mitarbeitern macht, oder sich mit Professor Toru Tanaka prügelt, erinnert sein Charakter ein wenig an "Lone Wolfe McQuade". Er hatte hier auch schon 54 Lenze auf dem Buckel und macht in den Kampfszenen immer noch eine gute Figur. Auch die restliche Rige hält sich mit einer durchschnittlichen Leistung gut über Wasser.
Regisseur Steve Cohen inszeniert in seinem Debüt sehr suverän, doch dass es dem 85 minütigen Klopper an Action feht, kann auch er nicht übertünchen. "Martial Law" ist eindeutig überladen, so geht es nicht nur um Autoschieber und Mörder Dalton Rhodes, sondern auch um die leicht kriselnde Beziehung zwischen Sean und Billie, zusätzlich wäre da noch Seans Bruder Michael (Andy McCutcheon). Der ist das schwarze Schaf der Familie und arbeitet für Rhodes. Daraus resultieren massig Streitgespräche, die zwar die solide Story festigen, aber auch mit der Zeit langweiligen, weil man eh weiss wie es endet. So kommt Cohen um einige Hänger nicht herum, wobei man trotzdem nie das Interesse verliert.
Allein schon der 80er Jahre Fan kommt hier durch die Kulisse voll auf seine Kosten. Obwohl mal wieder die karge Großstadt herhalten muss, sorgt Cohen mit seinen vielen Nachtaufnahmen und dem passenden Score für reichlich Atmosphäre. Das Wort "Ostblock" war hier noch ein Tabuthema, noch nicht mal ein Gedanke und die beiden Produzenten Pierre David und Kurt Anderson sind bekannt für ein moderates Budget.
Anderson führte knappe zwei Jahre später beim besseren Sequel Regie, dass mit deutlich mehr Action aufwartet.
Man verlässt sich hier doch zu sehr auf die gängige Story und seine Charaktere. Doch wenn dann mal gekloppt wird, dann auch meist recht ausgiebig. So gefällt besonders die Barschlägerei, oder als Sean und Billie die Strassenschläger auseinandernehmen, wobei der Höhepunkt der synchrone Endkampf ist. Die Choreographien sind erste Sahne, aber noch nicht so ausartend wie im Sequel. Man gibt sich trotzdem ordentlich auf die Moppe, aber mit heruntergeschraubtem Härtegrad, was man auch an den kleinen Schusswechseln sieht. Die Gegner fallen einfach nur um, nur bei der Massenhinrichtung im Finale ist mal ein blutiger Einschuss zu erhaschen. Insgesamt einfach zu wenig Action, aber man muss "Martial Law" auch fairerweise lassen, dass es nie billig aussieht. Der Fiesling darf hier noch eine richtige Luxusvilla besitzen, zudem kommen die vielen und teuren Sportkarossen, die hier durch das Bild rauschen.
Trotz Actionmangel immer noch eine klare Empfehlung an das Original, dass ausnahmsweise schwächer ist als die beiden Sequels. Cohen hat einen guten Job gemacht, es macht Spass unserem Prügelteam McQueen/Rothrock bei der Arbeit zuzusehen. Es fehlt zwar ein wenig Tempo, aber der B-Actionfan kommt auf seine Kosten.