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War es in den 70ern? Oder doch eher in den 80ern? Oder ist es gar eine Modeerscheinung der vergangenen Dekade? Es ist schwierig festzumachen, wann diese Entwicklung begann und es ist ebenso schwierig nachzuvollziehen, weshalb es so passierte wie es offensichtlich passieren musste, fest steht nur eins: es passierte - die mit dem Holzhammer vermittelte moralische Botschaft hielt unaufhaltsam Einzug in das komödiantische Fach und zieht sich nun wie ein roter Faden durch fast alles, was Hollywood uns an Schmunzelware über den großen Teich schickt. Hin und wieder funktioniert das auch ganz gut, aber viel zu oft wirkt der moralische Fingerzeig im komödiantischen Anstrich einfach zu aufgesetzt. Zu letzterer Kategorie ist auch „Click“ zu zählen, der bei anfänglicher Betrachtung eigentlich noch mit einer netten Idee aufwarten kann, diese jedoch nur unbefriedigend ausarbeitet.

Michael Newman (Adam Sandler) ist ein erfolgreicher Architekt, der Tag für Tag dafür schuftet, dass seine Familie ein Leben geboten bekommt, von dem er als Kind nur träumen konnte. Problem bei der ganzen Sache ist nur, dass seine Familie dadurch vollkommen zu kurz kommt. Nun kommt es eines Tages, nachdem der Fernbedienungs-Legastheniker Michael wieder einmal zum Einschalten des Fernsehers die Fernbedienung des Garagentors zu Rate gezogen hat, dazu, dass er sich auf den Weg macht, um eine Universalfernbedienung zu kaufen. Genau die bekommt er auch beim etwas seltsam wirkenden Morty (Christopher Walken). Doch nicht nur Elektrogeräte lassen sich damit bedienen, sondern er kann damit sein gesamtes Leben steuern… und das hat verheerende Auswirkungen…

Wer sich bei dieser Idee der Allmacht über das eigene Umfeld gedanklich schon einmal darauf einrichtet, eine Komödie á la „Bruce Almighty“ vorgesetzt zu bekommen, setzt prinzipiell auf das richtige Pferd, schließlich steckt hinter dem Drehbuch niemand anderes als Steve Koren, seines Zeichens ebenfalls verantwortlich für die Story rund um den „allmächtigen Bruce“. Und über die erste Hälfte des Films hinweg wiegt man sich in sicherer Erwartungshaltung, dass man eine ebenso gut angerichtete Komödie serviert bekommt wie beim Vergleichswerk. Die Gags sitzen soweit allesamt, und auch wenn die Lacher nicht im Minutentakt provoziert werden, fühlt man sich bestens unterhalten. Dass da auch mal der schon arg ausgelutschte Fäkalhumor und ein paar Scherze zu Lasten Homosexueller, Fettleibiger und anderer gesellschaftlicher Minderheiten herhalten müssen, um das Publikum unterhalten zu wollen, kann man sogar im Großen und Ganzen noch verschmerzen, denn letztendlich überwiegt doch die Freude darüber, nochmal solide Comedy für Groß und (mit Abstrichen sicherlich auch) Klein geboten zu bekommen.

Doch dann – just in jenem Moment, in dem man sich innerlich schon eine Zwischenwertung im Bereich von 8 von 10 Punkten notiert – begeht „Click“ die Wendung, die man befürchten musste: die Freude, die die Fernbedienung Michael zuvor noch bereitete, wandelt sich in einen Schrecken, der scheinbar kein Ende nehmen will: der Film offenbart jetzt seine dunkle Seite, und diese offenbart er in jeglicher Hinsicht; Michaels Schrecken projiziert sich zwangsläufig auf sein Publikum, das nun einen filmischen Schrecken durchlebt, dessen Ende nicht nur vorhersehbar ist wie schon lange nicht mehr, sondern auch noch unbequem lange auf sich warten lässt… Nicht nur, dass man Adam Sandler attestieren muss, dass er im melodramatischen Charakterfach einfach kein Talent aufzeigen kann und dadurch den moralischen Aspekt, den „Click“ nun auf die Leinwand bringt, nicht bzw. nur unzureichend übermitteln kann; auch die Botschaft, die Koren in die zuweilen sehr kurzweilige Science-Ficiton-Comedy strickt, ist einfach das, was man als Zuschauer nicht unbedingt (schon wieder) sehen möchte…

Family comes first

Ach, kommt… so langsam reicht’s! Es scheint, als sei es ein besonderes Anliegen der Traumfabrik, immer wieder genau das zu propagieren, was zumindest dem Empfinden des aufmerksamen Bunte-Lesers nach in Hollywood nicht immer so ernst genommen wird: Dass das Familienleben über allem steht! Das wirkt nicht nur aufgesetzt und scheinheilig, sondern vor allen Dingen fängt es an, im hundertsten Aufguß zu langweilen. So richtig die Botschaft auch ist, irgendwann kann man auch mal was anderes erwarten können.

Wer diese Botschaft bisher noch immer nicht verstanden hat, dem seien auch die letzten eher misslungenen Passagen von „Click“ ans Herz gelegt. Und wer die Message ohnehin schon verinnerlicht hat, tut sich und seinen Liebsten einen Gefallen und greift pünktlich zum Wendepunkt dieser Geschichte zur Fernbedienung und schaltet ab, denn alles was folgt, ist nicht mehr der Rede wert und endet schließlich in einer Auflösung, die man gut und gerne als Frechheit bezeichnen kann. Eine sehr gute erste Hälfte (mit einem äusserst amüsanten David Hasselhoff) und eine arg durchwachsene zweite Hälfte gleichen sich letzten Endes zu einem Film aus, der zwar das eine oder andere Comedy-Gewächs der letzten Jahre überragt, aber dann doch nicht durchgehend das macht, wofür Comedy eigentlich stehen sollte: Spaß! 6/10

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