Dear Mr. Walt Disney, Walt!
Ich schicke diesen Brief am besten einmal an beide Enden der Lebenskette. Da ich mir nicht sicher bin an welchem Ende du nun chillst. Ob du mit deinem alten Kumpels Goldwater und McCarthy in der warmen roten Sonne der Hölle Kater Karlos zeichnest (herrgott! Das mit dem Rassimus und der Mitarbeiterbespitzlung hätte ich dir ja noch verzeihen können. Aber warum Bambis Mutter? Warum nur?), oder im Himmel weitere Donald Ducks kritzelst um den alten Herrn die Sache mit seinem Sohn langsam vergessen lässt. Wie gesagt der Brief geht an beide Enden so das ich mir sicher sein kann, dass er dich auch erreicht.
Mir soll es heute um einen Spielfilm gehen den deine Firma uns gestern abend in der Sneak vorgesetzt hat. "Unbesiegbar" hieß er und ich weiß nicht ob du dich schon mit ihm beschäftigt hast. (immerhin waren ja die letzten Jahre mit Eisner und den Miramax-Bruch nicht gerade leicht) Versteh mich bitte nicht falsch, Walt alter Kumpel! Ich weiß deine Firma hat schon viel schlechtere Sachen produziert. Zum Beispiel, die mit dem Prädikat "Meisterwerk" versehenen, jodelnden Kühe. Aber was mich heute zu diesem Brief trieb war die langsame Langeweile die sich nach dem 100. Footballfilm einstellt. Ich liste dir mal ein paar Punkte auf die du ja im Gespräch mit Iger (oder meinetwegen auch mit Jobs sollte er tatsächlich mal auf jemand anderes als auf sich selbst hören) anmerken könntest:
1. Europa interessiert sich nicht für Footballfilme, weil:
1.1. keine Hooligans drin vorkommen
1.2. Wir keine der ständig zitierten Spiele von 1950 oder Namen von irgendwelchen Top-Scorern der 1936er-Liga kennen.
1.3. Wir haben schon Curling, Dart, Damenfußball und Stefan Raab vs. Regina Halmich haben
1.4. die meisten von uns noch nicht so fett sind, dass wir Sport noch selber machen können wenn wir das wollen
2. Deutschland im besonderen interessiert sich dafür nicht, weil
2.1. wir uns gerade erst von einer sinnlos hochgeputschten WM erholt haben
2.2. es bei euch nur verantwortungsbewußte Trinker gibt, was für uns verdammt langweilig ist (und mich nach dem Kinobesuch erstmal eine Runde Sumotori hat spielen lassen)
2.3. wir, wie schon gesagt, Stefan Raab vs. Regina Halmich haben
3. solltest du vielleicht folgendes zur Sprache bringen, was sich nicht nur auf Sportfilme sondern auf Filme im allgemeinen beziehen soll. Wir wollen nicht:
3.1. wieder einen "Underdog"-Film
3.2. wieder eine so vorhersehbare Liebesgeschichte
3.3. wieder eine so oft gesehene Kartahsis
3.4. wieder einen völlig fehlbesetzten Greg Kinnear
3.5. schemenhaften Drehbücher a la "Training --> Quest --> Destiny"
(Punkte 1-3 gelten auch für Basketball-, Baseball- und Eishockeyfilme [und auch die europäischen Vertreter mit "Goal" sollten sich angesprochen fühlen])
Ich weiß was du jetzt sagen willst: "Es ist doch eine wahre Geschichte, wir haben uns das nicht ausgedacht!" Aber, lieber Walt, keiner zwingt euch auf die Suche nach diesen Geschichten zu gehen und diese dann auch noch zu verfilmen. Diese Belanglosigkeit und Schemenhaftigkeit eurer Filme (damit mein ich auch die anderen der ehemals "Big Five" und "Little Three") sorgt für den schlechten Ruf Hollywoods in der Welt. Es sind nicht die Gurken die dem Ansehen eurer Industrie geschadet haben sondern die langweiligen Pausefüller, die man schon beim Sehen wieder vergisst.
Ein paar gute Worte zu "Unbesiegbar" will ich jedoch auch noch loswerden, nur dass du siehst das ich wirklich nichts persönliches gegen dich und die Film deiner Firma habe. Auch wenn der gute Steve euch wahrscheinlich eine horrende Summe für seine Appple-Computer abgenommen hat, hat sich das diesmal gelohnt! Die CGI-Sachen war diskret und gut gemacht. Vor allem die, besonders in den ruhigen Szenen, gute Kameraarbeit konnte davon profitieren. Auch wenn die Kamera durch wilde Rundenfahrten den fehlbesetzten Kennear in seinen schlechten Ansprachen nicht rausreißen konnte, war gerade der goldige Look eine feine Sache der mich in Erinnerung an "Boyz N the Hood" doch eine versteckte Träne aus dem Knopfloch wischen lies. Auch will ich an Mark Wahlberg gar nicht so groß rummeckern. Er blieb zwar etwas hölzern, aber das hat seinem Charakter die nötigen Kanten verliehen und das wiederum war durchaus überzeugend.
Der Film war ja gar nicht mal schlecht. Er war mir einfach nur zu konventionell und zu oft gesehen. Auch wenn alles drumherum recht ordentlich war. Ich habe diese Geschichten einfach nur satt und deswegen müsste ich ihm auf einer Skala von 1 bis 10 lediglich 4 Punkte geben weil ich mich wirklich maßlos über diese, für mich, belanglose Geschichte geärgert habe. Nimms mir nicht krumm, Walt alte Keule!
Wie dem auch sei, ich danke dir für deine Zeit und grüße dich herzlich nach oben, unten, links, rechts und natürlich auch schrägwerts und seitwärts
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