Ein Mann wird von 5 anderen Männern gejagt. Nur einer von den 5 hat ein wirkliches Interesse an dem Gejagten, die anderen machen es nur wegen der Belohnung. Warum wird erst im Laufe der Handlung langsam offenbart. Der Gejagte Gideon ist Pierce Brosnan, der Jäger Carver wird von Liam Neeson gespielt. Die Jagt beginnt in einer verschneiten Berg und Wald Gegend, führt zur Ebene der Prärie und schließlich in die Wüste. Schon aufgrund dieser Konstellation ist mehr zu erwarten als nur ein simpler Rache und Schießwestern. Der Regisseur spielt gekonnt mit dem Genre, lässt beide Schauspieler zu Höchstleistungen aufspielen und zeichnet gekonnt Landschaften und verschiedenen Gruppen des Wilden Westen auf.
Während es in der Bergwelt nur um den brutalen Kampf Mann gegen Mann geht und hier rein der Überlebenswillen zählt. Bilder von Blut und Schnee sind durchaus symbolisch zu verstehen. In einem einsamen Farmer Hütte findet Pierce Brosnan kurz so etwas wie Ruhe, bevor seine Verfolger wieder auftauchen. So ist es in der Ebene anderes dort stoßen die Protagonisten auf Gruppen wie Banditen, Eisenbahner und Mormonische Siedler. Das Ende der sich anbahnenden Zivilisation wird dann recht simpel aber eindrucksvoll durch ein herrenloses Klavier dargestellt. In der Wüste schließlich kommt es zum endgültigen und logischen Showdown und beide müssen sich ihrer eigenen Hölle stellen. Hier werden aber die Grenzen der Realität durchbrochen und man trifft auf leicht skurrile Gestalten wie Indianer und Frauen die Wunderstoffe verkaufen. Die Wunden dieser beiden Männer kann man aber nicht so leicht heilen und so zeigt Seraphim Falls auch eine starke tiefenpsychologische Wirkung.
Unterstützt wird Regisseur Von Ancken neben tollen Landschaften vor allem von seinen Schauspielern. Pierce Brosnan und Liam Neeson wirken glaubhaft und recht überzeugend. Die Bitterkeit und der treibende Hass beider werden bewegend und dramatisch dargestellt. Neben den Hauptdarstellern überzeugen aber auch vor allem Nebendarsteller wie Anjelica Huston, Michael Wincott u.a. Figuren als auch Landschaften sind für die Handlung enorm wichtig. Neben dem Drama dieser beiden Männer gibt es nun mal auch die sich anbahnende Zivilisation des Wilden Westen die sich langsam anbahnt. Vorteilhaft ist hier auch die stimmungsvolle, mit recht einfachen Tönen versehene Musik.
Alles in allem eine recht gute Mixtur aus Landschaft, Darstellern, Drama und Western. Ein wenig wird man die Adult Western Ära erinnert, doch geht David Von Ancken um einiges weiter als diese. Gewalt wird brutal und realitätsnah dargestellt. Gewaltszenen sind zwar ein wichtiger Bestandteil der Handlung, werden aber nur sporadisch gezeigt. Stimmungsvolle Bilder und die Ausdruckskraft beider Schauspieler stehen im Vordergrund. Mit nervigen Pathos oder moralischen Zeigefinger wird zum Glück gespart. Regisseur Von Ancken hat bisher vor allem Folgen von TV Serien gedreht und erst recht wenig fürs Kinopublikum, hier lieferte er aber schon mal eine ziemlich beeindruckende Leistung ab. Das Spiel mit dem Genre hat Von Ancken wirklich eindrucksvoll bewiesen. Vielleicht wird man in Zukunft ja noch mehr von diesem Regisseur hören.
David Von Ancken hat es aus meiner Sicht geschafft einen wirklich erstklassigen Western abzuliefern. Die Bezeichnung Western wird aber diesem Film nicht ganz gerecht, da hier geschickt die Tragödie zweier gebrochenen Antihelden gezeigt wird. Weitere Interpretationen sind aber noch durchaus möglich. Erfrischend zu sehen, dass es doch noch gelingt dann und wann auch in diesem Genre noch ein Highlight mit künstlerischen Bildern und Tiefe zu entdecken. Wer einfach aber einen guten Western mit ebensolchen Schauspielern, beindruckenden Bilder, einer spannenden Handlung mit einem interessanten Ende erleben will, wird bei Seraphim Falls ebenfalls bestens bedient.
„Let him bleed“.