Review

Liam Neeson und Pierce Brosnan spielen in einem Western? Kann das gut gehen? Diese Frage stellte sich mir, als ich nach Filmperlen stöberte und auf "Seraphim Falls" stiess. Beide Mimen sind ja alte Hasen, wenn bisher auch in komplett anders angesiedelten Rollen. Brosnan als Ex-Bond mit stilsicherem, angelsächsischen Charme und Liam Neeson oftmals bekannt als kantiges Rauhbein (Darkman, 96 hours, A-Team). Dazu kommt, dass im Regiestuhl David Von Ancken sass, seines Zeichens Schöpfer von einzelnen Folgen aus bekannten TV-Serien (CSI NY, Heroes) aber bis dato noch ohne  Kinofilmdebüt.

Ums vorweg zunehmen: mir hat die Mischung sehr geschmeckt.
Die Geschichte fängt interessant an und spielt am Ende des amerikanischen Bürgerkriegs. Gideon (Brosnan) der  Ex-Nordstaatler wird von Carver (Neeson) Ex-Südstaatler und ein paar angeheuerten Typen über verschneites Gebiet gejagt. Nur knappt entkommt Gideon jedesmal unter Qualen aber mit Geschick seiner Verfolgertruppe. Die Beweggründe sind zu Beginn noch unklar, weshalb sich die Sympathie des Zuschauers lange Zeit auf der Seite Gideons befindet. Gideon benimmt sich denn auch sehr vernünftig wie anständig einer Familie gegenüber, die er unterwegs trifft. Trotzdem tötet auch er im Verlaufe der Jagd Menschen, allerdings nur wenn er von ihnen bedroht wird. Carver, sein Verfolger hingegen scheint gefühlskalt und zeigt sich meist rücksichtslos auf dem Weg zu seinem Ziel. Seine Kumpanen sind nur des Kopfgeldes wegen mit dabei und werden von Carver auch eher geduldet als geschätzt. Als es Gideon gelingt seinen "Fankreis" laufend zu dezimieren, bleiben schliesslich nur die beiden Hauptkampfhähne für den Showdown übrig. Der findet allerdings in der Wüste statt, bis zu der es Gideon auf seiner langen Flucht schafft. Besonders geil ist an dieser Stelle eine Szene, die ins Surreale abdriftet, als beide Kontrahenten vor Durst halluzinieren. Das Ende sei nicht verraten allerdings fand ich es erfrischend anders als die meisten New Age-Revolverduelle.

Was den Rest angeht: Die Landschaftsaufnahmen sind recht ordentlich. Die Farbfilter routiniert eingesetzt und auch die Kameraführung fand ich recht flüssig. Die Story wird durch einen Rückblick geklärt, ist aber nicht wirklich innovativ. Der Spannungsbogen hätte etwas mehr ausgereizt werden können, der Film wird aber trotzdem nie langweilig. Der Score verhält sich angenehm dezent und die Schauspieler sind zwar in ungewohnten Rollen zu sehen, spielen aber durchwegs solide und glaubwürdig. Der Westen wird mir persönlich immer noch zuwenig "dreckig" dargestellt, aber damit kann ich leben.

Alles in allem bin ich überrascht von dem Erstlingswerk des Herrn Ancken.
Bravo und weiter so, von mir gibts 8 von 10 Punkten.

Details
Ähnliche Filme