Ich habe ja gar keinen Zweifel daran, dass „Borat“ als tabubrechendes Filmexperiment sein Publikum findet. Auch bei mir war der Saal ungewohnt gut gefüllt und der Großteil der Besucher hat sich köstlich amüsiert.
Angefixt durch den frechen Trailer, hatte ich jedoch eine deutlich niveauvollere Komödie erwartet, die sich Amerika so vornimmt, wie es sich seit Michael Moore niemand mehr getraut hat. Und in der Tat scheinen in den nicht gestellten Interviews bedenklich unverblümt rassistische Tendenzen durch, die ganz selbstverständlich in die Kamera geplaudert werden. Die Dummheit dieser Menschen ist aber gerade nach den Moore – Kampagnen und seinen Nachzüglern überhaupt nichts Neues mehr. Das drumherum schon, aber in einem katastrophalem Zustand.
Man kann in die Odyssee von Sacha Baron Cohen („Ali G Indahouse“) als TV-Reporter Borat Sagdiyev natürlich wieder einmal alles Erdenkliche hineininterpretieren. In der Tat finden vor allem die modischen Anhänger des Antiamerikanismus genügend Schießpulver um feuchtfröhlich ein Glas zu heben, Fakt ist aber, dass mich persönlich „Borat“ in keiner einzigen Sekunde erreicht hat, weswegen dieses Review nicht nur äußerst knapp, sondern auch durch und durch subjektiv bleibt. Da fällt auch eine genauere schriftliche Analyse flach. Ich verweise dafür auf meinen Kollegen Moonshade, denn der hat eigentlich alles Wichtige in ausführlicher Form zusammengefasst. Sein Text sei an dieser Stelle empfohlen.
Neben den wenigen Lichtblicken, die grundsätzlich davon profitieren können, dass Borat endlich mal die Klappe hält und die Szenen für sich stehen lässt, regiert hier leider zuviel Fäkal- und Grossouthumor der widerlichsten Sorte (Wobei ich mich speziell bei der nackten „Hotel-Nummer“ stets fragen musste, wie man so etwas wirklich amüsant finden kann). Wenn die Geschmacklosigkeit in einer Catcheinlage zweier entblößter Männer mündet, die sich nach einer widerlichen Masturbationseinlage um ein Pamela Anderson – Hochglanzmagazin gegenseitig die Geschlechtsteile um die Ohren pfeffern, ist der Bogen endgültig überspannt.
Die Suche nach Pamela Anderson, in die sich Borat nach einer Folge „Baywatch“ verliebt, hält aber noch eine hohe Anzahl weiterer Passagen mit schwachsinnigen Momenten bereit, die gern auch mal ihr Ziel verfehlen oder gar keins haben.
Fazit:
Vielleicht lag es an meiner Erwartungshaltung, mit „Borat“ eine bittere Satire geboten zu bekommen, vielleicht aber auch einfach an der Niveaulosigkeit des Gezeigten, das mit nicht einmal 80 Minuten immerhin relativ fix sein Ende findet und sein Pulver bis dahin auch verschossen hat. Mich erreichte diese eventuell intelligent gemeinte und provozierende inszenierte Reportage des kasachischen Aufklärungsreporter Borat jedenfalls in keiner Weise. Wirklich der schlechteste Film, den ich dieses Jahr im Kino sehen durfte.