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Seit einem traumatischen Kindheitserlebnis zu Weihnachten hat Harry einen Knacks. Dies äußert sich in einer Obsession hinsichtlich Weihnachten und insbesondere der Figur des Santa Claus. Und so spielt der von Lewis Jackson geschriebene und inszenierte Horrorstreifen mit dieser Besessenheit im damaligen Heute, wenn Harry als Erwachsener in einer Spielzeugfabrik arbeitet und das Weihnachtsmann-Dasein selbst in die Hand nimmt. Sein Ansatz schließt allerdings auch die Bestrafung derer ein, die in seinen Augen nicht brav waren – und seine Maßstäbe können hierbei recht subjektiv sein.

Dabei nähert sich das Skript der Figur des Harry immer wieder etwas an und bekommt man mit „Christmas Evil“ auch keine tiefschürfende Auseinandersetzung mit dem (nicht so wirklich traumatisierendem) Trauma und dem sich daraus ergebenden Charakter, so versucht Jackson sich durchaus an einer halbwegs ernsten Betrachtungsweise. Denn er gesteht dem Handeln Harrys und seinem Wahn immer auch eine dezent traurige Note zu. Selbst in den Szenen, die nach außen hin für Heiterkeit sorgen könnten, will sich keine Leichtigkeit einstellen. Atmosphärisch ist „Christmas Evil“ durchaus und in seiner trockenen Präsentation spricht er auch immer wieder Themen an, die man in solch einem Genrebeitrag weniger erwartet. Harry geht es nicht nur um Bestrafung, er formuliert ebenso den Weihnachtsgedanken aus (und setzt ihn um) oder tritt für qualitativ hochwertiges Spielzeug ein. Dem Sujet der Jahreszeit nicht fremd, in solch einem Film dazu eine gern genommene Ergänzung.

Wirklich sympathisch wird Harry jedoch nie. Nicht nur wegen seiner Taten, aber auch sonst will die Verbindung nicht so recht aufgebaut werden. Dennoch bleibt er eine interessante Figur, die man eben auf ihrem Weg durch die Abwärtsspirale begleitet. Bis zu einem ebenso passenden Ende.
Inszeniert ist „Christmas Evil“ nicht sonderlich filigran, aber bewusst in dem Ton, den er treffen will. Die Figuren abseits von Harry sind dazu eher grob modelliert und dienen eher als Wegpunkte auf Harrys Trip. Dieser bietet auch ein paar Effekte aus der Slasher-Ecke, der Gorehound wird hier allerdings nicht glücklich.

„I can play the tune now."

„Christmas Evil“ (oder auch „Taxi Driver Holiday Special“) ist ein atmosphärischer Genrebeitrag, ein Blick auf eine Figur im Abstieg, eingebettet in die Vorweihnachtszeit. Nicht der typische Santa-Slasher und auch nicht sonderlich zeigefreudig, aber angenehm eigen, dabei eine stete innere Unruhe erzeugend und zielstrebig seine Geschichte erzählend.

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