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In den 80ern war die Welt noch in Ordnung. Da verband man mit Miami Sonne, Strand und Meer und 2 launige Ermittler namens Crockett (Don Johnson) und Tubbs (Philip Michael Thomas) erlebten lichtdurchflutete, jugendfreie Abenteuer. Doch nun, im 21. Jahrhundert, scheint der Kinofilm zur Kult-Serie „Miami Vice" seinem Vorbild entwachsen zu sein: Fürs Kino wurde von Michael Mann ein rauer, beinharter und ironiefreier Thriller geschaffen, bei dem einzig Colin Farrells Vokuhila-Frisur an die 80er Jahre erinnert.

Zur Story: Die beiden Polizisten Crockett (Colin Farrell, „Alexander") und Tubbs (Jamie Foxx, „Ray") ermitteln undercover als fingierte Drogenschmuggler für einen der größten Drogenschieber, um ihn und seine Handlanger schließlich auffliegen zu lassen. Doch der simple Plan gestaltet sich zunehmend als schwierig, da Misstrauen an der Tagesordnung ist und sich Crockett zudem in die Vermittlerin Isabella (Gong Li) verliebt...

Wer das Oeuvre Michael Manns kennt, weiß auch hier, was auf ihn zukommt: Ebenso wie „Heat" und „Collateral" zieht der Thrillerspezialist was brutalen Realismus und düsteren Look angeht wieder sämtliche Register. Grobkörnige Bilder unterstützen diese grimmige Grundstimmung des Films. Leider vergas er dabei phasenweise, eine interessante und mitreißende Geschichte zu erzählen. Bedenkt man die zahlreichen Schauwerte, welche in diesem seelenlosen Blockbuster von Speedboats über Ferrari bis hin zu Sex unter der Dusche geboten werden, so lässt doch das Sinnieren über ihre Beziehung zwischen Crockett und Isabelle schlicht kalt und wirkt deplatziert, da es den Erzählfluss der sowieso etwas zu dünn ausgefallenen Story noch weiter hemmt. Ohnehin bleiben sämtliche Figuren blass und eindimensional. Die sich beinahe schon physisch manifestierende Intensität von „Heat" und „Collateral" bleibt unerreicht und es fallen besonders in der 2. Hälfte des Films einige Längen auf.

Bedenkt man, dass die Kinoversion zu „Miami Vice" so gut wie nichts mit der Serie zu tun hat und 130 Mio. Dollar gekostet haben soll, so kann man über das Resultat gar etwas verärgert sein. Gut: man sieht, wo das Geld geblieben ist - es gibt zahlreiche Actionsequenzen und eine tadellose, edle Optik - aber das rechtfertigt nicht ein solch simples Skript und einige unfreiwillig komische, in Banalität ertrinkende Dialoge. Auch kann sich der Thriller nicht wirklich zwischen Action und Drama entscheiden: Einerseits gibt es Schießereien und Explosionen satt, andererseits irritieren der melancholische Score und die triviale Liebesgeschichte durch ihre gestelzt wirkende Dramatik.

Fazit: Über weite Strecken unterhaltsames, aber seelenloses Popcornkino, welches man konsumieren sollte, ohne intellektuelle Ansprüche zu erheben. In „Miami Vice" hat die ansprechende, ästhetische Form über den banalen Inhalt gesiegt. Ein ernsthafter und überdurchschnittlicher, aber nicht wirklich hochklassiger Vertreter des Cop-Thrillers.        

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