Michael Mann haucht der Kultserie " Miami Vice " hier neues Leben ein. Entstanden ist ein über zwei Stunden langes Movie, welches aber nicht wie eine überlange Serie wirkt.
Regiesseur Michael Mann hatte eine sehr schwierige Arbeit vor sich, denn die Fans der Serie, mich mit eingeschlossen, erwarteten sehr viel. Mann musste also entscheiden, hält er sich an den Stil der Serie, oder zeigt er etwas Neues. Er hat sich für Zweiteres entscheiden, denn der Film hat fast nichts mit der Serie mehr gemein, außer die Undercoverstory. Nun bricht das große Streiten aus, die Einen sind froh, das Mann was Neues kreiert hat, die Anderen hassen ihn dafür. Nun, ich war mehr als zufrieden, auch wenn ich auf mehr Paralellen gehofft habe. Ich war einfach zu arg an die Serie gewöhnt und ich habe wirklich alle Teile gesehen.
Trotzdem liefert auch Mann hier wieder den Beweis, dass er sich von allen Regiesseuren abhebt und verpasst dem Film somit einen ganz eigenen Touch.
Als Budget hatte er gute 60 Millionen Dollar zur Verfügung, welche man dem Film auch ansieht. Dieses dürfte der Film auch locker wieder hereinholen, obwohl ich jetzt schon sagen kann dass manch ein Fan enttäuscht sein wird.
Inhalt:
Die Undercovercops James Sunny Crockett und Ricardo Tubbs haben einen Informanten dem FBI ausgeliehen, doch dieser begeht Selbstmord. Nun bittet das FBI die Beiden Cops um Hilfe. Sie sollen sich in die Organisation von Jesus Montoya einschleichen und das Netzwerk von innen sprengen. Sie dringen als Transporter in die Organisation ein, doch sie drohen privat zu scheitern, denn Sunny verliebt sich in die Bänkerin Isabelle und auf Tubbs Freundin wird ein Anschlag verübt. Außerdem versucht ein Unterhändler von Montoya die Beiden außer Gefecht zu setzen. Nun drohen die beiden Undercovercops aufzufliegen.
Die Story hat eigentlich nicht viel Neues zu bieten und ist auch die einzige Gemeinsamkeit mit der damaligen Serie. Auch hier müssen sich Crockett und Tubbs in eine Organisation einschleußen, aber diesmal in eine sehr mächtige und vor allem vorsichtige.
Das Neue ist dass bis jetzt kein Film die Undercoverarbeit so realistisch gezeigt hat wie Miami Vice. Gut, das erste Treffen läuft etwas nach Schema F ab, der Unterhändler misstraut den Beiden, worauf Crockett und tubbs den großen Otto los machen und sogar mit einer Handgranate drohen. Trotzdem ist die Spannung dabei, vor allem wenn die Kamera ganz nah an die Augen der Gangster fährt und man in diesen schon fast sehen kann, dass sie etwas ahnen.
Den Obermacker Montoya bekommen die Beiden nur einmal kurz zu sehen und das nur für ein ganz kurzes Gespräch. Montoya selber kommt dem Zuschauer wie ein Profi vor, der weis was er will und sich nicht nur auf eine Aussage verlässt.
So dringen wir dann immer tiefer in die Undercoverarbeit ein. Wir sehen wie Crockett und Tubbs die Transporte durchführen, stets mit verschiedenen Transportmöglichkeiten wie Flugzeug, Auto oder Speedboote.
Für einen Michael Mann Film gibt es unheimlich viele knisternde Momente. So lässt sich Tubbs nochmal ausführlich von seiner Freundin durchs Bett scheuchen, bevor die Große Aktion beginnt. Sunny macht sich während des Auftrags an die Bänkerin Isabelle heran und verbringt auch mit ihr einige heiße Momente in denen man sehr viel nackte Haut und von der Kamera her ganz nah am Geschehen ist. Diese Lovestory zieht sich dann durch den ganzen Film und auch gegen Ende rettet ihr Sunny das Leben.
Viele die " Miami Vice " sehen wollen, denken es sein ein Actionfilm. Das ist es nicht. Es ist ein düsterer Krimi. Demnach fällt auch der Actionanteil nicht so hoch, dafür aber sehr realistisch und hart. Vor allem als die zwei FBI Männer am Anfang im Auto perforiert werden, ist ultrahart anzusehen. So realistische Schuss geräusche wie hier, habe ich noch in keinem Anderen Film gesehen. Man sitzt wirklich mit einem Staunen im Kino, vor allem beim Endshootout mit blutigsten Einschüssen. Da kommt man sich echt vor wie im Krieg. Das Ganze ist dazu noch so laut, dass es fast in den Ohren wehtut.
Natürlich werden Crockett und vor allem Tubbs auch von Emotionen geleitet. Als Tubbs Freundin entführt wird, geht er deshalb knallhart gegen die Gangster vor. Trotzdem belibt der Film in der Action stets realistisch, die Beiden sind keine Superhelden. Auch wenn die Action eher sparsam gesetzt ist, so ist der Film nie langweilig, denn der Spannungsbogen wird immer mehr gespannt und auch die Dialoge sind auf hohem Niveau angesiedelt.
Dafür bekommt man wirklich kaum Humor geboten, hier und da mal einen harten Spruch, ansonsten bleibt der Film komplett ernst und vor allem nimmt man ihn auch ernst.
Die Optik ist mal wieder ein Klasse für sich. Man benutzt auch die selbe Aufnahmetechnik wie schon in " Collateral ", so haben vor allem die Nachtaufnahmen einen ganz eigenen Touch und sehen verdammt realistisch aus, besser geht es nicht mehr. Dazu bietet Michael Mann brillante Nacht sowie Landschaftsaufnahmen. Vor allem bei den Speedbootszenen gibt es klasse Panoramabilder zu sehen. Als die Optik könnte nicht besser sein. Das einzige was mich stört ist als die Wackelkamera. In machen Szenen ist der Realismus einfach nicht gut und es ist so verdammt schwer dem Geschehen zu folgen. Diese schnelle, wacklige Kamera ist für die Augen einfach zu anstrengend. Gott sei dank wird sie nicht so oft eingesetzt.
Auch der Sound ist kaum zu toppen. Es werden alle Arten von Sounds aufgefahren die man kennt, von Techno bis Hip Hop, von Rock bis Heavy, von Klavier bis Liebesmusik. Die Pallete der Sounds ist riesig und untermalt jede Szene perfekt.
Colin Farell als James Sunny Crockett. So eine Rolle hätte man ihm gar nicht zugetraut. Er ist sehr ernst und sachlich, kann aber auch schnell ausrasten. Aber seine Anziehungskraft zu Frauen ist immer noch vorhanden.
Oscarpreisträger Jamie Foxx verkörpert Ricardo Tubbs, der etwas ruhiger der Beiden. Auch er brilliert in seiner Rolle und man hätte keinen Besseren finden können.
Die Beiden ergänzen sich perfekt, streiten sich nicht und wissen beide ganz genau was sie zu tun haben. Natürlich gerät auch das Privatleben beider in die Schussbahn und jeder hat seine eigene Methode um damit fertig zu werden.
Auch die restlichen Darsteller verkörpern ihre Rollen perfekt und jeder ist glaubwürdig.
Fazit:
Hat fast gar nichts mehr mit der Serie gemein, ist aber trotzdem eine Wucht. Nur die Story hat nicht wirklich viel Neues zu bieten ist aber spannend umgesetzt. Die Darsteller sind allesamt perfekt. Action ist eher sparsamer gesäht, wenn dann hart und realistisch. Die Optik und der Sound sind ein Knaller, nur die Wackelakamera und zu schnelle Bildfolge empfinde ich als störend. Insgesamt auf jeden Fall mehr als gelungen.