Review

Bedauerlich, dass Trailer oftmals nicht den Film widerspiegeln. Vielleicht auch gut so. Denn der Trailer von Mann´s neuem Werk war desaströs. Allein die musikalische Untermalung, Jay-Z & Linkin Park, das passte meiner Erachtens überhaupt nicht. Ein bekannter Song, der dazu ein billiges Machwerk der untersten Schublade der Geldmaschinerie Musikindustrie darstellt, ist die Hintergrundmusik für den Trailer. Da stellte ich mir nach dem Trailer die durchaus berechtigte Frage: Soll ich wirklich in diesen Film gehen?
Ich habe es getan und darf der obigen Hypothese zustimmen. Der Film ist - zum Glück - bei weitem nicht so, wie der Trailer es verspricht. Merci.
Bereits im sehr atmosphärischen Beginn merkt man den Stil von Michael Mann. Das mag für Nicht-Kenner von Heat oder Collateral wunderbar wirken, wer besagte Filme kennt, wird nicht sonderlich davon beeindruckt sein. Eine düstere, neonfarbene Stadt bei Nacht, Lichtermeere, grobe Perspektiven. Das alles ist visuell immer noch beeindruckend. Die musikalische Untermalung ist nach besagten Opening-Song (siehe auch Trailer) durchweg gut. Erinnerungen an Collateral sind partiell vorhanden.
So sehr der Film ein audiovisueller Genuß ist, so sehr lässt die Story einen weniger genießen. Denn hier herrscht Hektik pur. Man ist als Zuschauer geneigt, irgendwann fast nicht mehr mitzukommen, so vielfältig sind Schauplatzwechsel und Nebencharaktere. Wirkt dadurch die Story komplex? Falsche Antwort, die Story ist mehr als simpel konstruiert und scheinbar war es die Intention des Regisseurs, möglichst viele Details reinzupacken, die aber keine Komplexität bieten, sondern nur wie ein etwas zäher Zuckerguß wirken. Eine Fata Morgana der Komplexität. Darf man bei Mann´s Filmen aber auch nicht erwarten - denn war Collateral sonderlich vielschichtig?

Diese Hektik macht den Film auch sehr sehenswert. Bis die dann die Ruhe vor dem Sturm kommt, die Ausarbeitung der Liebesbeziehung in der Mitte des Filmes. Die Bremse wirkt leider zu heftig, der Zuschauer wird nach den dauernden Schauplatzwechseln zu stark ausgebremst. Das schadet und macht den Mittelteil zäh.

Natürlich folgt im Finale das obligatorische Feuergefecht, hart, hektisch, brutal, eine Agonie. Das mag man recht ambivalent sehen. Wer auf Realismus setzt, wird nicht enttäuscht. Hervorragender Sound, hektische Handkameras, kein Überblick, totales Chaos und man erkennt nicht, wer eigentlich hier genau schießt bzw. zu Boden geht. So muss ein Feuergefecht wohl in der Realität sein. Andererseits macht das Feuergefecht eben deswegen keinen filmischen "Spaß", es wird blind herumgeschossen, hektisch, chaotisch, es fehlt ein wenig die Dramatik, so sehr sie in Feuergefechten auch nur ein cineastischen Hilfsmittel sein mag.
An diesem Film werden sich die Geister scheiden, ich halte ihn dennoch für sehr gelungen, mit gewissen Abstrichen. Dass der Film wenig mit dem Original Miami Vice zu tun hat, stört mich nicht. Im Gegenteil, ich finde es fast besser. Ein Blick zurück zeigt so manche gescheiterten Serien-Verfilmungen, die manche Darsteller und Regisseure ab liebsten begraben würden. Man denke hierbei nur an "Mit Schirm, Charme und Melone".

Zusammenfassend: 8/10

+ Audiovisueller Genuß
+ Handwerklich perfekt
+ Sehr guter Soundtrack...- ...bis auf den Song von Jay-Z & Linkin Park
- Simple Story in zu hektischer Erzählweise

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