Miami Vice 2006 ist der härteste Action-Thriller dieses Jahres und hebt sich somit von dem ganzen Mainstream-gerechten FSK12 Filmen ab, mit denen man in regelmässigen Abständen stets die selbe Story präsentiert bekommt.
Wie schon die Serie in den 80ern, spiegelt auch der Film das momentane Lebensgefühl der heutigen Generation wieder. Waren es früher wellige Frisuren und beige Anzüge, sind es heute eben Handys, Designer-Hemden und schnelle Autos. Der Film transferiert die Serie eben in eine neue Zeit und da muss er halt auch das zeigen was heutzutage "in" ist.
Die Optik ist einer der Stärken des Films. Die komplett in Digital-HD gedrehten und mit fetten Bässen unterlegten Szenen sehen einfach cool aus. Besonders die hammermäßigen Aussenaufnahmen lassen das Gefühl aufkommen man schaue sich einen Newsreport an und sei Live im geschehen. Das hat ja schon bei "Collateral" ausnahmslos gut funktioniert. Miami wird dabei auch untypisch eben nicht als der Sunshine-State gezeigt, sondern eher als düstere Großstadtmetropole die vom Verbrechen regiert wird. So spielt sich die Geschichte in den Häuserschluchten ab die durch die ständigen Gewitter umso bedrückender wirken.
Die Story ist nicht so hohl wie oftmals behauptet. Drogendeals sind zwar nichts neues, aber auf Grund der "Wer gehört zu Wem?"-Spielchen wirkt das Ganze doch recht frisch und mitunter auch innovativ (der ein oder andere Twist kann dann auch überraschen). Denn auch Storytechnisch wird klar gemacht, das es sich hier nicht um einen Kiddie-Streifen handelt. (Stichwort: Neo-Nazis als Gegner)
Die Action ist wohl dosiert aber ausgesprochen realistisch. Über Speedbootfahrten, bis zur finalen Schiesserei, die wohl die coolste seit "The Mechanik" ist, ist alles vertreten was das Actionherz begehrt. Die Actionszenen sind nicht nur realistisch sondern auch äußerst brutal und kaltschnäuzig ausgefallen. Leute werden durch Schläge auf den Kehlkopf, Kopfschüsse und Messerstiche umgebracht.
Auch charakterlich wird einiges geboten. Die Hauptakteure bleiben nämlich gerade NICHT stereotypisch cool. Vor allem der Charakter Tubbs (großartig von Jamie Foxx gespielt) begibt sich auf eine Tour-De-Force und zeigt so ziemlich alles was an Gefühlen zur Verfügung steht. So entwickelt sich der Film im Mittelteil immer mehr zur Charakterstudie über Undercovercops.
Für mich als Michael Mann-Fan ist der Film natürlich Pflichtprogramm. Aber ich würde den Film auch uneingeschränkt an alle anderen weiterempfehlen. Denn wer sich einen knallharten und realistischen Actionthriller mit coolem Look, fettem Sound und ner gehörigen Portion Charakter-Dramatik angucken will ist hier genau richtig.
8/10