Review

Nach den beiden Meisterwerken Heat und Collateral welche zu meinen Lieblingsfilmen gehören, war ich gespannt wie Michael Manns Neuinterpretation der Serie, die ihn einst großgemacht hatte, aussieht. Gleich vorweg: Ich war enttäuscht und froh, dass ich mir das Kinogeld gespart habe.

Doch warum funktioniert Miami Vice nicht wirklich? Zunächst einmal ist die Story um Drogenkartelle und Undercoveragenten mittlerweile einfach zu ausgelutscht. Der Plot hätte für einen flotten Actioner gereicht, nicht aber für die Ambitionen eines Michael Mann. So hält die Geschichte nur bedingt bei Laune, da der nötige Drive, vor allem im Mittelteil einfach fehlt. Eine große Stärke waren immer die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Doch auch hier bleibt der Film erstaunlich blass. Das Schicksal der Figuren interessiert einen nicht wirklich.

Einen Tiefpunkt erreicht der Film in den Schmalzszenen zwischen Colin Farell und Gong Li. Szenen die vor Klischees strotzen und einfach langweilen.

Auch darstellerisch reißt Miami Vice keine Bäume aus. Wieder einmal wird bewießen, dass Coolness nicht antrainierbar ist Entweder man hat sie, oder man hat sie nicht. Colin Farell liefert eine durchaus nuancierte Performance ab, dennoch vermag er es nicht den Zuschauer zu fesseln. Jamie Foxx, der in Collateral in einer großartigen Leistung als träumender Taxifahrer brillierte, kann in seiner Rolle auch nicht wirklich Akzente setzen. Die Nebendarstellerriege kann sich sehen lassen. So freut es mich den dicken Schwarzen aus Collateral und Justin Therox wieder zu sehen.

Doch nun zum Positiven. Inszenatorisch ist Mann ein Meister und diese Qualitäten zeigt er auch hier wieder vollends auf. Er entwickelte den DV Look aus Collateral weiter und liefert einige Bildkompositionen ab, die schlichtweg meisterhaft sind. Man sehe sich nur die Kamerafahrt über die Wasserfälle an. Auch der Soundtrack ist wieder gut, auch wenn er nicht die Klasse von Collateral erreicht.

Großartig ist die letzte halbe Stunde in der Miami Vice endlich Fahrt aufnimmt und Mann voll in seinem Element ist. Die Befreiungsaktion ist wieder mal von durchweg realistischen, knallharten Aktionen geprägt und die Explosion des Wohnwagens ist unglaublich wuchtig. Die Tongestaltung ist wie mittlerweile von Mann gewohnt einfach brillant. Da fliegen einem die Kugeln nur so um die Ohren. Der letzte Shoot out ist dann wirklich mal wieder perfekt inszeniert und muss sich nicht vor den Actionsequenzen in Heat und Colalteral verstecken.

Fazit: Miami Vice ist zwar ein netter Film und zum einmaligen Ansehen gut geeignet, jedoch für Mann Verhältnisse eine Enttäuschung. Vor allem seine Klasse als Drehbuchautor scheint ihm in diesem Fall abhanden gekommen zu sein. Audiovisuell ist der Film wiedermal atemberaubend und die letzte halbe Stunde macht richtig Laune. Doch leider ist das meiste davor nicht wirklich der Rede wert.
7/10

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