Review

Was wäre Hollywood ohne seine heiß geliebten Fortsetzungen?
Höchstwahrscheinlich innovativer und spannender, aber mit Sicherheit auch um einiges ärmer. Denn was gibt es Leichteres, als einen erfolgreichen Filmtitel mit einer 2 oder 3 zu versehen, ihn noch einmal ins Rennen zu schicken und sich vor Vorfreude (auf saftige Gewinne) die Hände zu reiben?!

Ins Kino schaffen es meist nur jene Fortsetzungen, die, die ursprüngliche Crew (mit möglichst wenigen Änderungen), eine mehr oder weniger neue Story und ein vielfaches an Budget aufweisen können. Aktuelle Beispiele dafür wären „MI:3“ oder „X-Men 3“.
Die DVD ist eher dafür prädestiniert, dass man einen komplett unterschiedlichen Film mit irreführendem Titel (siehe „Gefährliche Brandung 2“) oder eine Fortsetzung mit gleicher Geschichte, anderen, zumeist billigeren und auf eine Zielgruppe unter 20 Jahren abzielenden Darstellern und viel weniger Budget aufs Auge gedrückt bekommt. So gesehen bei einer Vielzahl von Filmen mit so klingenden Namen wie „Wild Things 2“, „American Psycho 2“, „Eiskalte Engel 2“ und „Hollow Man 2“, bei denen man häufig nur Direct-to-DVD-Ware möglichst gewinnbringend loswerden wollte.

Zu dieser Art von Filmen zählt auch „Butterfly Effect 2“, die Fortsetzung des Überraschungserfolges, mit Ashton Kutcher und Amy Smart, aus dem Jahre 2004.

Regisseur John R. Leonetti hat bis jetzt, außer „Mortal Kombat 2“ (der bekanntlich nicht gerade ein Anwärter auf den besten Film aller Zeiten ist) und einigen TV-Filmchen noch nichts vorzuweisen und bei Eric Lively (dem Hauptdarsteller), der mit Ausnahme eines Auftritts in „American Pie“ auch nur fürs Fernsehen tätig war, sieht es nicht besser aus. Die weibliche Hauptrolle übernimmt Erica Durance (Lois Lane aus der TV- Serie „Smallville“), die (gemeinsam mit der penetranten Werbung auf www.blairwitch.de) auch der eigentliche Grund dafür war, dass ich mir die DVD letztendlich überhaupt besorgt habe.

Die Story von „Butterfly Effect 2“ ist schnell erzählt, da sie sich in vielen Punkten ziemlich exakt mit Teil Eins deckt und alle Ergänzungen direkt aus dem Großen Buch für Filmklischees entnommen wurden.

Nick Larsons (Eric Lively) Freundin Julie Miller (Erica Durance) und zwei weitere Freunde sterben bei einem Autounfall, den Nick als einziger überlebt. Es müssen erst 2 Jahre ins Land ziehen, bis er seine Gabe, mittels Fotos in die Vergangenheit zu reisen, entdeckt und alles versucht, um dieses Ereignis ungeschehen zu machen. Nach der erfolgreichen Abwendung des Unfalls wird Nick aber gierig und benutzt seine Fähigkeit um sich zu bereichern.
Die (zu erwartende) Katastrophe nimmt ihren Lauf.

Trotz dieser klaren Nullstory war ich von dem Film im Großen und Ganzen überrascht.

Der Plot ist weniger sprunghaft und deutlich geradliniger als jener von „Butterfly Effect“ und Leonetti hat auch dessen, viel kritisierte, Logiklöcher so gut wie möglich vermieden.
In gewissem Sinne ist der Streifen dadurch aber auch etwas weniger interessant als Teil Eins geraten.
Weiters konzentriert sich der Regisseur mehr auf typische Krimi- bzw. Thrillerelemente und nicht mehr so stark auf eine Romanze, wie noch im ersten Teil. Man könnte sagen, er hat das Beste aus dem hinreichend bekannten Plot herausgeholt.

Die Darsteller agieren zwar hölzern, aber bei weitem nicht so schlecht wie erwartet und die beiden Sexszenen für Pubertierende sind auch zu verschmerzen.

Besonders positiv fand ich, dass man sich ein Herz genommen hat und das Ende genau so umsetzte, wie es Eric Bress und J. Mackye Gruber (die Macher von Teil Eins) gerne gehabt hätten.

Ein weiterer positiver Punkt ist die Idee, sich nicht nur auf die Beeinflussung des Unfalls zu konzentrieren, sondern auch darauf, was solch eine Fähigkeit noch für Veränderungswünsche aufkommen lassen könnte.

Weder Musik und Kamera noch die Effekte oder die Kulisse sind mir negativ aufgefallen.


Fazit:

Klarerweise kein Qualitätsfilm und auch kein Kinofilm, aber für einen DVD-Abend mehr als ausreichend.
Die bekannte Story wird so gut wie möglich ausgereizt und mit einem konsequenten Ende gekrönt.
Die Darsteller passen genau zur jugendlichen Zielgruppe und die dunkle Atmosphäre und Ausweglosigkeit mancher Szenen lässt sogar Spannung aufkommen.

Sicherlich weniger innovativ und überragend als „Butterfly Effect“, aber deutlich besser als viele andere Direct-to-DVD-Ausschlachtungen bekannter Titel.

Für mich somit eine überaus positive Überraschung.

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