"Full Metal Jacket" ist ein untypischer Anti-kriegsfilm, aber sind nicht alle guten Anti-Kriegsfilme untypisch? Man denke nur an das verwirrende "Apocalypse Now", das wie ein Trip auf Drogen wirkt oder das langsame, ruhige "Die durch die Hölle gehen". Keinen dieser Filme kann man mit Kubricks Werk vergleichen, der hier wieder mal Maßstäbe setzte.
Die Story ist allgemein bekannt: Im ersten Teils werden die jungen Rekruten zu Killermaschienen ausgebildet, im zweiten Teil in Vietnam verheizt. Interessant dabei ist die Darstellung von Vietnam, das hier nicht, wie sonst üblich, aus Dschungel, sondern aus einer tristen Häuser-Ruinen Landschaft besteht. Überhaupt ist die Art der Regieführung, des Schnittes und der Kameraführung Kubrick-mäßig außergwöhnlich. Die Zeit, die die Soldaten ausgebildet werden, sieht man wirklich nur (!) die Ausbildung, nie etwas anderes. In jeder Szene schreit sie der Drill Sergeant an und sie müssen irgendwelche Übungen durchführen. Nie sieht man was privates, persönliches von den einzelnen Soldaten oder wie sie ihre Freizeit verbringen. Dadurch gleicht das ganze, hervorgehoben auch durch die spärlichen und differenzierten Off-Kommentare, wie ein Dokumentarfilm.
Der zweite Teil geht viel näher auf die Soldaten, oder auf das, was von ihrer Psyche noch übrig ist, ein. Sie wirken teilweise wie kleine Kinder auf einem Spielplatz, wenn sie untereinander streiten oder mit Prostituierten um die Preise verhandeln. Im Kampf sind sie unerfahren und schlichtweg überfordert. Auch hier leistet die Regie ganze Arbeit: Die Kamera läuft mit den rennenden Soldaten mit, es gibt wenige Schnitte, man hat das Gefühl, selbst dabei zu sein. Der Film lebt eigentlich zum großen Teil von seinen Bilder, in die man ziemlich viel reininterpretieren kann (Kubrick eben).
Er kritisierte mit seinem Film , indem er viele Stellen stark überzogen darstellte (den Drill Sergeant, den Mann im Hubschrauber, der Zivilisten abschießt,....), nicht nur den Krieg sondern auch Amerika, deren Soldaten keine Ahnung zu haben schienen, worauf sie sich mit Vietnam einließen. Außerdem gibt es einige Seitenhiebe auf die Medien, die alles schöner und besser machten, als es eigentlich war. Dadurch kommen einige satirische Elemente in den Film, wodurch er zwischen den Action-szenen nie langweilig wird.
Musik wird in beiden Teilen des Filmes anders eingesetzt: Während im ersten Teil im Ausbildungslager typische Militärmärsche dominieren, gibt es im zweiten Teil eigentlich nur Musik der 60er und 70er ("Surfin' Bird", "Paint it black",...). Sie passt immer wunderbar zu den Situationen.
Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Film, den man sich auch öfters anschauen kann und der ohne allzuviel Gewalt die Unmenschlichkeit des Krieges und der Armee verdeutlicht.
10/10