"Full Metal Jacket" findet man auf jeden Fall unter den Top 5 der Kriegsfilme wieder. Im Gegensatz zu den heutigen Produktionen verzichtete man aber größtenteils auf ein blutiges Gemetzel. Trotzdem schafft der Film es in zwei Abschnitten abzuschrecken.
Die erste Phase dreht sich nur um die Grundausbildung bei der Army. Dabei liegt das Augenmerk bei drei völlig unterschiedlichen Charakteren. Zum einen wären da der labile Pyle und der intellektuelle Joker, die zur Army eingezogen wurden, um in den Vietnamkrieg zu ziehen. Falls es bei ihnen überhaupt ein Lächeln im Gesicht gab, ist es spätestens nach der ersten Ansprache der dritten Hauptfigur Sergeant Hartman verschwunden.
Die Ausbildung gestaltet sich besonders für Pyle zur reinsten Qual, denn er muss als Sündenbock herhalten. Körperlich wie auch seelisch verkraftet er die brutale Ausbildung nicht und dreht am letzten Tag durch. Sergeant Hartmans Ziel ist es nicht nur aus seinen Rekruten eine Einheit zu formen - nein vielmehr drillt er sie zu Kampfmaschinen. Wie eben erwähnt eignet sich diese Ausbildung nicht gerade als Werbefilm für Leute, die gerne Soldat werden wollen. Die Sprüche, die Hartman loslässt sind nicht weniger brutal, als die physische Ausbildung. Würde ich die Sätze hier zitieren, erscheinen sie wohl lustig. Aber dies ist das beste Beispiel, dass geschriebene Worte eben nicht so eine Wirkung haben, als wenn sie ausgesprochen werden, denn zum Lachen animieren die Sprüche im Film kleineswegs. Es ist eher der Fall, dass man förmlich mitfühlt wie sie auf die Pysche der Rekruten drücken.
Im zweiten Abschnitt konzentriert sich der Film nur noch auf Joker, der ausgebildet nun als Kriegsberichterstatter in den Vietnamkrieg zieht. Hier ist man mitten im Kriegsalltag und anfangs richtig heiß auf die "Schlitzaugen". Diese Phase wird von vielen Dialogen dominiert. Richtig hart zur Sache geht es erst zum Schluss, denn dann muss auch Joker der schrecklichen Realität des Krieges ins Auge sehen. Spätestens hier sollte der Film nun wirklich jeden vom Krieg abgeschreckt haben.
Das besondere an "Full Metal Jacket" ist wirklich, dass er eine Figur von der Grundausbildung bis in die Schlacht begleitet ohne dass dabei sehr brutale Effekte zum Einsatz kommen (Ausnahme die Szene in der Toilette). Seine Wirkung erreicht der Film auch ohne große Gefechte, in denen Soldaten ihre Körperteile suchen oder Leichen zu sehen sind, deren Gehirne freiliegen oder sonst dergleichen. Es ist wirklich klasse, dass der Film es schafft, den Zuschauer schon allein mit Worten einzuschüchtern.
Den größten Teil trägt R. Lee Ermey als Sergeant Hartman dazu bei, der früher tatsächlich Ausbilder bei der Army war und sich gerade deshalb wahrscheinlich so in die Rolle hinein versetzen konnte, auch wenn seine Sprüche manchmal etwas zu übertrieben erscheinen.
Im Gegensatz zu "Platoon" sind die Soldaten hier eine Einheit. Anfangs kann man es wirklich kaum erwarten endlich in den Krieg zu ziehen, was natürlich an der Ausbilung lag, die einer Gehirnwäsche gleicht. Wie gesagt ist das der größte Unterschied zum ebenfalls guten Kriegsfilm "Platoon". Wie die Realität nun aussah kann ich nicht sagen, wobei mir der letztere Streifen mit der "Kein Bock" - Einstellung, mit der man ins Geschehen geht, mehr zusagt. Nur der Schluss gleicht in beiden Filmen, denn man ist um die Erfahrung reicher, dass es im Krieg keine Gewinner, sondern nur Verlierer gibt. (8+/10 Punkten)