Da ist er nun endlich!
Nach dem ersten Sehen des Trailers hatte sich in mir eine gewaltige Vorfreude angestaut, die sich mit Eintreffen der DVD auf einen Schlag entlud- rein in den Player, Anlage auf full throttle und los gings.
Meine Vorfreude war deßhalb so gewaltig, da ich grds. ein Faible für Fliegerfilme habe und daher das Wenige verschlinge, das im 5 Jahresrhytmus von den Studios auf den Markt gebracht wird. Im Gegensatz zu diversen 240 Mio $ Blockbustern im Sinne eines Schund der Karibik bzw. einer in blau-rotes-Latex gehüllten, zurückkehrenden Langeweile, die nur auf den Erfolg am Boxoffice zugeschnitten und daher auf Gedeih und Verderb für jedermann (und sei er erst 2, 5 Jahre alt, blind, taub und stumm) goutierbar sein müssen, handelt es sich hierbei nämlich um reine Zielgruppenfilme, die oftmals viel Liebe zum Detail aufweisen und sich daher eine gewisse "Ehrlichkeit "bewahrt haben. (Dark blue world ist solch ein leuchtendes Beispiel- gedreht ohne Budget, ohne Star, aber mit unglaublicher erzählerischer Intensität; leider allerdings nur Geheimtipp und kaum bekannt.)
Dass dies aber dennoch nicht zwingen der Fall sein muss, haben die jüngeren Versuche Hollywoods, auch dieses Genre zu kommerzialisieren, überdeutlich gezeigt. Pearl Harbour war nicht mehr als ein Witz- unrealistisch, rassistisch, kitschig- aber immerhin eine Bauch- und keine Bruchlandung. Eine solche war erst dem unsäglichen Stealth ( der höchsten das Potential zum Sonderschulklassiker für lernbehinderte Kinder hat) "vergönnt".
Schwere Zeiten also für Leute wie mich! Was also tun? Zurück zu den Klassikern (Dawn Patrol, Captain of the clouds, Battle of Britain) oder dem ewig jungen Genreprimus Top Gun? Frankreichs Ansturm auf die Fliegerkrone (Sky Fighters) konnte zwar mit tollen Bildern punkten, hat letztlich mangels wirklich spektakulärer Action die nötige Gipfelhöhe nicht erreicht.
Also lag es an Flyboys Top Gun vom Thron zu stürzen.
Mit einem Budget von 6o Mio $ recht brauchbar ausgestattet, macht Flyboy auch vieles richtig. Zunächst die Wahl des Szenarios. Bis auf ein paar olle, mittelprächtige Roger Corman Produktionen ist der 1 WK einfach noch relativ unverbraucht. Mangels hinreichen entwickelter CGI war nämlich vor 2000 (reale Flugzeuge standen ja gerade nicht zur Verfügung) wohl nicht an eine ernsthafte Realisierung zu denken. Flyboy kann hier aus dem Vollen schöpfen und trumpft gewaltig auf......Herausgekommen sind mitunter die besten CGI Effekte die mir in letzter Zeit untergekommen sind. Nur in wenigen Szenen sind die CGI Effekte als solche zu erkennen und wirken selbst dann kaum störend.
Flyboys reizt die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters komplett aus und zelebriert ungeheure Massenluftschlachten mit Duzenden von Flugzeugen. Zwar weist der Film eine enorme Lauflänge auf (140 min) und hat auch viele ruhige (und leider mitunter auch langweilige ) Momente, doch mit fortlaufender Dauer nimmt die Actionfrequenz kontinuierlich zu und nimmt Ausmaße an, die klar Referenzcharakter haben. Die Dogfights sind spektakulär, einfallsreich, rasant und erbarmungslos. Es wird geschossen, gestorben und explodiert, dass einem die Freudentränen in die Augen treten. Insbesondere eine um einen Zeppelin entbrennende Luftschlacht, in der die Kontrahenten Fassrollen Außenloopings und Sturzflüge zum Besten geben, während sie sich ständig mit ihren Mgs beharken und nebenher noch grimmig schauen, ist schlicht atemberaubend. Flyboys gelingt es hier einen derartigen optischen Bombast zu entfesseln, dass die Netzhaut mehrmals gefahrläuft zu platzen.
Schade nur, dass es Flyboys nicht schafft, am Boden ebenso zu überzeugen. Gerade hier wäre es einfach gewesen an den Kontrahenten vorbeizuziehen und zu punkten, da Top Gun erst gar kein Story abseits der Luftkämpfe aufweist j(ja dies auch gar nicht vorgibt!!), und Pearl Harbour derart unbeholfen agiert, dass es ein Wunder ist, dass es für diesen Murks nicht die Goldene Himbeere gehagelt hat.
So begeht Flyboys leider die gleichen Fehler wie die Kontrahenten.Etwas wirklich Ausgefuchstes oder gar Neues bietet Flyboys nämlich nicht. Die Liebesgeschichte ist aufgesetzt, geht nicht wirklich zu Herzen und ist daher eigentlich zum wegschmeißen.
Zudem sind die Schauspieler einfach nur grottig und im Fall der Hauptfigur fehlbesetzt. Ihr nimmt man den schneidigen Draufgänger keine Sekunde lang ab. Selbst Jean Reno, seines Zeichens Bürge für Qualität, ist nur Staffage und bleibt erschreckend blass. Gleiches gilt für die übrigen Piloten, bei denen peinlicherweise der Quoten______ natürlich nicht fehlen darf.
Negativ fallen zudem historische Ungenauigkeiten hinsichtlich der Flugzeuge auf. Wenn ich sowieso alle Flugzeuge am Computer erstelle, kann ich doch auch gleich diejenigen wählen, die zum entsprechenden Zeitpunkt auch tatsächlich geflogen sind. Dass die Deutschen nur rote Dreidecker verwenden (und damit mal wieder alle Klisches bedienen), wird zudem auf Dauer langweilig. Einen dicken (wenn auch unfreiwilligen) Pluspunkt hat der Regisseur jedoch mit seiner Darstellung des "Endgegners" verdient. Der ist nämlich derart over the top, hinterhältig, arrogant, gemein und verbrecherisch, dass er zur bloßen überlebensgroßen Karikatur des bösen Kraut verkommt. Etwas derartiges ist mir schon lange nicht mehr unter gekommen- klare Reverenz!!! Am Ende hab ich (ja, so einen Spass hatte ich) allein ihn angefeuert, wild geschrien und gelacht. Wenn man sich auf ihn einlässt kann man- zusammen mit ein paar Freunden-unglaublich viel Spass haben.
Realismus oder gar Anspruch muss (und darf) man hingegen erst gar nicht suchen. Flyboys verfolgt allein die Intention, diejenigen, die dem Joystick entwachsen sind, mit Nachschub zu versorgen. Diesem Ziel wird rücksichtslos alles untergeordnet; der Film soll Spass machen. Ein Film von Fans für Fans.
Unterm Strich leidet Flyboys am üblichen Genreproblem-in der Luft topp, straight und aufregend; am Boden irgendwie billig, langweilig und austauschbar. Viel Budget ist daher wohl nicht fürs Drehbuch verschwendet worden.
Dennoch- auch dank brauchbarem, heldenhaften Score (der allerdings keinen Harold Faltermayer ersetzten kann und bis auf sein main theme nicht wirklich zu gefallen weiß)- vorläufig neben Dark blue world wohl die Genrerefferenz. Letztlich stimmt bei Dark blue world jedoch das Gesamtpaket mehr-auch wenn dessen Schwerpunkt auf der Charakterzeichnung liegt. Allerdings bleibt der naive Hurra-Patriotismus von Top Gun weiterhin unerreicht....und wird wohl auch nie überboten werden. Gleiches gilt für den sprichwörtlichen Tom-Cruise-Jugendlichkeits-und Draufgängerbonus!!!!
7.5 von 10Punkten