Man stelle sich folgende Situation vor: Eine Prostituierte wurde tot aufgefunden. Einziger Anhaltspunkt der Polizei ist eine Telefonnummer die in der Tasche der Toten gefunden wurde. Zwei Detectives, die mit dem Fall beauftragt wurden, gehen der Sache natürlich nach und schließen John Walter Wayland, dem die Nummer gehört, an einen Lügendetektor an um zu sehen ob er der Mörder ist...
Anfangs deutet noch alles eindeutig auf John als Killer hin. Es gibt keinen anderen Verdächtigen und da der Mann offensichtlich etwas zu verheimlichen hat scheint die Sache sonnenklar. Doch schon bald tun sich erste Zweifel auf und die Dinge entwickeln ganz schnell eine eigene Dynamik. John scheint tatsächlich etwas über den Mord zu wissen; nur was?
Die beiden Detectives Phillip Braxton und Edward Kennesaw machen zu Beginn einen recht seriösen Eindruck. Es scheint sich um 2 pflicht- und verantwortungsbewusste Polizisten zu handeln. Doch schon bald wird klar auch sie haben Dreck am Stecken. Phillip Braxton hat beispielsweise Spielschulden in Höhe von sage und schreibe 200000$, die er unmöglich begleichen kann. Jeder in diesem Film hat irgendwo etwas zu verbergen und ein paar dunkle Geheimnisse, die nach und nach enthüllt werden. Weder den Geisteszustand von John Walter Wayland, noch den von Edward Kennesaw kann man als normal bezeichnen. Detective Phillip Braxton ist der einzig halbwegs normale Mensch in diesem Film.
Die Pate-Brothers gewähren uns einen sehr tiefen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele und mit zunehmender Laufzeit verstricken wir uns immer mehr in ein Netz aus Lügen, Gewalt und Sex. Irgendwann weiß der Zuschauer nicht mehr was er noch glauben soll und was nicht. Der Lügendetektor gerät nach und nach immer mehr in den Hintergrund und John liefert sich ein ausgeklügeltes Psychospiel mit Edward Kennesaw. Das ist natürlich ein fataler Fehler und schon bald muss er einsehen das John ihm haushoch überlegen ist und zwar in jeder Hinsicht. Am Anfang werden uns von einem Kommentator John und seine 2 Gegenspieler kurz vorgestellt und zwar mit Namen, Beruf und IQ. Während John einen IQ von sage und schreibe 154 vorweisen kann und damit eindeutig zu den Hyperintelligenten gehört kann Edward Kennesaw "nur" einen IQ von 122 vorweisen. Er gehört also zum guten Durchschnitt.
Ich bin kein sonderlicher Freund von Kammerspielen, aber "Scharfe Täuschung" hat mich durchaus überzeugt. Dieses hierzulande eher unbekannte Werk der Gebrüder Pate wird sicherlich unterschätzt. Von solch intelligenten, extrem gut konstruierten, recht ungewöhnlichen und brilliant gespielten Psychothrillern wie diesem sollte es definitiv mehr geben.