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Deutlich unterbewertet und im deutschen Sprachraum kaum bekannt, weht uns dieser kleine Telefonthriller nach einer Kurzgeschichte von E.W. Heine an.
Was treibt eine beruflich erfolgreiche Frau in den Vierzigern dazu, einen privaten Telefonnotdienst mitzubegründen und sich dem Trommelfeuer der Lebenskrisen ihrer endfertigen Mitmenschen auszusetzen ?
Vincent, der gerade mit seinem metallpolierten Flachmann neben dem zischenden Gasherd sitzt, stellt sich diese Frage nicht. Er ist einfach nur ein frustrierter Egoist, der von Frau und Kind verlassen wurde und nun ein Ende machen will, es aber im letzten Moment noch mit der Angst zu tun bekommen hat. Notdienstmitarbeiterin Susanne schafft es schließlich am anderen Ende der Leitung, den alkoholverwirrten und gasbenebelten Vincent dazu zu bewegen, das Gas wieder abzustellen, zumal schon Vincents Nachbarin Verdacht geschöpft hat. Doch oh weh ! Auch Susanne hatte kein einfaches Leben und irgendwas an Vincent erinnert sie an ihr privates Trauma Boris. Und so beginnt sie fast schon unbewusst ein böses und perverses Spiel. Pech gehabt, mein Lieber !
Charley Stadler inszenierte recht virtuos und pointiert mit zahlreichen kleinen Rückblenden, die als solche gut erkennbar sind. Rote und blaue Farbfilter sorgen in Verbindung mit kleinen Kamerafahrten und überraschenden Makros für die nötige optische und kinetische Abwechslung. So ganz nebenbei wird auch noch die aufdringliche Hilfswerk- und Spendenästhetik unserer Zeit auf's Korn genommen.
Barbara Rudnik spielt ihre Susanne wirklich aalglatt, während Michael Brandner einen recht überzeugenden Macho der abgesackten Art abgibt. 8CHT, das ist ein rabenschwarzer Thriller, der seltsamerweise auch ordentlich kitzelt. Und der im englischsprachigen Raum offensichtlich gründlich missverstanden wird.

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