Review

Scheinbar ohne nachvollziehbaren Grund nehmen sich überall auf der Welt Menschen das Leben. Auch in der türkischen Stadt Selcuk begeht ein junger Mann Selbstmord. Bei dem Versuch, die Hintergründe der Verzweiflungstat zu erforschen, werden Freunde des Toten und die ermittelnden Behörden in einen albtraumhaften Strudel rätselhafter Ereignisse gezogen, deren Tragweite erst allmählich absehbar wird. Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Selbstmorden und einer uralten religiösen Prophezeihung, die das Ende der Welt ankündigt?

"D@bbe" ist ein relativ niedrig budgetierter Horrorfilm aus der Türkei, der sich von Anfang bis Ende vor allen Dingen durch seine enorm unheilvolle und düstere Atmosphäre auszeichnet. Auch wenn Regisseur Hasan Karacadag hierzu immer wieder auf recht bewährte Stilmittel zurückgreift, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen, so unterscheidet sich "D@bbe" vom Gros der gegenwärtigen Genre-Konkurrenz doch erheblich. Ein wesentlicher Unterschied liegt in der affektiven Wirkung auf den Zuschauer, eine Wirkung die mit Adjektiven wie befremdlich, beunruhigend, bedrohlich und verstörend umschrieben werden kann. Mit anderen Worten, es stellt sich genau der Effekt ein, den ein echter Horrorfilm haben sollte und der vielen Vertretern des Genres mittlerweile abgeht.

Der Handlungsverlauf stellt für alle Beteiligten eine einzige apokalyptische Abwärtsspirale dar. So vermittelt bereits zu Beginn die mutmaßlich gewollt gelbstichige Optik den äußerst ungesunden Eindruck, dass die heile, geordnete und vertraute Welt im Begriff ist allmählich aus den Fugen zu geraten. Die Selbstmorde erscheinen im übertragenen Sinne lediglich als erste Symptome einer Krankheit mit langer Inkubationszeit, eine Krankheit an der schließlich die ganze Menschheit zugrunde gehen soll.

Obwohl es "D@bbe" an drastischen und expliziten Darstellungen nicht mangelt, zieht der Film seine nachhaltig verstörende Wirkung viel eher aus zahlreichen latent bedrohlichen Einstellungen, wie etwa subtil im Gesamtbild versteckten Manifestierungen der unheimlichen Mächte, die da wirken. Bisweilen übersieht man auf den ersten Blick manch eine der geisterhaften Erscheinungen gar, weil diese lediglich als stumme Beobachter im Bildhintergrund lauern. Fiebrige Visionen und bizarre Albträume der Heimgesuchten schaffen zusätzlich eine überaus surreale Atmosphäre. Befremdliche Klangcollagen unterstreichen die visuellen Eindrücke auf kongeniale Art und Weise.

Die geschickte Dramaturgie baut kontinuierlich einen Spannungsbogen auf, der zum bedrückenden Finale hin enorm ansteigt. Leider ist die Auflösung des mysteriösen Zahlenrätsels sehr durchschaubar und wird im Handlungsverlauf dennoch unnötig breitgetreten. Zwar entstehen dadurch keine wirklichen Längen, aber der Film büßt umständehalber etwas von seinem Potential ein. Trotzdem gehört "D@bbe" zu der Kategorie von Filmen, denen man inhaltliche Schwächen bereitwillig verzeiht, weil man sie einfach gerne auf sich wirken lässt.

Hasan Karacadag hat mit "D@bbe" das Rad wohl nicht neu erfunden, aber eine unkonventionell erzählte und klischeefrei aufbereitete Endzeitvision abgeliefert, die aus dem Einheitsbrei des Genres deutlich herausragt. Wer auf Horrorfilme mit mysteriösem Anstrich steht, sollte sich diese Perle nicht entgehen lassen. (8 / 10)

Details
Ähnliche Filme