Review

Was kann man über Pulp Fiction noch sagen, was andere nicht schon gesagt haben?
Nichts wie sich gleich zeigen wird.

Das ist der Film, der das Genre des schwarzhumorigen Gangsterfilmes neu erfunden hat.
Das ist der Film, der John Travolta wieder zurück an die Spitze und Samuel L. Jackson endlich nach oben gebracht hat.
Das ist der Film, in dem Uma Thurman erstmals mit Quentin Tarantino zusammen arbeitet und ihm später zur Muse für seine Kill Bill Filme wird.
Hier etabliert sich Ving Rhames endlich als ganz cooler Kerl, mit einer sensationellen deutschen Synchronstimme.
Nun ja, was noch?
Bruce Willis als abgetakelter Boxer, der seine letzte Chance nutzen will. Harvey Keitel als Mr Wolf, der so cool ist, dass er morgens um acht Uhr schon auf einer Dinnerparty mit Smoking sitzt und sich amüsiert als würde er sonst nichts tun. Diskussionen über Fußmasagen, deren Aussagen und Wahrheitsgehälter nicht von der Hand zu weisen sind.
Der Vergleich von Big Kahuna mit Wendy, Burger King und McDonalds, die Erörterung der Relevanz des metrischen Systems für die Popkultur, ob ein Milch-Shake 5 Dollar wert ist.
Warum man selbst eine Art Vegetarier ist, nur weil die Freundin eine Vegetarierin ist.
Zitate aus der Bibel völlig aus dem Kontext gerissen, neugierige Taxifahrerinnen, Schlaglöcher und ihre Konsequenzen, der Wert eines guten Kaffees, durchgeknallte Liebespaare, die sich darauf spezialisieren Restaurants zu überfallen, Christopher Walken, der genüsslich sich selbst in „Deer Hunters“ parodiert.
Schwule Cops und Elektrolädenbetreiber, die Wichtigkeit von von Vätern vererbter Uhren.
Die Auswirkungen von Adrenalinspritzen in die Pumpe.
Coole unübertroffene Songs, überragende Schauspieler, glänzende Inszenierung, und ein Regisseur, der da schon andeutet, was in ihm steckt.
Zu recht ein absoluter Kultfilm und zu recht der Anfang der Karriere Tarantinos.

Tarantino ist ein Filmjunkie und man sieht das in jeder Szene. Er liebt gute und schlechte Filme, und er hat genug von allem gesehen, dass er sogar aus Trash-Handlungen einen legendären zwei-ein-halb-stündigen Kultfilm kreieren kann.
Er weiß, welche Fehler er umgehen muß, damit sein Film funktioniert. Endlos lange Kamerafahrten stören den Zuschauer nicht mal beim zigsten Zusehen im geringsten, da er etwas ganz großes präsentiert und sich der Zuschauer dessen schon im ersten Dialog des Films klar wird.

Die verschachtelte Erzählweise seines Films führt letztendlich auch dazu, dass dieser Film so sensationell rüberkommt. In der richtigen Chronologie würde der Film 150 Minuten lang vor sich hin dümpeln, zwar auch mit guten Momenten, aber das kultige, mystische, geniale kommt erst dadurch zum Tragen, dass der Film nun mal in drei unterschiedlichen Ebenen funktioniert.

Tarantino hat in seinem ersten Film (Reservoir Dogs) schon angedeutet, dass er in der Lage ist, ganz große Filme mit kleinsten Mitteln zu realisieren und gleichzeitig all seine Schauspieler ganz groß wirken zu lassen. Ebenso zeigt er dort schon, wie virtuos er verschachtelte Erzählstrukturen beherrscht, hier perfektioniert er diese Fähigkeit und auch in seinen Folgefilmen spielt er damit herum. Jedes Mal variiert er das jedoch, so dass er sich niemals wiederholt.

Reservoir Dogs muß man an dieser Stelle sowieso ja nochmal explizit erwähnen, weil John Travoltas Filmfigur auf jeden Fall etwas mit Michael Madsens Figur zu tun zu haben scheint. Möglicherweise sind es ja Brüder....

Es gibt an diesem Film nichts – nicht einmal im Geringsten – auszusetzen. Einer der besten Filme der 90er Jahre.

9 Punkte

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