THE FIFTH QUARTER
“The Fifth Quarter” ist der “Ausreißer” im Rahmen der Anthologie, da er schlichtweg nicht in die “Alpträume”-Prämisse hineinpasst und noch nicht einmal von der weit gefassten Unterzeile “8 mind-bending stories” aufgefangen wird - schließlich bietet er nichts weiter als eine einfache Gangster-Geschichte mit moralischem Anstrich im Ausgang.
Dabei ist der Plot auch nicht sonderlich spektakulär, sondern relativ gewöhnliches Material, das auch bereits relativ früh im Rahmen eines Männermagazins veröffentlicht wurde.
Wenn King einfachere Wege geht, die mal näher am Boden der Tatsachen liegen, so verweist er gerne auf die durch Zufälle gelenkte Ironie des Lebens, die zugleich auch die Sterblichkeit seiner Figuren betont. Ähnlich wie zum Beispiel bei Guy Ritchie sind die Charaktere, obwohl selbst denkende und handelnde Wesen, nur Spielbälle des Schicksals, die im Zweifelsfall die Konsequenzen ihrer Entscheidungen tragen müssen. Da liegt eine Gangstergeschichte freilich nahe und nicht umsonst hat sich Guy Ritchie auch gleich in diesem Milieu festgebissen.
“The Fifth Quarter” bietet dementsprechend so ungefähr genau das, was man im günstigsten Fall von einem “geerdeten King”, der schon in Richtung seines Pseudonyms Richard Bachman zielt, erwarten sollte: eine insgesamt vorhersehbare und dennoch spannende, schnörkellose Geschichte, bei der jeder Zufall einen alten Weg versperrt und einen neuen verschließt.
Rob Bowmans schon zweiter Regiearbeit nach dem gelungenen “Umneys Last Case” kommt die hohe Produktionsqualität der kompletten Serie sehr entgegen. Mit ihr steht und fällt die Qualität dieser Episode, denn wo die Geschichte in gelenkten Bahnen verläuft, achtet man zwangsläufig auf die “äußeren Werte”, und die können sich soweit erfreulicherweise sehen lassen. Der Look passt, die Inszenierung ist gediegen, aber bestimmt, unter dem Strich ganz einfach souverän. Es ist kein Zufall, dass es Bowman ist, der zwei der besseren Beiträge zu verbuchen hat.
Hauptdarsteller Jeremy Sisto ist ein immer wieder gerne gesehener Gast und enttäuscht auch diesmal nicht, schlägt er mit seiner charakterlichen Markanz doch einmal mehr durch, obwohl er den Großtaten der alten Hasen Hurt und Macy nicht das Wasser reichen kann. Samantha Mathis läuft dagegen ein wenig auf Sparflamme, ist für die Episode aber gewinnbringend als angenehm zurückhaltende Persönlichkeit, die einen Ausgleich in die Figurenkonstellation bringt. Auch die vier Gangster werden innerhalb von kürzester Zeit mit maximaler Effektivität charakterisiert, so dass eine logische Hierarchie auf Anhieb zu erkennen ist.
Letztendlich ist es vielleicht Verschwendung gewesen, Rob Bowman ausgerechnet für eine Folge einzuspannen, die in Sachen Kreativität wenig hergibt; ein Tausch beispielsweise mit Mark Haber hätte der “Crouch End”-Folge höchstwahrscheinlich mehr Qualität verliehen und bei “The Fifth Quarter” wäre wohl auch nicht viel zu Bruch gegangen. So war aber einfach nicht viel mehr drin als zumindest den bis dato spannendsten Teil zu schaffen, der von seiner Spannung abgesehen allerdings auch nicht sonderlich viel zu bieten hat.
6/10