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08: You Know They Got a Hell of a Band

YOU KNOW THEY GOT A HELL OF A BAND

Eine gewisse Affinität zu den 50er Jahren und dem Rock’n’Roll-Lifestyle zeigte Stephen King schon mehrfach in seinen Romanen, oft in Details der Beschreibung von Handlungsorten versteckt, etwa über eine Jukebox, die irgendwo verstaubt in einer Ecke steht. Die Short Story “You Know They Got a Hell of a Band” bezieht ihren Titel aus “Rock and Roll Heaven”, einem Song der Righteous Brothers, der gleichzeitig dem Ort der Handlung, zu dem sich ein junges Paar über eine verlassene Waldstraße verirrt, seinen merkwürdigen Namen gibt.

Mit Steven Weber betritt ein alter Bekannter das Parkett der “Nightmares & Dreamscapes”-Serie, füllt er doch nicht zum ersten Mal eine von King erdachte Figur mit Leben. Leider hat er diesmal daneben gegriffen, denn die Hommage an den Rock’n’Roll, die vor allem seine Unsterblichkeit betonen möchte und hierin auch die Quelle des Horrors findet, kann man getrost nicht nur als Schluss- sondern auch als Tiefpunkt der Anthologie betrachten.

Das liegt in erster Linie an der psychedelischen Ausrichtung, die Mike Robe als Regisseur und Drehbuchautor zu keinem Zeitpunkt im Griff hat. In der Folge beginnt er zunächst mit Tendenzen zum Backwood-Horror, um dann totales Chaos anzurichten und gar nicht zu wissen, worauf er eigentlich hinaus will.

Immerhin wirkt “You Know They Got a Hell of a Band” ein wenig dem deutlichen Trend der Reihe entgegen, im Gegensatz etwa zur aktuellen “Masters of Horror”-Serie zwar solides, dafür aber risikofreies Material abzuliefern, das zwar jederzeit unterhält, aber nie wirklich überraschen konnte. Der zum Ende doch noch entdeckte Mut zum Risiko ist aber auch so ziemlich das Einzige, was man dieser abschließenden Folge positiv auslegen kann.

Tatsächlich gibt es zwei oder drei Momente von erleuchtender Brillanz - der Moment etwa, als die Kellnerin als Janis Joplin identifiziert wird, Buddy Holly eine blutige Träne vergießt oder wiederum Joplin völlig unerwartet eine absurde Körperfunktion betätigt und etwas zu Tage fördert, das man in einem Menschen normalerweise nicht vermuten würde. Nur sind das eher vom Zufall geleitete Geistesblitze, die für das absurde Drumherum nicht mehr entschädigen können.

Im Grunde bedient sich die Folge der typischen Eigenarten versteckten Kleinstadthorrors, wie man ihn jüngst etwa in “2001 Maniacs” beobachten konnte - eine vollständig autonome Gesellschaft scheint in der Zeit stehen geblieben zu sein, begegnet ihren Gästen zunächst mit Gastfreundschaft, zeigt dann aber irgendwann ihr wahres Gesicht.
Das Problem liegt darin, dass die sublime Bedrohung schlicht auf ein paar bösen Blicken beruht und wenngleich es keinen Ausweg mehr aus dem “Rock and Roll Heaven” zu geben scheint, so richtig zwingend wirkt das alles nicht - auch weil Steven Webers Figur im Gegensatz zu seiner Frau offenbar gar nicht mal so schockiert ist, sondern das alles zu genießen scheint. Und warum auch nicht, fragt man sich, denn abgesehen von ein paar verkraftbaren Absonderlichkeiten geht es in diesen ewigen 50er Jahren ja irgendwie sehr locker zu.

Insbesondere das Finale kommt derart abrupt, dass man sich schon ein wenig verarscht fühlt. Zwar gibt es einen gelungenen Match Cut, der das Gerocke der Stadtbewohner und ihrer neuen Gäste in einer schallplattenförmigen Ellipse auf ewig festhält, aber zumindest hatte man nach den ständigen Verweisen auf das ominöse Konzert erwartet, schließlich auch ein solches zu sehen bekommen, mitsamt eines Paukenschlages. So aber gibt es gar kein richtiges Ende; das mag zwar im Sinne der Aussage stehen, ist aber so schlampig zusammengeschustert, dass man postwendend sein investiertes Geld - oder, da es ein Gratiskonzert ist, seine investierte Zeit zurückverlangt.

Also, das war irgendwie nüscht; ich bezweifle, dass selbst Fans der Musik auf ihre Kosten kommen, wenn Joplin, Presley, Hendrix & Co. ihr Stelldichein geben. Dann vielleicht doch lieber nochmal die Platten einlegen.
3/10

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