Nach den ungeschriebenen Gesetzen der ofdb sollte am Anfang eines Reviews nach ein paar salbungsvollen Einleitungsworten wohl eine halbwegs griffige Inhaltsangabe stehen. Vielleicht kann hier ja jemand Russisch und daher den Regisseur oder den Drehbuchautor darum bitten, diese Aufgabe für mich zu übernehmen; eine durchgehende und reproduzierbare Handlung konnte ich jedenfalls auch bei zweimaligem Ansehen des Streifens nur ansatzweise erkennen. Vermutlich geht es um diverse russische und internationale Großgangster, ein irgendwie wichtiges Handy, Drogen - was sonst; und vor allem einen harten russichen Cop, der nach einem ziemlich vergurkten Großeinsatz ausgerechnet in einem Footballstadion mit einem Bürohengst zwangsverpartnert wird. Weiter mischen mit die Tochter und die Frau des Cops, korrupte Vorgesetzte, ein hundeliebender Killer, chinesische Mafia, na ja, die volle Packung halt.
Nachdem asiatische Filme den Reiz des Neuen längst verloren haben, muss also jetzt Russland als neues Wunderfilmland herhalten. Erst war es der massiv beworbene Wächter der Nacht, der mich trotz einiger neuer Ideen persönlich eher enttäuscht hat, nun also ein Versuch auf Hollywoods ureigenstem Territorium: dem trendigen, hippen Actionfilm, Mister Bays Spielwiese sozusagen. Velvet Revolution, die samtene Revolution (so nannte man wohl den sanften Machtübergang in der damaligen CSSR; verstanden habe ich den Sinn des Titels zwar nicht, passt aber auch irgendwie) ist für mich allerdings vorrangig ein Beweis für die These, dass man erst mal gehen lernen sollte, bevor man zu rennen anfängt (dafür zahle ich auch gerne 3 Euro in das ofdb Phrasenschwein). Aber andererseits: Wer wie ich den 99ten immergleichen Seagal nicht mehr sehen kann, sollte dem hier durchaus eine Chance geben.
Allerdings sollte man sich schon mal geschmacklich auf einige Kröten einstellen, die man dabei schlucken wird. Zum Beispiel dass es etwa 30 Minuten dauern wird, bevor man aus den hingeworfenen Handlungsstückchen überhaupt irgend einen Zusammenhang zu erkennen glaubt. Und schwindelfrei sollte man sein, denn auf eine einzige halbwegs ruhige Kameraeinstellung wartet man den ganzen Film über vergeblich; die Optik liegt irgendwo zwischen MTV und Drogenrausch. Nichts gegen ein paar optische Mätzchen, aber zu viel ist einfach zu viel, einiges muss wirklich nicht sein Die permanten Spielereien mit der Fotokamera etwa, auch wenn da weit und breit niemand fotografiert (wird). Oder die immergleichen öden Computergrafiken auf einem Notebook, die wohl internationale Verbrechernetze darstellen sollen. Vor allem aber der permanente Wechsel zwischen Slow- und Fastmotion, mit denen die Jungs wohl beweisen wollen, dass sie das auch können.
So etwas verdirbt einem wirklich den Spass vor allem an den Actionszenen, die sich eigentlich durchaus sehen lassen können. Mit Hollywoods Megablockbustern kann man zwar nicht mithalten, aber Stuntmen, Pyrotechniker und Cascadeure machen durchweg einen guten Job; die Explosionen etwa sehen ziemlich gut aus, Freunde superharter Shoot-Outs kommen dagegen eher wengier auf ihre Kosten. Gerade weil das alles ein wenig ungeschliffen daherkommt, ist das mal etwas anderes im Vergleich zu Hollywood und seinen viel zu häufigen Griffen in die CGI-Trickkiste. Nur: Warum muss etwa während die Schießerei im Untergrund permanent zu irgendwelchen öden Nebenschauplätzen umgeschnitten werden ? Nur um die Szene zu verlängern ?
Was bleibt noch positiv im Gedächtnis ? Hauptdarsteller Kravchenko vielleicht, fraglos ein unverbrauchtes Gesicht, aber leider zu sehr als Kopie diverser (früherer) Hollywood-Cops angelegt, samt Eheproblemen und pubertierendem Töchterlein.
Der Humor wohl eher weniger; ein Handygespräch des Helden etwa mit dem Lover seiner Tochter während der Schießerei, eher kein Brüller, aber auch nicht so dämlich wie die mir bis heute restlos unverständliche Asien-Komik.
Oder ein bisschen Anspruch ? Auf imdb wurde der Film als Propaganda für die aktuelle russische Politik bezeichnet, das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Mit der These , dass ein paar schlagkräftige Cops es mit der russischen und einigen anderen Mafias problemlos aufnehmen können, dürfte man zwar ziemlich alleine darstehen, aber im Gegenzug gibt es schon ein paar interessante Einblicke in das Riesenland zwischen Aufbruch und Chaos. Und wenn ganz am Ende die Kamera (völlig ruhig !!!) über Boomtown Moskau schwenkt, bleibt dieses Bild irgendwie schon hängen. Ist doch auch was.
Fazit:
Interessanter, aber leider auch ziemlich chaotischer Hochglanzthriller aus Russland. Sinnfreie Handlung und zu viele optische Spielereien verderben einem zu einem guten Teil den Spass an zumindest ordentlichen Action-Szenen. Hirn abschalten, Bier auf, 2 Stunden volldröhnen lassen, mehr nicht.