Hongkongs Dream Team Alan Tam und Hacken Lee stellten vor einigen Jahren nicht nur erfolgreiche, knallbunte Gemeinschaftskonzerte auf die Beine, sondern sind auch solo seit mehreren Jahrzehnten in aller Munde. Jedenfalls in Hongkong. Angesichts dieses Erfolges, egal ob allein oder im Doppelpack, war man wohl der Meinung, Showgröße Alan Tam und Zögling Hacken Lee gemeinsam in eine Komödie zu stecken und dann auch noch deren Kumpel Leung Wing-Chung für eine Nebenrolle hinzuzuziehen. Das klingt nach einer Konstellation, die jedes Fan-Herz höher schlagen lässt. Doch können die drei in We Are Family wirklich überzeugen? Und: kann We Are Family wirklich überzeugen?
Das Ergebnis lautet leider: nicht so wirklich. Die ganze Komödie, die von der Grundidee her an Meine Braut, ihr Vater und ich erinnern mag, scheint reine Formsache zu sein. Hongkongs Filmindustrie hat vor allem in den 80ern und 90ern Tausende von Komödien im Stil von We Are Family produziert. Das Thema ist also längst ausgelutscht, die Story, soweit man es als eine solche nennen kann, zieht sich teilweise arg und nicht alle Gags zünden wirklich.
Hacken Lee ist Kit, ein aufstrebender Manager, dem eine Beförderung bevorsteht. Allerdings, so sein Boss (Bey Logan), sollte er am besten verheiratet sein, damit sein Privatleben gefestigt ist und ihm nicht in die Quere kommen kann. Also verlobt sich Kit endlich mit Langzeitfreundin Fong (Hu Jing), die ihm eine Bedingung stellt: Sie wird ihn nur heiraten, wenn diverse Mitglieder ihrer Familie, die er bis dato noch nicht kennen gelernt hat, ihn in ihrer Familie aufnehmen wollen. So beginnt Kits Odyssee durch Asien, denn Fongs Familie ist bis nach Singapur versprengt. Eigenartige Charaktere mit seltsamen Vorlieben und Interesse an uralten Traditionen wären da Fongs Großmutter, Vater und großer und kleiner Bruder (alle von Alan Tam gespielt), ihre Mutter (Law Koon-Lan) sowie ihr früheres Kindermädchen (Leung Wing-Chung).
Während die erste Hälfte von We Are Family eher planlos und chaotisch einen exzentrischen Charakter nach dem anderen einführt, setzt die eigentliche Handlung erst in der zweiten Hälfte ein. Fongs großer Bruder betreibt nämlich eine traditionelle Apotheke in Singapur und bekommt Konkurrenz von einer anderen, die ausgerechnet von Kits Firma finanziert wird. Alle Bemühungen Kits, das Fongs Familie zu verheimlichen, enden selbstverständlich im Chaos. Ob es Kit trotzdem gelingt, Fong am Ende heiraten zu dürfen, ist bei dieser Art von Filmen natürlich von vornherein mehr als offensichtlich.
Mittelpunkt der ersten Hälfte ist dabei das so gern genutzt Thema des Culture Clashs. Kit muss sich auf dem Land so alle möglichen Speisen einverleiben, verträgt diese aber nicht und muss nur noch komischere Prozeduren über sich ergehen lassen, um wieder gesund zu werden. Dabei bedient man sich humoristisch dann auch schon mal an der niveaulosen Art des Fäkalhumors.
Da die Handlung in We Are Family recht nebensächlich ist und ohnehin erst in der zweiten Hälfte als eine solche erkannt werden kann, zeigt schon, dass die Komödie im Grunde allein von den bekannten Namen der Beteiligten getragen wird. Das Ergebnis ist also ein Film, bei dem nur der wahre Fan vor Alan Tam und Hacken Lee vor Freude in die Hände klatschen wird. Denn die Überpräsenz der beiden kann dem nicht so geneigten Zuschauer sicher gehörig auf die Nerven gehen. Alan Tam hat in seinen vier Rollen sichtlich Spaß und Hacken gibt wie gewohnt sein Bestes, auch wenn das nicht gut genug ist. Die anderen Schauspieler sind sowieso mehr oder weniger überflüssig, da der Fokus ganz klar auf dem bekannten Duo liegt.
We Are Family ist nicht haarsträubend schlecht und hat in der Tat seine lustigen Momente. Nur sind die leider zu dünn gesät und sind trotz konstantem Overacting aller Beteiligten (allen voran Alan Tam) leider nicht so abgedreht wie man es sich gewünscht hätte. We Are Family ist teils amüsant, teils nicht weiter erwähnenswert. Aber vor allem ist der Film namenlose Massenware, speziell zusammengestrickt für Fans von Alan Tam und Hacken Lee. Wer das Duo nicht ausstehen kann, sollte von diesem Film besser die Finger lassen. Aber auch für Fans gilt: Wer We Are Family nicht gesehen hat, hat im Grunde auch nichts verpasst. Trotzdem sollte man vielleicht nicht zu hart urteilen: Der Film hat sein Ziel nicht verfehlt und bietet immerhin seichte Sonntagnachmittagunterhaltung für eine ganz bestimmte Zielgruppe. Mehr will er im Grunde ja auch gar nicht.