Review

Gedreht im verschneiten Salzburg, erzählt Christian Genzels
Film "Schlaflos" die Geschichte von Ben (Maximilian Simonischek), dem
seine Freundin (Sandra Jozipovic) mittels einer Videobotschaft das Ende ihrer
Beziehung ankündigt. Verzweifelt und niedergeschlagen türmt Ben aus seiner Salzburger
Wohnung und beschließt zwei „drastische Maßnahmen“ zu ergreifen.
Sämtliche drauf folgende Ereignisse sind Bens affektive
Reaktionen auf das traumatische Erlebnis. Allein sein, alles hinter sich lassen
und raus fahren in die Nacht!! Anfangen zu rauchen und nie wieder schlafen!!
Das sind die ersten Gedanken, die Ben kommen und die er konsequent zu erfüllen
gedenkt.
Als er aber 10 km später seinen Ausbruchsversuch kurz
unterbrechen muss, um den Hunger in einem McDonald's Restaurant zu stillen,
trifft er auf den umherziehenden Musiker Peter Engel (der Vorname suggeriert eine
Anspielung auf den bekannten Musiker und Gitarristen Peter Maffay, der Nachname
lässt bereits Rückschlüsse auf die Rolle des Charakters in der Geschichte zu)
und der bittet Ben ihn nach Salzburg zu einer Musiknacht in einem Lokal, in
welchem Peter unbedingt spielen will, zu begleiten.
Peter (Stefan Murr, brillant losgelöst) konfrontiert Ben
damit mit einem ersten großen inneren Konflikt, nämlich das Allein-Sein und die
Isolation von der Rest der Welt aufzugeben und sich wieder unter Menschen zu
wagen. Ben lässt sich schließlich breit schlagen („ich wusste, dass ich dich rumkrieg“
– ist Peters Antwort darauf, ein Satz, der sich wie ein roter Faden durch den
Filmplot schlängelt) und lässt sich damit auch auf Peter und seine ganz
eigentümliche, einnehmende Art ein. Auf der gemeinsamen Autofahrt zurück nach
Salzburg, dem Ort, dem Ben ursprünglich entfliehen wollte, kommen Ben und Peter
ins Gespräch und reden ausgiebig über die Musik, deren Wirkung auf den Zuhörer
und über ihren Stellenwert im eigenen Leben.
Peter hat Bens Seelenpein von Beginn an durchschaut, so
scheint die Fahrt zu der Musiknacht nicht der Hauptgrund zu sein, warum Peter
sich an Bens Seite aufhält. Im Lokal beginnt sich der Trauernde auch allmählich
zu entspannen, mit anderen ins Gespräch zu treten. Schließlich wird auch Bens
Freundin zum Gesprächsthema, speziell das eine Foto, an dem Ben in seiner
Trauer festhält und das er immer wieder hervor holt. Peter erzählt ihm darauf
von seiner großen Liebe und deren tragisches Ende.
Ben beginnt die Dinge schließlich von einer anderen
Perspektive zu sehen,…

Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Genzel lässt seinen
Protagonisten mit viel Einfühlvermögen und Liebe zum Detail die Facetten des
Verarbeitungsprozesses nach einer gescheiterten Beziehung durchleben. Dabei steht
Peter Engel als die bessere Hälfte Ben bei und verhilft Ben zu wichtigen
Einsichten in dieser scheinbar so deprimierenden Situation.
Genzel hat die ganze Handlung in eine Erzählung zwischen
zwei Zugreisenden verpackt, was dem Film nicht nur eine weitere narrative
Dimension verleiht, sondern die Geschichte abgerundet und originell erscheinen
lässt. Die Dialoge und die Musik machen „Schlaflos“ auf jeden Fall sehenswert,
nicht nur für alle Schwerenöter in der Welt da draußen, sondern auch für alle
Menschen, die gerne ein Mal darüber nachdenken welche Dinge das Leben
eigentlich ausmachen.

Details
Ähnliche Filme