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Joel Silver ist ja an sich Produzent von Big Budget Action, doch gelegentlich werkelt er auch an B-Movies rum. Das kann gelingen wie bei „Made Men“ oder in die Hose gehen wie hier.
William Conroy (Rob Lowe) steckt nach einem Unfall mit Todesfolge im Knast, versucht aber sich zu bessern. Er blickt stets nach vorne und ignoriert dabei einiges um ihn herum wie z.B. den panischen Hinweis einen Mitinsassen, dass in diesem Bau seit einiger Zeit überdurchschnittlich viele Gefangene das Zeitliche segnen. Es kommt wie es kommen muss: Der Mitinsasse segnet kurz darauf das Zeitliche, William riecht langsam selbst den Braten und den Zuschauer gähnt angesichts zigmal gesehener Klischees.
Als man Conroy zu einer Anhörung wegen Haftverkürzung fahren will, zieht ein Mitinsasse ein Messer und versucht ihn zu ermorden. Es kommt infolge des Handgemenges zu einem Unfall, bei dem Conroy entkommt. Da er merkt, dass die Wachen mit den Anschlag auf sein Leben verwickelt sind, tritt er die Flucht an…

Inszenatorisch ist „Proximity“ sicherlich solide Kost, doch das Drehbuch versteht es nicht den Zuschauer zu fesseln. So weiß jeder Zuschauer, sofern er keine Tomaten auf den Augen hat, bereits nach fünf Minuten was hinter der ganzen Verschwörung steckt, denn die schnelle Abfolge des Geständnisses des Mitinsassen, des Statements von Jim Corcoran (James Coburn) und die dazu montierten Interviewschnippsel stoßen den Zuschauer bereits mit dem Holzhammer auf die Lösung des Ganzen. Überraschungen sucht man in der Folgezeit vergebens, stattdessen ist oft chronische Langeweile angesagt.
Der Plot verläuft dann streng nach Schema F, einige Szenen sind fast ein zu eins aus „Auf der Flucht“ und Co. geklaut. Doch in der zweiten Hälfte kann „Proximity“ dann doch ein wenig mehr Zuschauerinteresse gewinnen, da zumindest oberflächlich Tempo aufkommt: Es wird geballert und verfolgt, alles zwar nicht wirklich herausragend, aber immerhin solide inszeniert. Da verzeiht man Hälfte zwei dann auch, dass hier wieder reichlich Klischees von der obligatorischen persönlichen Note, die der ganze Fall bekommt, bis hin zur glücklichen Familienzusammenführung am Ende aneinandergereiht werden.

So ist „Proximity“ dann ausgerechnet in den Szenen am stärksten, die nur teilweise mit dem Plot zu tun haben, aber zum Nachdenken anregen sollen. Gemeint sind die immer wieder eingestreuten Interviewschnipsel, die sich mit den Opfern von Gewaltverbrechen und deren Hinterbliebenen beschäftigen. In diesen Szenen regt „Proximity“ wirklich zum Nachdenken an und wirkt wie ein Schlag in die Magengrube – schade, dass der Rest des Films da nur gehaltloses Thriller-Einerlei ist.
Schauspielerisch ist hier alles im grünen Bereich, doch gejubelt wird nicht. Rob Lowe gibt einen passablen Richard Kimble Verschnitt ab, James Coburn erledigt seine Rolle im Vorbeigehen und Joe Santos macht ebenfalls einen ordentlichen Job.

Bleibt unterm Strich ein mäßiger Thriller nach Schema F, der zwar ein paar gute Momente bietet, doch oft langweilt und seine Lösung viel zu früh herausposaunt.

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