Knappe 7 Punkte für den größten Kinohype der ersten Jahreshälfte 2007. Durch Trailer und das Wissen um eine astreine Comicverfilmung vorgewarnt, wusste ich ziemlich genau, mit was für einer Art "Historienfilm" ich hier zu rechnen hatte.
Ganz erwartungsgemäß sind es dann auch nur einige Rahmendaten der klassischen griechischen Geschichte, die das Grundgerüst für einen Schlacht- und Optikoverkill liefern, den man nicht alle Tage zu sehen bekommt.
Doch man muss objektiv bleiben: Die komplett am Computer entstandene Optik kann noch so atemberaubend daherzaubern, Kostümdesign und Kampfchoregraphie können noch so beeindruckend sein - auch eine Comic-Verfilmung braucht ein gewisses Maß an inhaltlicher Substanz. Und genau diese fehlt "300" insbesondere in der zweiten Filmhälfte, wo praktisch non-stop gemetzelt wird, Welle um Welle der vereinten persischen Heere und dem Großkönig Xerxes zurückgeschlagen werden.
Spartanische Durchhalteparolen peitschen den Zuschauer voran. Sich ständig wiederholende Parolen, die so platt und pathetisch daherkommen, dass es teilweise schon weh tut. Insbesondere der Voice-Over-Erzähler macht sich durch sein unnützes Geschwätz unangenehm bemerkbar. Meines Erachtens völlig überflüssig, da inhaltlich sowieso nichts geboten wird, was irgendwie noch zusätzlich zur intensiven Bildersprache hätte erklärt werden müssen.
Aber gut, die Sprüche sind platt, der Comic ist es wohl auch und im Grunde gibts zu der berühmten Schlacht an den Thermophylen des Jahres 480 v.Chr. auch nicht viel mehr zu sagen. Ironie der Geschichte: Die Schlacht selber hatte auch lediglich eine beiläufige Bedeutung. Die Zerstörung Athens konnte nicht verhindert werden und erst Pausanias von Sparta konnte Monate später bei Plataiai über Xerxes triumphieren
Die oft gehörte Kritik, "300" würde faschistoides Gedankengut transportieren, ist desweiteren nicht haltbar. Die historischen Tatsachen zeigen nun einmal ein militaristisches Volk mit äußerst scharfen Vorstellungen kräftiger und gesunder Menschen. Daran kann ein Film nichts ändern, insbesondere wenn wir es bei "300" mit einer Comicverfilmung zu tun haben. Das erklärt auch die starke, teils ins phantastische reichende Feindbildzeichnung der persischen Gegnerhorden. Wer da die Moralkeule zücken will, soll das Kino lieber direkt meiden.
Nein, was "300" schlicht fehlt, ist eine gehörige Portion zusätzlichen Inhaltes. Auf Dauer ist das ständige Gemtzel durchaus ermüdend. Einzig die grandiose Optik und die mächtige Präsenz von Sparta-König Leonidas alias Gerald Butler halten "300" im späteren Verlauf noch so gerade am Leben.
Ganz selbstverständlich ist der Film im Kino ein Erlebnis, bei dem das CGI-Blut hektoliterweise läuft und der Bodycount in die Tausende geht. Und wenn man den Film berechtigterweise in Schutz nehmen könnte, da es sich bloss um eine sehr werkgetreue, inhaltsarme Comicverfilmung handele, so kann, ja vielleicht muss man dann auch feststellen, dass eben diese Vorlage außer Schauwerten nicht wirklich etwas zu bieten hat. Eine sogesehen mäßige Vorlage kann einfach keine 120-Minuten wirklich hochwertige Kinounterhaltung hervorzaubern.
Regisseur Zack Snyder hat jedenfalls saubere Arbeit abgeliefert und die Vorlage adäquat adaptiert. Optisch ist "300" mit seiner düsteren Kunstoptik, an "Gladiator" erinnernden Elementen wie dem heimischen Kornfeldern und tollen Zeitlupeneinstellungen eine Wucht. Geradezu prädestiniert fürs Kino könnte man meinen! Ein Kinohighlight war es für mich dennoch nicht wirklich. Neben den eklatant fehlenden Inhalt gesellen sich nämlich auch noch kleinere Längen in der ersten Filmhälfte und die Tatsache, dass die Charaktere des Filmes durch die Bank einfach keine Bindung zum Zuschauer aufzubauen vermögen - was die wenigen Handlungsszenen noch einmal zäher macht.
Fazit: Ich werde dem Film auf Blu-Ray noch einmal eine zweite Chance geben. Womöglich finde ich dann einen besseren Zugang zu den beiden Extremen des optischen Wahnsinns wie der inhaltlichen Sterilität und Leere.