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Herodot von Harlikarnassos war ein griechischer Historiker, der 484 v. Chr. geboren wurde. Ihm sind Zitate zu verdanken wie: "Im Frieden begraben Söhne ihre Väter. Im Krieg die Väter ihre Söhne." Er war zudem der einzige Autor, der von der Schlacht bei den Theropylen berichtet hat, die sich 480 v. Chr. zugetragen haben soll. Die Thermopylen waren ein Gebirgsengpass, der taktische Bedeutung im Krieg verkörperte. Die Perser wollten sich um diese Zeit Griechenland einverleiben, unter anderem Sparta, und mussten sich diesen Engpass zu Eigen machen. Wie erwähnt schreiben wir in etwa das Jahr 480 v.Chr. Da Herodot damals erst 4 Jahre alt gewesen ist, kann man sich gut vorstellen, dass seine Berichte über die besagte Schlacht nicht komplett der Wahrheit entsprechen dürften. Seine Aufzeichnungen entstanden nämlich erst Jahre später. Trotzdem - oder gerade deswegen - ist eine heroische Geschichte entstanden, die Ruhm und Ehre wie kaum eine andere preist.


Verschiedene jüngere Historiker haben klargemacht, dass die Beschreibungen von Herodot übertrieben sind und nicht an jeder Stelle der Wahrheit entsprechen können. Doch auf Grund ihres beeindruckenden Verlaufs nahm man sich dem Thema trotzdem aus Herodots Sicht an. Angefangen hat damit 1998 Frank Miller, der aus dem Stoff einen erfolgreichen Comic kreiierte. In den letzten Jahren haben Produzenten immer öfter erkannt, dass in Comicverfilmungen enormes finanzielles Potential steckt und so kam es 2007 zur Verfilmung. Ebenso wie der Comic heißt sie "300" und bezieht sich damit auf die 300 Spatiaten, mit denen Leonidas damals laut Herodot in den Krieg gezogen sein soll.

Zur Handlungs des Films: Die persische Armee unter Xerxes (Rodrigo Santoro) Führung will Griechenland erobern und bietet Sparta die Kapitulation als Alternative zur Auslöschung an. Leonidas (Gerard Butler), der König der Spartaner, sieht das nicht ein und erklärt seinen Widersachern den Krieg. Hierzu sollte man anmerken, dass die Spartaner seit ihrer Geburt zu ehrenträchtigen Kriegern erzogen wurden. Schwache und Missgebildete wurden schon als Babys verbannt, die anderen zu gnadenlosen Kämpfern gezüchtet. Leonidas wurde sogar in jungen Jahren in die Wildnis ausgesetzt, um dort einem wilden Wolf die Zähne zu zeigen. Er bestand die Prüfung und wurde zum Herrscher.
Xerxes ist gar nicht erfreut über den Widerstand und besticht alles, was sich irgendwie bestechen lässt, unter Anderem ein Orakel und sogar den ein oder anderen Spartaner. So kommt es, dass Leonidas gegen den Willen des Rats und des Orakels in den Krieg zieht. Hilfe hat er nur von 300 tapferen Spartiaten, die perfekte Kämpfer sind und sich beim Engpass der Theropylen gegen Xerxes Übermacht stellen wollen. Ephialtes taucht auf. Er wurde auf Grund seiner extremen Missbildungen von den Spartanern verbannt und will nun seine Ehre zurück. Er berichtet Leonidas von einem geheimen Pfad, der Xerxes unter Umständen dazu dienen könnte, Leonidas einzukesseln. Trotzdem will Leonidas den schwächlichen Ephialtes nicht unter seinen Männern haben, was diesen zum Überlaufen bewegt. Historiker sind sich weitgehend einig, dass der Missgebildete nie wirklich existiert hat und dass die Unterschätzung des Geheimpfades lediglich ein taktischer Fehler des Leonidas gewesen ist.
Beim Engpass angekommen, erlebt der gebannte Kinozuschauer gewaltige Schlachten, in denen deutlich wird, wie perfekt die Spartiaten zu Kämpfern ausgebildet wurden. Mit wenigen Verlusten können sie zwei Tage lang alles niederschlagen, was Xerxes aufbietet. Am Ende jedoch entdeckt Xerxes den Pfad, der zur Einkesselung von Leonidas führt. Da bringt jede Tapferkeit und Kampfkraft nichts mehr. Leonidas muss sich und seine Männer opfern und will dabei nur noch möglichst viele Feinde mit in den Tod reißen, um sein Sparta zu beschützen. Beinahe kann er dabei Xerxes mit in den Tod reißen (Immerhin beweist er ihm aber, dass er nicht göttlich ist). Sein letzter Wille ist es, dass er und seine tapferen Spartiaten nicht in Vergessenheit raten. Er schickt Dilios (David Wenham) zurück nach Sparta, damit von seinen Taten berichtet werde.

"300" musste harte Kritik einstecken. Dabei scheint es, dass man gar nicht so sehr das Filmische betrachtet, sondern vielmehr am Inhalt heruminterpretiert und versucht, Angriffe und Verunglimpfungen zu entschlüsseln und anzuprangern. Die Iraner sehen sich beispielsweise als Nachkommen der Perser und fühlten sich persönlich durch die stupide und ehrlose Darstellung der Perser angegriffen. Ich hingegen will nur den Film an sich und nicht seine potentiellen Andeutungen bewerten, da sie für mich nicht so eindeutig sind, dass man sie als Fakten beurteilen könnte. Und selbst wenn sie vorhanden sind, zählt für mich bei einem solchen Film die Unterhaltung, nicht der politische O-Ton.

"300" wurde fast komplett in Studios vor blauen oder grünen Screens gedreht. Die Landschaften und anderweitige Hintergründe wurden durchweg digital eingefügt. Insgesamt investierte man 60 Millionen Dollar in den Film, ein Budget, das in den USA bereits am ersten Wochenende wieder eingespielt werden konnte (71 Millionen Dollar). Schon jetzt gehört er zu den 100 ertragreichsten Filmproduktionen aller Zeiten.

Woran liegt das? Sicherlich wird auch die Kontroverse um den Inhalt ihren Teil dazu beitragen, aber einige filmische Hervorragungen kann man "300" nicht absprechen. Da wäre zum Einen die Optik. Sie erinnerte mich stark an Sin City und den Herrn der Ringe, eine Mischung, die nur gut sein kann. Ästhetik wird gewaltig groß geschrieben. Die Körper der Spartiaten platzen beinahe vor Muskeln und sind zur Perfektion definiert worden. Da fragt man sich schon, wie man zur damaligen Zeit seine Muskeln derartig definieren konnte, McFit gab es schließlich noch nicht. Sixpacks reichten den Protagonisten dabei nicht einmal, um im Casting realistische Chancen zu haben. Alle Spartiaten besitzen ein Eightpack und sind auch ansonsten unglaublich männlich und stählern. Auch die wenigen Frauen, die man zu Gesicht bekommt, bestechen durch ihre perfekten Körper und ihre "Leichtigkeit". Doch sogar das Hässliche in diesem Film erscheint einem irgendwie Wunderschön, weil es so perfekt und aufwendig inszeniert wird, man denke nur an den völlig verkommenen, in Ketten gelegten Wüstentroll (was auch immer) der Perser.
Die Schlachten sind aufwendig in Szene gesetzt und mit einer gehörigen Portion Blut und ausufernder Gewalt versehen. Wie der Film in Deutschland eine 16er Freigabe erhalten konnte, ist mir durchaus ein Rätsel.

Der unter Zack Snyders Regie entstandene Streifen braucht ein wenig, um in Fahrt zu kommen, will zuerst erläutern, wie Leonidas und die Spartiaten zu solch harten Säuen werden konnten. Doch sind sie erst einmal am Engpass angekommen, so gestalten sich die Pausen sehr kurz, massig Action wird geboten bis zum Schluss. Schauspielerische Leistungen muss man dabei wohl eher nicht besprechen. Gesprochen wird in altertümlichen Worten, die inhaltsreich scheinen sollen, im Endeffekt aber wie leere Hüllen daherkommen. Der Fokus liegt nicht auf dem, was man hört, sondern auf dem, was man sieht. Dabei müssen weitgehend die Muskeln angespannt werden, was man nicht als schauspielerische Leistung identifizieren sollte.

Fazit: "300" ist möglicherweise der heroistische Streifen, den ich je gesehen habe, mit den männlichsten Männern, die ich je gesehen habe. Ich kann nicht verleugnen, den ein oder anderen neidischen Moment erlebt zu haben. Die Story stammt aus langen Tagen vor Christus, als Spartaner gegen übermächtige Perser kämpften und dabei zu Helden wurden und: Sie sind tatsächlich nicht in Vergessenheit geraten. Wunderschön ästethisch inszeniert bietet "300" gewaltige Bilder, einen Haufen Spannung, und macht einfach Spaß, wenn man keinen allzu empfindlichen Magen hat. Dafür braucht er ein Weilchen, um in Fahrt zu kommen und wirkt in den wenigen inhaltsreichen Dialogen hektisch und übertrieben. Von mir trotzdem 8 Punkte. Euer
Don

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