Review

Zu Beginn war meine Vorfreude ja noch relativ groß. Zack Snyder hat es als relativ junger Regisseur mit wenig Vorgeschichte geschafft, durch ein gelungenes Remake von George A. Romeros Klassiker Dawn of the dead allen Zweifel von sich zu schütteln. Die auch recht gelungene Comic-Adaption von Frank Miller´s Sin City mit Robert Rodriguez auf dem Regiestuhl ließ die Hollywood-Bosse natürlich recht schnell ein neues Investitionsobjekt finden - eine Quasi-Fortsetzung muß her, die Miller´s Namen trägt! Snyder darf das Ganze wie gehabt aufpolieren. Das Ergebnis läßt die Kinogänger fassungslos erstarren. Ob dies jetzt an den perfekten, bombastischen Bildfeuerwerken liegt oder an dem bemerkenswert dummen Drehbuch, das ideologisch mit Vorsicht zu genießen ist, kommt ganz auf den Zuschauer an.

Über die Handlung des Filmes möchte ich nur wenige Worte verlieren. Die Handlung sei mal als bekannt angenommen, zu bemerken sei nur, dass wenig Vorwissen recht schnell zu Verständnisproblemen führen kann. Weder historische Vorgeschichte, noch geographische Gegebenheiten werden tiefer unter die Lupe genommen und man beschränkt sich auf nur wenige Information. Aber wer in die Oper geht, sollte sich ja auch einlesen! ;-) Somit beschreibt der Film nur wenige Dinge recht verständlich: Krieg vor Diplomatie, denn die spartanische Herrenrasse ist den schwulen Inzest-Persern überlegen und so weiter und ich könnte gerade kotzen. Hier kann man sehr weit ausholen und viele zweideutige Botschaften aus dem Drehbuch kratzen - sei es versteckte Werbung für Krieg (in Amerika unbewußt in die Tiefenschichten der Psyche gehämmert) oder braune Scheiße (wenn ich mal direkt sein darf). Worte wie Stolz und Ruhm fallen ohne Zusammenhang, Freiheit vor Unterwerfung, stürzt den Diktator - äh - Herrscher Xerxes. Eine blutige Schlacht reiht an die nächste - auseinander gerissen durch Handlung, relativ stereotyp gehaltene Nebenhandlung und zum Teil recht alberne Dialoge.

Bevor ich mich in der Wut verliere, nach einem als Meisterwerk angeprießenen Film wieder nur Mittelmaß erhalten zu haben noch ein paar Worte zur Optik des Films: Kamera, (Computer-)Kulissen, alles wunderbar - nervt nur nach einer Weile der Sephia-Farbfilter, der nichts außer die Farbe Rot unverändert läßt und die Tatsache, dass man sich in Sachen Drehbuch und Optik auch gerne mal an bereits dagewesenem bedient hat. Die Figuren, seien es Monster oder der behinderte Spartaner, der nicht für den Kampf taugt (!!!) und zum Verräter wird - alle erinnern an Rollen oder Figuren aus bisher dagewesenem, sei es Herr der Ringe oder Basket Case.

Mehr kann ich leider nicht schreiben, da ich diesen Film leider nicht ohne ein paar Gläser Wein überstanden hätte und schon ordentlich einen sitzen habe. 300 ist einfach weit unterdurchschnittlich - aufpoliert durch grandiose Optik und bombastischen Sound - somit dennoch für effektverliebt Actionfans ein Muß. Die Schauspieler wirken recht hölzern und können wenig außer gutaussehend schreien, ihre Muskeln zeigen und böse schauen - aber dies

scheint für diesen Film wohl auszureichen. Das Drehbuch ist nicht nur schlecht, nein, es ist sogar eine Frechheit. Wer darüber hinweg schauen kann und gerne große, blutige Schlachten in Pseudo-Historienfilmen mit Softporno-Proleten (dank Hollywood bald ein neues Genre) in perfekter Optik sieht, dem könnte dies (und nichts anderes) wie bereits erwähnt an dem Film gefallen. Aber zu wissen, dass dieser Film sich wohl selbst sehr ernst nimmt... oh Gott!!! Ich bin schon gespannt auf 301 oder Alien vs. 300... ähhh... ich geh mal pennen! ;-)
(4,5 Punkte)

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