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Jackie Chan besinnt sich nach längerem Aufenthalt in den USA seit einiger Zeit wieder verstärkt auf seineWurzeln und produziert verstärkt in seiner Heimat. Ob die Rollenangebote in Übersee auf sich warten lassen oder einfach nur die Verbundenheit zu Hongkong der Grund ist sei einmal dahingestellt, die Rückkehr hatte sich schon allein wegen dem Actionhit „New Police Story“ gelohnt. Es folgte der recht mittelmäßige „The Myth“, Jackies etwas zweifelhafter Versuch sich auch in fantastischen Stoffen zu bewähren. Sein jüngster Streich „Rob-B-Hood“ dürfte aber auch nicht weniger umstritten sein, denn statt der ursprünglich erhofften Re-Union der Three-Brothers (Grund war der Arbeitstitel Projekt BB, welcher als Anspielung auf Projekt A und Projekt B interpretiert wurden) produzierte Jackie eine familientaugliche Komödie mit einem recht trolligen Co-Star.

„Rob-B-Hood“ ist keine asiatische Interpretation von Robin Hood, auch wenn ein Räuber-Trio im Mittelpunkt der Geschichte steht. Vielmehr handelt es sich um eine schräge Gangsterklamotte, die ihr Potential vorrangig aus dem komödiantischen Part ziehen will. Ein nicht unwesentlicher Teil der Geschichte dreht sich um ein Baby, dessen Obhut die Möchtegernganoven im Laufe der Geschichte übernehmen müssen um ein lukratives Lösegeld zu kassieren. Die Richtung in der sich der Film zwangsläufig bewegen wird, ist nicht schwer zu erahnen. Jackie Chan und sein Partner Louis Koo übernehmen die elterliche Aufzucht des kleinen Sprösslings, wobei natürlich erwartungsgemäß so ziemlich alles schiefgeht was nur schiefgehen kann.

„Rob-B-Hood“ bewegt sich damit auf der Welle eines Comedy-Subgenres, welche schon in den 80’ern mit einigen ziemlich zweifelhaften aber dennoch erfolgreichen Streifen merkwürdige Blüten trug. Bekanntester Ableger der Babyfilmchen dürfte wohl die „Kuck mal wer da spricht“ -Reihe sein, aber auch „Kinderkarten Cop“ mit Arnold Schwarzenegger nimmt sich einem ziemlich ähnlichen Thema an. Die Ausgangslage ist dabei immer gleicht und fokusiert die Unfähigkeit der Männerwelt, sich in den klassischen Frauendomänen zu recht zu finden. Ob es dabei nun um das Kinderkriegen (siehe „Twins“) oder eben das Versorgen des Nachwuchses dreht, das Ergebnis ist eigentlich immer gleich. Der Mann stolpert von einem Fettnäpfchen ins Andere und macht so ziemlich alles falsch was man nur falsch machen kann.

In diesem speziellen Fall sind es Jackie Chan und Louis Koo, die sich ziemlich schwer tun in ihrer neuen Vaterrolle. Beide sind totale Versager, der einen verpulvert sein Geld beim Glücksspiel und der anderen kann dem zarten Geschlecht nicht wiederstehen. Menschlich sind beide Nieten, erst durch das Baby lernen sie Verantwortung zu übernehmen. Natürlich darf auf dem Weg zur Erkenntnis das ein oder andere Missgeschick nicht fehlen, sei es nun eine volle Windel oder einfache Probleme wie die Flasche geben. Leider tut sich „Rob-B-Hood“ über weite Strecken sehr schwer wirklich etwas Innovatives abzuliefern und beschreitet leider allzu oft abgetretene Pfade. Sind wir doch mal ehrlich, die Babynummer ist total verbraucht und lockt keinen mehr ernsthaft hinter den Ofen vor. Um damit einen abwechslungsreichen Spielfilm zu kreieren müssten sich die Macher schon ordentlich ins Zeug legen, was sie aber in diesem Fall leider versäumen.

Punkt Nummer Eins auf der Kritikliste gilt daher in erster Linie der schmalzig-klebrig-süßen Geschichte die einem hier vogesetzt wird, welche teilweise nur mit Müh und Not zu ertragen ist. Sicher, ein Baby ist ein putziges Wesen, wenn man dann aber die Geschichte noch künstlich mit Herzschmerz und Melodramatik anreichert kann einem schon mal der Brechreiz überkommen. Besonders in der letzten halbe Stunde bewegt man sich zu sehr von der eigentlich seichten Komödie weg und konstruiert ein rührseliges Drama wo eigentlich keines nötig wäre. Ja, und immer wenn sich Jackie Chan auf dramatische Rollen einlässt, sieht man die Grenzen seiner Schauspielkunst. Er vermag es einfach nicht glaubhaft Emotionen darzustellen, die abseits seiner üblichen Rollen als Actionheld platziert sind. Auch hier wird das wiedermal nur zu gut deutlich. Besonders nervig ist bisweilen auch der etwas schwule Touch, den die beiden Hauptprotagonisten während ihres ungewohnten Treibens hier verpasst bekommen.

Was in „Rob-B-Hood“ auch sehr negativ zum Tragen kommt, ist die viel zu epische Laufzeit von über zwei Stunden, bzw. nochmal knapp 15 Minuten mehr im Extended Cut. Um eine solche Laufzeit zu rechtfertigen, müsste ein Jackie Chan Film schon eine mitreisende Geschichte mit viel Action aufbieten, wie das z.B. in „New Police Story“ der Fall war. "Rob-B-Hood" ist allerdings viel zu seicht um den Zuschauer die ganze Zeit in seinen Bann zu ziehen und was noch viel schlimmer ist, es passiert einfach zu wenig. Die Gangsterstory ist zwar ganz nett, aber mehr auch nicht. Hinzukommt die fehlende Action, die bisher auch in den banalen Jackie Chan Filmen immerhin ein Garant für gut Unterhaltung war.

Seien wir mal ehrlich, Jackie wird nicht jünger und die Zeiten in denen er uns mit herausragenden Stunts und Kampfszenen beglücken wird sind längst gezählt. Mit über 50 auf dem Buckel, sollte man von Jackie daher nichtmehr so viel Körperakrobatik erwarten wie in seinen frühen Werken. Dennoch, auch hier konnte er in jüngster Vergangenheit zeigen, dass auch er noch nicht ganz zum alten Eisen gehört. Das was an Action in „Rob-B-Hood“ zu sehen ist, kann man als solide bezeichnen, kommt aber bei weiten nicht an „New Police Story“ heran. Ein paar kurze Kampfszenen und ein paar witzige Stunts, wie etwa der Abstieg an einer Hauswand über die Klimaanlage oder eine Kletterparty auf einer Achterbahn gehören zu den wenigen sehenswerten Momenten. Leider insgesamt zu wenig um auf diesem Gebiet zu punkten. Vielleicht macht sich das Alter doch langsam bemerkbar und die Masse an körperbetonter Action kann von Jackie nicht mehr geboten werden wie in früheren Tagen. Wieso dann aber nicht auf andere Actionvariationen ausweichen. Große Explosionen, Auto-Stunts oder einfach nur eine etwas schnellere Gangart hätten vielleicht echte Wunder bewirkt statt ständig nur auf die Bremse zu treten. Von einer Benny Chan – Jackie Chan Kooperation hätte man in diesem Punkt definitiv mehr erwarten können.

Was bleibt sind ein paar kleine Einfälle und Cameos am Rande, die das poppige Treiben zumindest zweitweise etwas aufheitern. Natürlich ist es immer wieder schön Jackie in Aktion zu sehen, besonders weil man merkt dass es ihm immer noch Spaß macht Filme zu drehen. Schön auch die Rolle von Yuen Biao, der nach langer Abstinenz endlich mal wieder an der Seite von Jackie zu sehen ist. Da werden Erinnerungen wach an die aufreibenden 80’er und die gemeinsamen Filmprojekte der beiden -  die Familienzusammenführung ist damit zumindest im Ansatz geglückt. Biao war schon ewig nicht mehr in einem großen Film zu sehen, was sehr schade ist, denn seinerzeit gehörte er zu den größten Actionstarts des Hongkong-Kinos. Von daher kann man nur hoffen dass es nicht sein letzter größerer Auftritt gewesen ist.

Fazit:
„Rob-B-Hood“ muss insgesamt leider als enttäuschender Versuch von Jackie Chan gewertet werden, eine familientaugliche Actionkomödie zu produzieren. Der Film ist viel zu lang und inhaltlich ausgelutscht um die Fans bei Stange zu halten, im Vergleich bot selbst „The Myth“ mehr Abwechslung. Noch negativer fehlt die mangelnde Action ins Gewicht, was für einen Jackie Chan Film schon fast einem K.O. gleichkommt. Etwas mildernd muss man hier aber wohl auch der schleichende Alerungsprozess anrechnen, der leider auch vor den großen des Genres nicht halt macht. Jackies Glanzzeiten sind nun mal leider vorbei, von daher sollte man seine Erwartungen schon im Vorfeld etwas herunterschrauben. Ganz abschreiben sollte man Chan dann aber auch nicht, vielleicht gelingt ihm ja zusammen mit Jet Li im kommenden Leinwandabenteuer „The Forbidden Kingdom“ noch einmal der große Wurf, bis es früher oder später mit der Karriere als Actionheld vor der Kamera so langsam dem Ende entgegen gehen dürfte.

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