Review

Eigentlich hat mein Interesse an Jackie Chan Filmen schon lange nachgelassen.
Ich bin auch heute noch begeistert von seinen HK-Klassikern, die Ende der 70er angingen, sich über die absolute Hochkonjunktur in den goldenen 80er erstreckten, und irgendwo in den 90er allmählich endeten.
Und verglichen damit, treffen eben die neueren Werke des Meisters auf weniger Begeisterung meinerseits. Natürlich ragt da auch mal ein „New Police Story“ heraus, und die Zusammenarbeiten mit Owen Wilson sind ebenfalls erträglicher als jene mit Herrn Tucker; doch der Drang jedes Filmmaterial mit Jackie Chan in der Hauptrolle haben zu müssen ist angesichts der jüngsten Filmographie verflogen.

Wenn aber Chan versucht sein „Goodguy Image“ etwas loszuwerden ( 2 mal hat er bereits einen Bad guy gespielt) und zugleich an alte Zeiten anzuknüpfen, indem er nach einem langjährigen Streit erstmals wieder mit seinen beiden Peking-Oper Brüdern Yuen Biao und Sammo Hung vor der Kamera stehen will, um einen kleinen Säugling zu pflegen, dann wird man als Fan schon ein wenig hellhörig.

Enttäuschenderweise aber entpuppen sich diese Ideen bei der Projektplanung letztlich nur als Halbwahrheiten, denn ein Bad Guy ist Jackie im Film nun doch nicht so richtig; Yuen Biao muss sich mit einem kleinen Cameo Auftritt zufrieden geben, und Sammo Hung ist gar nicht erst dabei.

Das besondere an Jackie’s Rolle ist, dass er einen Dieb spielt. Hier muss Chan als Fong Ka Ho in Privathäuser einbrechen, und Saves knacken; das Geld behält er natürlich und teilt es mit seinem Partner Octopus (Louis Ko) und dem „Vermieter“ (Michael Hui).
Das Geld, das Chan’s Figur dabei erwirtschaftet wird auch sofort beim Mahjong auf den Kopf gehauen.
Bis auf diese moralischen Defizite aber ist Fong Ka Ho immer noch dem Jackie Typ untergeordnet.
Entführen oder gar Morden würde nie in Frage kommen, und das Geld, das er beim Einbrechen und Spielen gewinnt, wandert in großen Mengen an dessen Familie in Form von Geschenken.
Der Vater jedoch, ist weniger begeistert von dieser Nettigkeit, er weiß womit der Sohnemann sein Geld verdient, ist enttäuscht, dass er keinen anständigen Job ausübt, und verstößt ihn schließlich.
So viel zu Jackie’s „Bad Guy“ Rolle, die eben vor allem deswegen nicht aufgeht, weil Jackie einfach…zu nett ist. Der nette Dieb Jackie…

Etwas anders sieht es da mit dem Partner Louis Koo aus, der trotz sympathischer Ausstrahlung zu einem Arschloch werden kann, zumindest Gegenwart seiner Frau, denn diese sehr schüchterne, süße Dame befindet sich in Schwangerschaft, stößt aber nur auf Egoismus und anderem Verhalten das eines Gentlemans und erst Recht eines Ehemannes nicht würdig ist.

Doch sie beide, Fong Ka Ho und Octopus sollen schon bald zu besseren Menschen werden, und hier kommt das Herzstück des Filmes ins Spiel, das kleine Baby.
Als die beiden sich von ihrem Vermieter auf einen äußerst lukrativen Auftrag einlassen, ahnen die beiden nicht, dass es nicht Geld ist, das sie stibitzen sollen, sondern ein kleiner Säugling.
Obwohl sich Fong Ka Ho mit Händen und Füßen wehrt den Kleinen tatsächlich mitzunehmen, werden die 3 von der angespannten Situation in die Ecke gedrängt, und schließlich sitzt der Vermieter für 10 Tage im Knast, während sich die beiden um den kleinen kümmern sollen.
Doch der Auftraggeber, der das Baby haben wollte, findet schon bald heraus wo sich der Kleine aufhält und schickt schon bald ein paar Leute vorbei…

Ganz ehrlich, vor 20 Jahren, als Jackie Chan, Sammo Hung und Yuen Biao noch ein eingefleischtes Team waren hätten die 3 einen super unterhaltsamen Film daraus gemacht.
Sie waren jung, frech, dynamisch und haben super gut zueinander gepasst.
Damals wäre das Konzept auch noch recht frisch gewesen.

Heute jedoch ist spätestens seit „Juniors freier Tag“ kein Blumentopf damit mehr zu gewinnen.
Und referenzverdächtig ist Benny Chan’s Interpretation des Stoffes auch nicht so ganz, obwohl einige gute Ideen schon mit dabei sind.

Sobald Jackie und Louis Koo mit dem Baby allein gelassen werden, versucht Benny Chan nun auch das ganze Babygag Programm runterzuspielen.
Das Baby heult und die beiden Ersatzväter müssen mit den albernsten und peinlichsten Erheiterungsversuchen, das Baby zur Ruhe bringen.
Sicher ganz witzig, doch die Gesangseinlage kann genauso gut nerven.
Dann landet das Baby natürlich in einer Waschmaschine, und diese geht anschließend auch in Betrieb.
Kackern tut der kleine auch, und da landen diese Windeln mit höchstgefährlicher Ladung auch nicht immer im Mülleimer sondern auch da, wo man sie am wenigsten haben möchte; ihr wisst was ich meine ;)
Die Bemühungen der verzweifelten Diebe kennen keine Grenzen, und schon bald finden sie sich in einem Erziehungskurs wieder, wo Jackie auf eine scheinbare Love Interest stößt, Melody; sehr süßes Mädchen (Yuanyuan Gao).

Sicher ist es ganz unterhaltsam die beiden bei ihren väterlichen Tätigkeiten zuzusehen, wie sie mit dem Kleinen spielen ist auch zuckersüß, und wenn die beiden dann mal von einer Fachkraft eines Besseren belehrt werden, dann ist das auch nicht ganz unlustig, aber richtige Brüller sind eben nicht dabei…höchstens bei den vollgekackten Gesichtern könnte man abfeiern, wenn man denn solch einen Geschmack hat.

Das Hauptproblem aber, weshalb das Gezeigte nicht ganz so viel Spaß macht, wie es eigentlich vorgesehen war, ist Jackie Chan himself, der meiner Meinung nach einfach nicht in die Rolle passt.
Ich hatte mich vorher noch nie darüber beschwert, dass Jackie nicht der ist, den er vorgibt zu sein; ob Polizist Ka Kui, Imbissbudenbetreiber Tom oder Abenteurer Asian Hawk, das waren alles authentische Jackie Rollen, aber ein Dieb ist er nun doch nicht, woran aber das Drehbuch auch nicht ganz unschuldig ist.
Er passt jedoch auch nicht zu seinem deutlich jüngeren Partner Louis Koo.
Ein Daniel Wu oder meinetwegen Nicolas Tse an dessen Stelle wären in diesem Fall die bessere Wahl gewesen, und Jackie hätte dann eben den „Auftraggeber“ spielen können, wenn er denn wirklich einen „Bad Guy“ spielen wollte.

Doch die erwähnten Namen müssen sich mit Cameos begnügen, und Yuen Biao darf zumindest mal als Polizist ein klein wenig gegen Jackie kämpfen.

Und das in einem äußerst witzigen Kampf in einem Appartment, das alles andere als geräumig ist.
Hier darf Chan wieder seine patentierten Moves, Einlagen und Ausweichmanöver präsentieren.
Es ist immer wieder grandioses Eyecandy, wenn Jackie blitzschnell durch enge Öffnungen flutscht, Schiebetüren flink verschiebt um anschließend die Fäuste fliegen zu lassen, oder im letzten Moment großen Gefahren haarscharf ausweicht, wie etwa einem rasenden Auto oder einer Achterbahn.
Das alles kennt man ja schon, hier zum tausendsten Mal recycelt.
Ganz unkreativ ist Jackie aber auch nicht.
Irgendetwas fällt dem Guten immer ein, und so bietet er hier einen äußerst sehenswerten Stunt, als er an einer Gebäudefassade auf die Lüftungsschächte stufenweise runterspringt.
Alles in einem Take mit anschließendem Dialog, der, wie man den Outtakes entnimmt durch kleine Verhaspelungen schuld daran ist, dass Jackie den Stunt mehrfach wiederholen musste.

Beeindruckend, was sich der mittlerweile 53 jährige noch alles zumutet, obwohl er das nun beim besten Willen nicht mehr nötig hat.
Dieser Workoholismus, und der Drang ständig etwas Neues zeigen zu müssen, führt aber auch zu Recht bizarren Ideen, wie sie nur aus Hong Kong stammen können.

Nach dem Kampf im Kühlraum, wo Jackie zur Abwechslung mal mit einem wirbelnden Ventilator um sich haut, wird es auch schon ernster, und da trägt der Film nun wirklich zu dick auf.
Wenn Jackie Wiederbelebungsversuche startet, indem er sich an eine Autobatterie verkabelt, um anschließend Stromschläge zu verpassen, kann man nur noch mit der Hand an die Stirn klatschen.
Und auch hier kann man sich wieder über die Schauspielkünste von Herrn Chan streiten, wenn er dabei heult wie verrückt.
Für die einen gutes Schauspiel, für die anderen peinliches Overacting.
Das hat meiner Meinung nach in Drunken Master 2 noch am besten funktioniert, obwohl Chan allseits bekannt erst seit New Police Story den entscheidenden Schritt Richtung „Guter Schauspieler“ gemacht hat.

Nun, denn am Ende bleibt ein etwas unbefriedigendes Gefühl.
Chan passt nicht so recht in die Rolle, darf aber im Rahmen dessen was sein Körper noch erlaubt, einige exzellente Einlagen vorführen, und auch sonst für einige nette Schmunzler herhalten. Das Baby ist natürlich süß, doch die Gags die es mit sich bringt einfach keine Brüller mehr.
Da das ganze eine nette Familienunterhaltung sein soll, fällt auch das Ende entsprechend aus, obwohl es zunächst tatsächlich den Anschein hatte als würde der Film wirklich so enden, wie er es uns anmuten will.
Hätte der Film tatsächlich so geendet (was aber angesichts der vorherigen Sachlage unrealistisch erscheint), würde ich einen Punkt drauf geben, doch das wäre für Jackie Verhältnisse wirklich die Höhe gewesen.
Alles in allem: Nette Familien Unterhaltung, über die wohl nur Kinder wirklich laut lachen können.

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