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Schon der Titel Die gelbe Hölle des Shaolin lässt vermuten, dass der Film ein ganz klassischer Eastern ist. Wie so oft in dieser Art von Filmen geht es um Rache. Die gelbe Hölle des Shaolin greift dieses Thema gleich in allen möglichen Variationen auf. Und liefert uns dabei eine ganze Menge köstlichen Trash.

Irgendwann im alten China: Gleich zu Beginn des Films nimmt Hauptperson Nan-Kung einen Mann fest und führt ihn zu dessen Hinrichtung. Da hat er sich mit dem Falschen angelegt, denn der Vater des Hingerichteten hat nichts anderes zu tun als nach Rache zu sinnen. Und so wird kurzerhand Nan-Kungs sämtliche Familie ausgelöscht. Nur seine Schwester wird verschleppt und ihr Sohn San-Chun, ein kleiner Junge mit lustigem bayrischen Akzent, konnte überleben, indem er sich in einem Brunnen versteckt hat. Jetzt ist Nan-Kung an der Reihe den Tod seiner Familie zu rächen und zugleich seine Schwester wiederzufinden. Kurzerhand schlüpft er in seine weiße Kleidung, setzt sich einen großen Strohhut auf und los kann die Reise gehen. Zusammen mit seinem Neffen San-Chun wandert Nan-Kung nun scheinbar planlos durch schöne chinesische Berglandschaften und bleibt sogar beim Laufen so bewegungslos und steif, als hätte er einen Besen verschluckt.

Als eine Belohnung auf Nan-Kungs Kopf ausgesetzt wird, taucht Biao auf. (Ob er gut oder böse ist, das muss der Zuschauer selbst entscheiden. Zwar wird er im Laufe des Films Nan-Kungs Gegner, wird insgesamt aber eher als gut hingestellt.) Biao ist arm und will um die Hand seiner Freundin Pyo anhalten. Deren Mutter erlaubt die Heirat aber erst, wenn Biao seine Schulden zurückbezahlt. Da kommt Biao die Belohnung gerade recht und er macht sich frohgelaunt auf (indem er Rad schlägt, Salti macht oder mal eben auf Bäume springt), seine explosiven Kugeln aus einem Versteck zu holen, um Nan-Kung damit zur Strecke zu bringen.

Auch ein schwarzgekleideter, namen- und skrupelloser Böser, der an Zorro erinnert, wird im Laufe des Films vorgestellt. Klar will auch er die Belohnung. Nachdem er diese auf das Fünffache hochhandeln konnte, macht er sich auf die Suche nach Nan-Kung.

Es kommt zu Kämpfen, wobei sowohl der schwarze Böse als auch Biao mal zum Zug kommen, gegen Nan-Kung zu kämpfen. Als der schwarze Böse schließlich Biao tötet, sinnt auch noch Pyo Rache für ihren toten Freund und beschließt Nan-Kung zu helfen. Und so geht Nan-Kungs Odyssee weiter, bis am Ende außer Nan-Kung selbst und seinem Neffen San-Chun alle tot sind. Die Schwester ist noch immer nicht gefunden, aber das muss einen ja nicht davon abhalten, den Film an dieser Stelle zu beenden.

Zuallererst kann man sich scheinbar nicht darauf einigen, ob Die gelbe Hölle des Shaolin nun eine Produktion aus Hongkong oder Taiwan ist. Verschiedene Quellen haben da verschiedene Angaben. Das gleiche gilt für das Herstellungsjahr, einmal wird 1980, ein andermal 1982 genannt.

Obwohl sich Die gelbe Hölle des Shaolin todernst nimmt, bietet der Eastern reichlich unfreiwillige Komik. Banditen mit knallroten, langen Plastik-Locken, Frauen, die sich an völlig deplaziert wirkenden Lianen durch die Gegend schwingen oder ausgestopfte Adler, die beim Fliegen nicht einmal die Flügel bewegen, lassen sich eben nur in diesem Film bewundern. Oder belächeln...

Die Hintergrundmusik, abwechselnd zwischen passabel, über grausam, bis hin zu billigster Synthesizer-Musik, wird absolut willkürlich im Film eingestreut und so plötzlich, wie sie angefangen hat, endet sie meistens auch wieder. Von Logik-Fehlern kann man bei Die gelbe Hölle des Shaolin eigentlich schon gar nicht mehr sprechen, denn die Logik selbst muss längst in einem großen schwarzen Loch verschwunden oder der RTL2'schen Verstümmelungsschere zum Opfer gefallen sein. Spannend ist Die gelbe Hölle des Shaolin auf keinen Fall, aber auch keinesfalls langweilig. Der Film mutet eher wie eine lose Aneinanderreihung von Szenen an, die nicht unbedingt passend miteinander verbunden sind.

Die Darsteller agieren allesamt auf unterstem Niveau. Kein einziger lässt sich irgendwie hervorheben. So stocksteif und emotionslos sieht man Schauspieler selten durch einen Film stapfen. Die Dialoge sind doof und gestelzt, passen aber perfekt zum trashigen Flair des Films. Dabei gilt aber: Vor allem Nan-Kung und der Schwarze sind so cool und bewegungslos (wenn sie nicht gerade kämpfen), dass es schon fast wieder Stil hat. Zudem sind die Landschaften, die Kostüme und Kulissen schön anzusehen – und das ist ja auch schon mal ein Pluspunkt.

Die Kämpfe sind eins: Vor allem laut. Das Geräusch jeder Armbewegung, jedem Tritt und Schlag wurde so laut nachbearbeitet, dass es fast schon beim Zuhören weh tut bei so viel Übertreibung. Und wie Nan-Kung und der schwarzgekleidete Böse um einen Baum herumspringen, ihn kaum berühren und dann erst einmal eine halbe Minute regungslos stehen bleiben dürfen, bis sich der Baum endlich dazu bequemt, in Zeitlupe abzubrechen (und zwar so gerade und sauber, als wäre er mit einer Säge gefällt worden), ist einfach unbeschreiblich.

Die gelbe Hölle des Shaolin bietet dem Zuschauer knapp 90 Minuten eine löchrige, wirre Handlung, jede Menge unfreiwillige Komik und einen ganzen Haufen sehenswerter Kämpfe. Ein Film, den der geneigte Trash-Liebhaber immer wieder, der Kung Fu-Liebhaber einmal sehen kann.

Alle anderen besser die Finger davon lassen!

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