Review

Konnte Marcus Nispels "Texas Chainsaw Massacre"-Remake noch überzeugen, so ging sein neuer Wikinger-Actionfilm "Pathfinder" mit Karl Urban in der Hauptrolle für Kinoverhältnisse mächtig in die Hose.
Durch Reviews gewarnt erwartete ich zumindest gepflegte Trashunterhaltung, die bei ein paar Bieren bei allen inhatlich potenziellen Schwächen Spass macht. Historisch korrekte Darstellung erwartete ich ebenfalls nicht. Geht ja auch mal ohne!

Doch selbst diese gedämpften Erwartungen konnte "Pathfinder" nicht erfüllen. Bereits der Vorspann wirkt völlig überhastet - und das wurde auch im eigentlichen Film keinen Deut besser. Teilweise ohne erkennbaren Zusammenhang reiht Nispel klischeebeladene, belanglose Handlungsszenen und innovationslose Kämpfe aneinander. Das wirkte teilweise derart diletantisch geschnitten, dass man meinen konnte, hier und da wären ganze Szenenfolgen aus Versehen nicht im finalen Cut gelandet. Mal ist es Tag, mal Nacht, mal ist man im tiefsten Schnee, dann wieder im schülen Urwald, dann jagt man in einem Schild (!) einen Schneehang runter - hää?
Filmrhythmus, Logik, Dialoge und Bild- und Schnitttechnik (Was sollen diese ständigen Nahaufnahmen, kennt Nispel kein Weitwinkelobjektiv???): Schlicht mangelhaft! Schon lange hab ich nicht mehr einen solchen Diletantismus auf der Leinwand gesehen!

Auch die Kämpfe erweisen sich als unterdurchschnittlich. Mengenmäßig kann man sich nicht beklagen, was "Pathfinder" so an Action auffährt. Dumm nur, dass die Kämpfe (meist 1 gegen 1) sehr eintönig daherkommen. Zwar wird hier und da auch mal ein Kopf abgetrennt, aber selbst das reisst angesichts der mäßigen Inszenierung der Actionszenen und den schlechten CGI-Effekten keinen vom Hocker. Keine epische Wucht, keine fesselnden Duelle, nirgens ein Sinn für eine dramatische, überlegte Umsetzung wie man sie beispielsweise in "Conan - der Barbar" vorfindet. Letztlich ist man froh, wenn die letzten Wikinger endlich Valhalla erreicht haben und der Film im Schneegestöber sein Ende findet.

Die ersten 15 Minuten von "Pathfinder" sind ja zumindest atmosphärisch noch ganz ordentlich und auch die Wikingerkostüme sehen doch (obwohl jeder historischen Grundlage entbehrend) ziemlich geil aus. Als Gag kann man sich auch mit dem Wikinger O-Ton nebst Untertiteln gut anfreunden. Dann ist das Pulver aber leider schon verschossen und zunehmend macht sich Langeweile breit - selbst in den Actionszenen.

Fazit: Im Kino völlig deplaziert, als hohler B-Film auf DVD vielleicht noch gerade brauchbar. Mau in allen Belangen! Nispel, bleib bei deinen Horrorfilmen, Action ist nicht deine Welt!

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