900 nach Christus. Wikinger landen an der Ostküste Nordamerikas. Die Indianer mordend und ihre Siedlungen brandschatzend, bahnen sie sich ihren Weg entlang der Küste. Dabei zwingen sie jeweils einen Gefangenen, sie zur nächsten Ansiedlung zu führen. Doch einmal geraten sie an einen jungen Krieger, der so ganz andere Pläne hat. ...
Der "Pathfinder" von Regisseur Marcus Nispel ist ein Remake des 1987 in Norwegen unter der Regie von Nils Gaup entstandenen Streifens "Ofelas", der natürlich unter diesem Titel international überhaupt keine Chance hatte, auch nur bekannt, geschweige denn erfolgreich zu werden. Deshalb wurde er umbenannt in "Pathfinder" und schaffte es - zumindest im deutschsprachigen Raum - wenigstens auf eine Videokassette - von einem Kinostart ist mir nichts bekannt - und inzwischen auch (in ungekürzter Fassung) auf eine DVD. Im Fernsehen gab es (laut OFDb) nur bei Tele 5 in 2006 und 2007 das Original in der gekürzten Fassung zu sehen.
Der Vorteil des Originals liegt darin, dass die Handlung den Zuschauer nach Lappland führt und er staunend zur Kenntnis nehmen muss,
dass auch dort "oben" im hohen Norden - in einer Zeit, als in
Mitteleuropa Ritter, Burgen, Mönche, Fürsten und Turniere das Bild
bestimmten - Mord und Totschlag herrschten, wenn auch nicht so
prunkvoll, so aber doch ganz bestimmt ebenso grausam. Das Original
besticht und berührt durch seine Schlichtheit. Das Remake dagegen muss
kritisiert werden wegen seiner "Überladenheit". Okay, Lappland ist
nicht der Nabel der Welt und wahrscheinlich auch nicht der Ort, der die
Zuschauer in Massen in die Kinos zieht. Die Ostküste Amerikas ist da
sicherlich schon zwingend. Doch während es an Norwegens Küste steile
Felswände gibt, fehlen sie an der Ostküste Amerikas. Da sie aber für
die Handlung essentiell sind, werden eben die Rocky Mountains
herangerückt. Klare, harte Gesichter identifizieren die Räuberbande in
Lappland so eindringlich, dass der Zuschauer sie auch nach Jahren mit
Schaudern wiedererkennen würde. Nispels Wikinger wirken dagegen wie
Gestalten, die wir aus Excalibur, den Conan-Filmen oder auch von Warhammers Chaoskriegern kennen. Vor lauter Helm und Schutz hat das Böse nur ein mühsam erkennbares Gesicht. Besser getroffen sind dagegen die Indianer. Sie wirken in Aussehen, Kleidung und in ihrer Umgebung recht authentisch. Fehlen in Lappland Pferde gänzlich, sind die Wikinger Nordamerikas selbstverständlich in großer Zahl beritten. Dies sieht zwar gut aus, ist aber ärgerlich, hatte der amerikanische Kontinent zu jener Zeit doch keine Pferde, und eine Atlantiküberquerung der Gäule in einem Drachenschiff ist sicherlich nicht das, was auch die härtesten Kerle mochten. Warum es nun ausgerechnet auch noch der Wikingerknabe Ghost (Karl Urban) sein muss, den das Schicksal 15 Jahre zuvor den Indianern in die Hände gespült hatte, und der nun zum großen Gegenspieler der mordenden Nordmänner wird, erschließt sich mir nicht. Bei den Indianern aufgewachsen, erlebt er keinen Interessenkonflikt. Hier hätte es auch getrost ein strammer Indianerbursch sein dürfen. Zumindest haben die Verantwortlichen jedoch davon abgesehen, einen muskelbepackten Ausnahmebody für diese Rolle zu engagieren.
Es ist eine einfache Geschichte, die hier erzählt wird, und es hätte dem Film gut getan, sie nicht hollywoodmäßig zu übertreiben, sondern stattdessen die Charaktere besser herauszuarbeiten.
Nichtsdestotrotz ist die Handlung konsequent und unterhaltsam umgesetzt. Aufnahmetechnik und Schnitt bieten einen actionreichen Streifen auf aktuellem Stand. Die Atmosphäre ist insgesamt düster gehalten und erinnert in dieser Form an Roman Polanskis "Macbeth" (1971) oder auch an Bruce Beresfords "Black Robe" (1991). Nie wird es richtig Tag!
Die Darstellung der Gewaltszenen erfolgt häufig nur angedeutet, im Halbdunkel oder wird durch schnelle Schnitte gemildert. Deshalb ist es unverständlich, weshalb der Film keine Jugendfreigabe erhalten hat. Wenn zum Beispiel "Gangs of New York" oder "Smokin Aces" eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten, könnte dies auch getrost für den "Pathfinder" gelten.
Fazit: Hätte man die Vorlage etwas behutsamer umgesetzt, hätte man auf vordergründige Effekte verzichtet und wäre dies der Story zugute gekommen, dann hätte es ein veritabeler Streifen werden können. - Aber vielleicht wollte Nispel auch nur einfach einen Actionfilm drehen? Vielleicht vertraute er einfach darauf, dass nur wenige das Original kennen, die meisten nur einfache und spannende Unterhaltung wollen? Dann ist ihm das weitgehend gelungen. Dafür 7 von 10 Punkten.