Von den Filmen, die Romy Schneider in den Siebzigern in Frankreich drehte, dürfte "Les innocents aux mains sales" einer der schlechtesten sein. Und das, obwohl alles nach Erfolg roch: Star-Regisseur engagiert zwei Weltstars, um den Bestseller eines Star-Autors an der Côte d'Azur mit grossem Budget zu verfilmen.
"Es ist vom ersten bis zum letzten Meter Romy Schneiders Film," prahlte Claude Chabrol, als der Film 1975 in den Kinos anlief. Zugegeben, Romy Schneider sah nie so gut aus wie in diesem Krimi: Die edlen Roben von Yves Saint Laurent stehen ihr ausgezeichnet, ebenso die mehrfach wechselnden Frisuren. Sie ist wunderschön ausgeleuchtet und passt gut in die eigens für den Dreh angemietete Luxus-Villa. Aber: Romy Schneider war selten so schlecht wie in Chabrols verhindertem "Meisterwerk". Sie gibt sich nicht einmal Mühe, ihre Langeweile zu verbergen, sie wirkt ausgesprochen kraftlos. Die Chemie zwischen ihr und ihren Filmpartnern (Rod Steiger spielt ihren Ehemann, Paolo Giusti ihren Liebhaber) stimmt nicht, und damit sind sämtliche Beziehungen und Figuren schlichtweg unglaubwürdig.
Grund für den fehlenden Funken dürfte die praktisch nicht vorhandene Regie sein: Chabrol, über den schon die Knef mit grösster Verachtung sprach, er sei der "unmöglichste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe," spielte während des Drehs Schach und überliess die Arbeit dem Kameramann und den Schauspielern. Er ging davon aus, dass seine Arbeit mit dem Schreiben des Drehbuchs und den Besprechungen vor Drehbeginn getan sei. Romy Schneider und Rod Steiger waren starke Regisseure gewohnt, die sie forderten, und kamen beide schlecht damit zurecht, "vor der Kamera allein gelassen zu werden" (Zitat Romy Schneider). "Les innocents aux mains sales" ging zwischen Schneiders weitaus sehenswerteren Filmen "Nachtblende" und "Le trio infernal" völlig unter und verschwand sehr schnell wieder aus den Kinos.
Der stilvoll-langatmige Krimi erzählt die Geschichte von Julie Wormser (Schneider), die ihren steinreichen, vom Alkohol zerfressenen Mann Louis (Steiger) mit Hilfe ihres Geliebten Jeff (Giusti) umbringen will. Der Plan misslingt, Louis steht plötzlich wieder auf der Matte...
Die Ansätze zu einer satirischen Milieustudie lassen sich nicht verleugnen, doch Chabrol ist hier meilenweit hinter seinem Können geblieben, das er in "L'enfer" und "Merci pour le chocolat" eindrucksvoll bewies. Interessant an der 2003 erschienenen DVD ist die englische Synchronfassung: Für Romy-Schneider-Fans ein absolutes Muss!