Rachefilme feierten ja zuletzt ein kleines Comeback und dazu reiht sich auch dieser Film ein der bereits 2005 mit dem geilen Titel „Bullets, Blood & a Fistful of Ca$h“ gedreht wurde. Dieser absolute Independentfilm, mit sehr geringem Budget gedreht, fiel mir vor einiger Zeit durch die coolen Trailer auf. Nach einigen Nachforschungen musste ich feststellen dass eine VÖ noch auf sich warten ließ und so war ich letztens sehr überrascht als ich durch Zufall mitbekam das Koch Media den Film bei uns als Uncut Version als Weltweite Erstveröffentlichung (ähnlich wie bei „Diamond Dogs“) in die Videotheken gebracht hatte.
Im Großen und Ganzen dreht sich alles um Ca$h, der vor 10 Jahren bei einem Banküberfall von den eigenen Leuten verraten wurde und eigentlich wie seine Freundin umgebracht werden sollte. Er überlebte aber und nach 10 Jahren Knast ist er nun raus um Rache zu nehmen. Dabei gerät er zwischen die verschiedenen Gangs der Stadt, die in einem vagen Friedensabkommen leben, und durch den etwas dämlichen Killer Lenny unbewusst gegeneinander aufgehetzt werden. Ca$h gerät zwischen die Fronten und auch sonst gerät alles durcheinander…
Eins machte mir bereits nach den gelungenen Trailern Sorge: Auf der amerikanischen Vertriebsseite stand für den Film eine Lauflänge von ca. 120 Minuten. Bei Low Budget Filmen kann so eine Länge der Genickbruch sein und auch hier muss man sagen das Newcomer Regisseur Sam Akina ruhig einiges hätte weglassen sollen. Aber wie so oft können sich Regisseure bei ihren Feature Debüt (er hatte vorher einige Kurzfilme gemacht)nicht für Kürzungen entscheiden. 20 bis 25 Minuten kürzer und der Film würde noch besser Abschneiden. So verhaspelt er sich bei den zu vielen Figuren und verlangsamt dadurch unnötigerweise das Tempo. Aber, er hat den Film dennoch so gut im Griff dass nicht wirklich Langeweile aufkommt, was bei billig produzierten Independentfilmen durchaus häufig passiert. Denn die Charaktere sind meist farbenfroh genug, die Dialoge zu 70% unterhaltsam und viele Ideen frisch und teilweise recht witzig. Deutlich wandelt er natürlich auf Tarantinos Spuren und bringt etliche merkwürdige Leute in der Story unter und erzählt dabei den Plot (der nur an einem Tag spielt) auf verschiednen Zeitebnen. Da muss man sogar aufpassen um nicht überrascht zu sein das gerade dieses oder jenes passiert(bestes Bsp. das überfahren von Ca$h). Dadurch gelingt es Akina nicht ganz auf den platten Spuren des Genres zu wandeln, auch wenn er seinem Vorbild „Pulp Fiction“ selbstverständlich nicht das Wasser reichen kann.
Natürlich sind auch die absolut unbekannten Darsteller nicht immer überzeugend und Low Budget übliches Overacting gehört ebenfalls dazu, aber auch hier ist das gezeigte bei weitem nicht so übel. Die meisten Leute schlagen sich ordentlich und vor allem Tom Doty als Ca$h ragt im wahrsten Sinne des Wortes heraus. Zwar hat er nicht viel mehr zu tun als Böse zu gucken und die Leute nach und nach umzubringen, aber das tut er mit einer coolen Natürlichkeit, die auch mit seiner imposanten Statur zu begründen ist. So ballert und prügelt er sich durch 2 Stunden, ohne Schmerzen zu verspüren und groß eine Miene zu verziehen. Er lebt nur für seine Rache und achtet nicht auf die eigene Gesundheit. Er will nur solange Überleben um die verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei geht er extrem Rabiat vor und so ist die Spio/Jk Freigabe durchaus verständlich. Zwischenzeitlich kann man sogar von Splatter reden, wenn er mal einen Arm oder Schädel abschlägt oder seine Gegner Reihenweise wegbläst. Immer blutig, immer hart und meist mit einem coolen Oneliner versehen. Ca$h /der nur Ca$h heißt und als Kind auf einer Müllkippe gefunden wurde) ist eine Kampfmaschine der man jedes vorgehen abnimmt(wenn man keine Waffe mehr hat nimmt man halt das Messer welches in der Schulter steckt...), ohne dabei zum absoluten Helden zu werden. Er ist Böse und das zeigt er auch. Eine gute Figur in 80er Tradition und mit einem finalen Kill den man so auch noch nicht gesehen hat. Trotz allem hätte die Geschichte etwas weniger geschwätzig und dafür Actionreicher sein können. Aber mehr gab das Budget wohl nicht her.
Technisch bewegt man sich natürlich weit unter den üblichen Sony DTV Produktionen, aber Sam Akina hat das knappe Budget im Griff und bietet oftmals nette Kameraeinstellungen und technische Spielereien wie die Egoshooter Perspektive als Splittscreen. So bringt er auch genug frische Ideen ein um sich von anderen Low Budget Filmen in dieser Kategorie abzuheben. Auch musikalisch geht alles in Ordnung und glücklicherweise sind auch die Kampf- und Waffengeräusche, die im Trailer noch unbearbeitet waren, vernünftig vertont wurden.
Fazit:
Man muss natürlich schon etwas für Low Budget Filme übrig haben um hier seinen Spaß haben zu können. Der Film war nicht teuer, aber es wurde das Beste herausgeholt(die Banküberfallszene ist sogar mit Außenaufnahmen vor der Bank versehen). Wenn man so frei an den Stoff herangeht bekommt man einen sehr harten, Durchgeknallten Racheactionfilm geboten der leider etwas zu lang und teils zu geschwätzig ist, aber in der Figur des Ca$h und durch der mehr als ordentlichen Gewaltration, durchaus gut unterhalten kann.
P.S.
Der Film ist übrigens wesentlich cooler in Englisch und leider ist die Koch Media DVD nicht so besonders geworden. Aber immerhin ist er dadurch endlich mit einer VÖ bedacht wurden.