„The Redsin Tower“ entstand nach der Veröffentlichung des berüchtigten „Mordum“ und entstammt den gleichen kreativen Köpfen. Das neue Werk präsentiert sich als wirklicher Film mit einer Rahmenhandlung und bemühter Narration. Mit den Genrevorgaben des Horrorfilms ergeben sich mehrere schwierig zu meisternde Hürden, von denen das Gesamtwerk letztlich nur wenige überwinden kann.
Da wären die Darsteller, die sich in den gewohnten August Underground Werken, authentisch gaben und erst gar nicht versuchten schauspielerisch zu glänzen. Herrschte dort noch echte Emotion (für den Zuschauer geradezu spürbarer Schmerz und Ekel), so geht „The Redsin Tower“ jede Emotionalität ab, das unzureichende (wenn auch bemühte) Schauspiel verhindert schlichtweg eine Bezugnahme, was von dem billigen Filmmaterial und der daraus resultierenden schalen Optik noch weiter unterstützt wird.
Zudem gelingt Vogel kein gradliniger Spannungsaufbau, zu berechenbar verläuft die einfallslose Handlung, die bis zum Schluss weder Überraschungen noch Höhepunkte zu bieten hat. Letztere sind immerhin in der guten Effektarbeit zu finden, nicht aber in der eigentlichen Handlung. Vogels versierter Umgang mit Make-up wird in den saftigen Splatterszenen nur allzu deutlich und so stellt er mit seinem ersten richtigen Spielfilm so etwas wie einen amerikanischen Olaf Ittenbach dar. Trotz professioneller und denkwürdiger Effektszenen kranken die Werke stets an ihrer inhaltlichen Substanzlosigkeit und können sich daher niemals so im Gedächtnis des Zuschauers verankern wie die transgressiven Meisterwerke eines Jörg Buttgereit oder auch der erste „August Underground“. Wie bei Ittenbach finden sich auch hier einige interessante Kameraeinstellungen und eine sehr solide Schnittfolge, die nur ruiniert wird durch grauenhafte Vertonung der einzelnen Sequenzen. Die Lautstärke des Soundtracks variiert unangenehm und generell ist die musikalische Untermalung einfach schlecht. 08/15-Metal, Girlierock und ein selbst komponierter, lautmalerischer Score ergeben eine unharmonische Mischung und zerstören jeden atmosphärischen Ansatz, den man eventuell in der ansprechenden Kulissenwahl finden kann.
Leider verzichtet die Inszenierung auf ironische Brechungen, die es dem Zuschauer leichter gemacht hätten das langatmige Machwerk zu konsumieren. So bleibt ein effekthascherischer C-Horrorstreifen der sich zu allem Überfluss auch noch extrem ernt nimmt und ausschließlich von selbstzweckhaften, derben Schockszenen zehrt. Darüber hinaus ergeht sich Fred Vogel leider nur wiederkäuend in allen erdenklichen Klischeevorstellungen und liefert uns mit dummdreister Sturköpfigkeit die altbewährte Mischung aus Sex und Drogen, einer schwammigen Figurenkonstellation und dem 10-Kleine-Negerlein Prinzip. So nicht, Mr. Vogel – mit so einem Schrott, den man tonnenweise vom Fließband geliefert bekommt, lässt sich kein Geld machen. Das auch aus der Snuff-Idee die Luft raus ist, beweist der nach „The Redsin Tower“ veröffentlichte, ebenfalls enttäuschende „August Underground’s Penance“.
Fazit: Die Ambitionen Fred Vogels werden deutlich, nach seiner experimentellen Fake-Snuff-Trilogie will er versuchen seinen berüchtigten Ruf als Sprungbrett in seriösere Gefilde zu nutzen. Insgesamt kann man in Ansätzen inszenatorisches Talent ausmachen, letztendlich zeigt „The Redsin Tower“ aber nur, dass man vom Toe Tag Team nicht mehr viel im Rahmen der üblichen Budgets zu erwarten hat. Über weite Strecken einfach nur langweilig und uninteressant.
2,5 / 10