Auftragskiller bekommt von der Verrichtung seiner Arbeit böse Alpträume und Halluzinationen. Als Therapie beginnt er, sich Nägel in den Kopf zu hämmern. Das mit dem Druckausgleich klappt aber nicht so ganz und so driftet er bald vollends in eine Welt voller bedrohlicher Wahnvorstellungen ab…
Der russische Kunstfilmer Andrey Iskanov hat es tatsächlich geschafft, mit seinen unorthodoxen, unkonformen Werken Wellen bis nach Europa und in die USA zu werfen – Respekt! Doch geschah dies gerechtfertigter Weise? Hmmm…
„Nails“ (sein Erstling, um den es heute geht) beginnt in tristem Schwarz-weiß, mit dröhnend-niederschmetterndem Industrial-Soundtrack und grotesk überzeichneten Gewaltorgien. Da der Regisseur „Tetsuo – The Iron Man“ offen zu seinen Lieblingsfilmen bekennt, ist es nicht schwer zu erraten, an welchem Werk sich hier orientiert wurde bzw. wo abgekupfert worden ist. Dann geht’s auch schon bald mit den Hallus los und unser Protagonist sieht nur noch tote Mütter in der Badewanne und Körperteile, wie Finger oder Augen, im Essen. Dann – klopf-klopf, Nagel in Kopf – und ab dann is’ nix mehr mit gesundem Menschenverstand und logischer Handlung. Es folgen noch gröbere Wahnvorstellungen in Form von Neonfarbe kotzenden S/M-Wesen, Gehirn-OP’s oder schwirrenden Ellipsen-Visuals, die irgendwie an die Animationen erinnern, die in den 80ern auf ARD oder ZDF zwischen den einzelnen Werbespots eingeblendet wurden (Irgendjemand anwesend, der sich an die noch erinnert?).
Das geht dann den restlichen Film so weiter und dann is’ irgendwann Ende – toll!
Optisch gewagt und für nicht jedermann zugängig – schön und gut. Gewalttätig und anstößig – ja wunderbar! Handlung oder Message – müssen ja auch nicht immer unbedingt sein.
Aber: Wenn schon Kunst- bzw. Experimentalfilm, dann soll das bitteschön schon nach’n bisschen was aussehen und nicht nach mit der Digicam in 3 Tagen runtergerotzt und mit’m Daddelkasten ein bisschen auf Vordermann gebracht.
Is’ schon klar: In Russland haben die ja alle kein Geld und derartige Filme werden da auch bestimmt nicht sonderlich subventioniert. ABER: Ein bisschen Liebe zum Detail, ein klein wenig Engagement, Kamerageschick und etwas Sinn für gute Bilder wären durchaus wünschenswert gewesen. Dann wär’ auch gewiss mehr dabei rausgesprungen als diese unansehnliche Zero-Budget-Optik. Und dass es mit geringen bis gar keinen Mitteln auch deutlich besser geht, wurde bereits einschlägig bewiesen, siehe Buttgereit, „Tetsuo“, „Aftermath“, „August Underground“, „Mann beißt Hund“, „Dei Mudder sei Gesicht“…
„Früher, als ich noch ein Kind war, dachte ich immer, dass jemand in mir drin lebt.“
– „Und jetzt?“
„Jetzt bin ich mir absolut sicher.“
– „Wir sind keine Kinder mehr. Es ist dumm so etwas zu denken.“
Fazit:
Billiger Möchtegern-Experimentalfilm auf Amateur-Niveau, wohl am ehesten vergleichbar mit „Ice from the Sun“ oder „Subconscious Cruelty“, nur viel schlechter und optisch ungefähr so ansehnlich wie Russisch Brot oder alte Socken.
Wer denkt, dieser Streifen sei gänzlich für’n Arsch, hat den Nagel auf den Kopf getroffen (–…ich lach auch erst morgen drüber).