Warum sich die Briten befleißigt fühlten einen solchen Film zu drehen, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ist es ein Stück weit Geschichte, die sich seinerzeit 1997, mit dem Tod von Lady Diana abspielte. Geschichte schrieb dabei weniger das eigentliche tragische Ereignis, sondern vielmehr die Reaktion der Queen darauf. Dem Ruf des Volkes ist sie nicht gefolgt, doch ist das als Herrscherin denn eigentlich notwendig? Ein von den Medien aufgebauschtes Ereignis, wird zur Zerreißprobe für die Monarchie und beschädigt das Ansehen der Königin nachhaltig. Gezwungenermaßen ringt sie sich zu Reaktionen und Taten durch, die ihren Ruf wieder kitten sollen, sowie die Verbindung zum britischen Volk. So viele Jahre hatten sie hinter ihr gestanden, doch nun wurde sie verachtet, ja sogar gehasst. Dem beschwichtigenden Handeln und den Vorschlägen Tony Blairs und seiner Berater ist es zu verdanken, dass die Angelegenheit noch abgebogen werden konnte, sonst wäre es sicher noch viel schlimmer gekommen. Die Stimmen einer Ablösung der Monarchie wurden nämlich immer lauter. Ich finde, heute ist es überdeutlich, die Royals und anderen Königshäuser sind ein Relikt aus der Vergangenheit, das lediglich repräsentativen, oder besser gesagt nur noch schmückenden Charakter hat. Durch ihr Handeln nach dem Tod von Lady Diana, hat die Queen nachhaltigen Schaden erlitten.
Der vorliegende Film beschäftigt sich nun mit diesen Geschehnissen und beginnt nach kurzem Vorgeplänkel, mit dem Tod der Prinzessin von Wales, wobei man dies nicht wirklich zeigt, sondern nur andeutet, schließlich geht es in erster Linie ja nicht um Diana, sondern um die Queen, dargestellt von Hellen Mirren. Kurz vor dem Verhängnisvollen Ereignis, kommt man in den Genus, von Tony Blairs Einsetzung als Premierminister. Blair wird dargestellt von Michael Sheen, den man wohl vornehmlich als rebellischen Werewolf Lucian aus den UNDERWORLD Filmen kennen wird. Als Premierminister gibt er eine gute Figur ab und eine gewisse Ähnlichkeit mit dem echten Tony Blair ist nicht abzusprechen. Ohnehin bemühte man sich, Ähnlichkeiten mit den realen Figuren einzubringen. Das passt für James Cromwell als Prinz Phillip auch recht gut. Cromwell hätte ich in einer solchen Rolle eigentlich wenig vermutet, doch er macht seine Sache wirklich gut und hat mir als mürrischer Mann wirklich gefallen. Sein Verhalten wirft zudem einen Schatten auf den in der Öffentlichkeit sonst so sympathisch erscheinenden Prinzen. Tja, man kann den Menschen eben nur vor den Kopf schauen. Auch Prinz Charles ist gut getroffen, jedoch sagt mir das Gesicht des Darstellers rein gar nichts. Schauspielerisch wird nicht viel von ihm abverlangt, da Charles doch eher wenig in Erscheinung tritt. Das Bild des schleimigen Mannes, dass man auch in der Öffentlichkeit von ihm hat, zeichnet sich durch die Auftritte aber sehr gut. Während die Queen einen deutlichen Standpunkt hat, dreht er sich wie ein Fähnchen im Wind, um mit dem Volke ja nicht in Konflikt zu geraten. Die weiteren bekannten Persönlichkeiten sind im Original belassen, was heißen soll, man sieht sie nur in Archivmaterial. Beispielsweise, Lady Diana, ihre Bruder, oder die Alfajets. Ohnehin ist der Film mehr als Zeitzeugnis gehalten, woraus sich auch das realistische und etwas dokumentarische Erscheinungsbild erklärt. Oft wird auf originale Fernsehmitschnitte geschaltet, wobei die Beiträge mit Tony Blair entsprechend nachgedreht wurden, was auch für die Szenen mit der Queen zutrifft.
Ich bin von dem Film recht angenehm angetan. Seinerzeit habe ich die Ereignisse ja sehr aufmerksam verfolgt, wie jeder denke ich auch. Lady Diana war, Groteskerweise, im Tode interessanter als zu Lebzeiten. Mit dem heutigen Wissensstand kann man sagen, dass sie kein Unschuldslamm war und die Medien durchaus für ihre Zwecke nutzte. Sei es nun um auf Missstände Aufmerksam zu machen, oder den Royals eins auszuwischen. Die Reaktionen der Königlichen Familie kann man da durchaus nachvollziehen, auch aus der Perspektive eines Herrschers auf sein Volk. Wo passiert es denn, dass sich ein Herrscher erklären muss und dem Willen des Volkes unterordnen. Wer herrscht eigentlich über wen? Verständlich also, dass Prinz Phillip und die Queen gereizt sind, als die Presse das Thema immer weiter aufbauscht und die gewöhnlichen Bürger sich immer lauter gegen die Royals äußern. Was fällt ihnen ein, den Herrscher zu kritisieren, was fällt einem Tony Blair ein, ihnen Vorschläge zu unterbreiten, wie sie sich zu verhalten hätten? THE QUEEN zeigt recht interessant, wie das adelige Geschlecht, die so genannten Herrscher, über uns denken. Es ist ja auch nichts weiter als ein schon seit hunderten von Jahren existierendes Denken. Ein solches kann man verachten, doch es ist eben schon Ewigkeiten so gewesen. Wie sehr sich diese Sache aber mittlerweile überholt hat, das wird der Königin im Verlauf des Filmes schmerzlich klar. Sie steht vor dem Ende der Monarchie, wenn sie nicht das tut, was man ihr rät. Zumindest in dem gebührenden und angebrachten Rahmen. Deswegen kehrt sie von ihrem Sitz in Schottland zurück, zeigt Anteilnahme an den trauernden Menschen und wendet sich mit einer Ansprache an ihr Volk. Ihr Ruf ist geschädigt, doch sie rettet, was zu retten geht und sichert die Monarchie.
Der Film bringt es gut rüber und verdeutlicht, wie gesagt, was hinter den Kulissen geschehen sein muss. Dabei kommen die Royals in meinen Augen am wenigsten gut davon. Somit kann es sich nicht um eine Beschwichtigung handeln, die zeigen soll, wie sehr man doch Anteil genommen hat. Ich glaube, es sind hier keine Lügen verbreitet worden um der Monarchie wieder zu alter Stärke zu verhelfen. Es ist eine dokumentarische Aufarbeitung und damit einher gehen auch langatmige Abläufe, denen jene, die mit den Royals nichts anzufangen verstehen, sicher so ihre Probleme haben werden. Jene, die sich für das Thema nicht erweichen können, sollten die Finger davon lassen, es könnte sie zu Tode langweilen. Ich wurde angenehm kurzweilig unterhalten, denn mich interessierte schon damals, was sich da eigentlich hinter den Kulissen abgespielt haben muss. Besonders gefallen hat mir dabei Hellen Mirren. Sie schafft es die vertrocknete, antiquarische Königin (nichts für ungut), sehr glaubhaft rüber zu bringen. Ihre hochnäsige Art, die ein Monarch nun einmal so mit sich bringt, und ihr eigentliches Desinteresse am Volk. Der Gang, die Mimik, ihr ganzes Verhalten passt irgendwie und ich kann die Oscar Nominierung durchaus nachvollziehen. So sehr wie sie die Queen ist, so wenig ist für mich Cromwell Prinz Phillip. Manche Schauspieler sind eben immer nur Schauspieler und man sieht in ihnen nicht die Figur die sie spielen. Bei Cromwell ist es bei mir immer so. Michael Sheen gibt sich als Tony Blair viel mühe, kann trotz Imitation aber dennoch nicht so recht überzeugen. Es fehlt ihm manchmal eben das gewisse etwas. Dennoch sehe ich hier nicht Michael Sheen, sondern eine Figur die er spielt, auch wenn die Ähnlichkeiten mit Tony Blair nicht ganz so groß sind, wie bei Hellen Mirrens Queen. Den übrigen Rest der Darsteller brauche ich nicht weiter zu benennen, es sei vielleicht nur noch erwähnt, dass Dianas Kinder in keiner Form in Erscheinung treten. Warum auch immer, man zeigt sie weder in filmischer, noch Archivbildartiger Form.
Von der optischen Sicht her, habe ich ja schon erwähnt, dass es sich um einen eher dokumentarischen Look handelt. Die Kamera macht dabei keine ausgefallenen Sperenzchen, so dass man dem Geschehen mit Ruhe folgen kann. Etwas anderes wäre auch nicht passend gewesen. Hier und da bekommt man aber erstklassige Kamerafahrten geboten, was besonders bei den sehr ansprechenden Naturaufnahmen geschieht, die nicht selten in Erscheinung treten. Untermalt wird das Ganze, von einer unauffälligen, aber dennoch gefälligen musikalischen Untermalung. Nichts außergewöhnliches, das im Gedächtnis haften bleibt, aber etwas, das das Geschehen durchaus förderlich gestaltet.
Für mich ist THE QUEEN kein Oscar verdächtiger Film, ganz im Gegensatz zu Hellen Mirrens Darstellung, die mir außerordentlich gefallen hat. Es ist ein unterhaltsamer Streifen, der jene, die sich mit dem Thema der Royals anfreunden können, einiges zu bieten hat. Wer auf Action und Fingernägel kauende Spannung steht, der sollte sich einen anderen Film aussuchen.