Review

Ob "Poison for the Fairies" als Horrorfilm geführt werden sollte, darüber ließe sich vortrefflich streiten. Die entsprechenden Elemente - bezogen auf Hexenkult und Aberglaube - sind im Film eher rar gesät und wurzeln in der Imagination der Protagonisten, nicht aber in der tasächlichen Existenz übersinnlicher Erscheinungen und Mächte. Dies ist kaum eine Spoiler-Warnung wert, da der Film von Anfang an keinen Hehl aus dieser Tatsache macht. Insofern rückt "Poison for the Fairies" die schicksalhafte Beziehung zwischen zwei Schulmädchen in den Vordergrund, wodurch der Film viel eher als (psychologisches) Drama vor einem thematisch entsprechend gelagerten (Mystery-)Hintergrund betrachtet werden sollte.

Die schauspielerischen Leistungen von Ana Patricia Rojo in der Rolle der diabolischen Veronica sind durchweg beeindruckend. Etwas blass, da in der Opferrolle bisweilen überfordert wirkt dagegen Elsa Maria Gutiérrez. Von der übrigen Cast ist verhältnismäßig wenig zu sehen, da die Kamera stets die beiden Kinder in den Fokus rückt. Dadurch resultieren wiederum sehr interessante Perspektiven, welche von den übrigen Erwachsenen meist nur Ausschnitte (in der Regel die Hände oder Blicke über die Schulter) zeigen. Tatsächlich stehen die beiden jungen Hauptdarstellerinnen der Schauergeschichte stets auch visuell im Mittelpunkt. Im übrigen ist "Poison for the Fairies" optisch ein einziger Genuss. Wunderschöne, detailverliebte Bilder sorgen ob entsprechender Ausstattung für eine nicht selten märchenhafte Atmosphäre. Wenn die beiden Mädchen dann durch verfallenen Ruinen oder über düstere Friedhöfe streifen, dann erinnert der entstehende Kontrast gar an manchen Film von Jean Rollin, allerdings ohne jeglichen Schmuddel. 

Die Charakterzeichnung kontrastiert stets das Wesen und Verhalten der beiden Mädchen. Sehr tiefgründig ist das nicht, bisweilen kann man sich auch nicht des Verdachts eines aufgepfropften sozialkritischen Kommentars im Subtext erwehren (einerseits Veronica, die ohne Eltern aufwächst und allein den Eingebungen ihrer Großmutter und des Kindermädchens ausgeliefert ist; andererseis die reine, behütete, stets tugendhafte Flavia aus reichem Elternhaus, dessen Geborgenheit das Mädchen jedoch auch nicht vor Veronicas Einfluss bewahren kann), allerdings ist die Gegenüberstellung sehr ordentlich gelungen und lässt die Entwicklungen im Verhältnis beider Mädchen zueinander bis zum bitteren Ende hin glaubwürdig erscheinen. Da mag man über ideologische Anspielungen und Bewertungen des sozialen Kontexts gerne hinwegsehen.

Man kann nicht behaupten, dass "Poison for the Fairies" eine steil ansteigende Spannungskurve oder gar Nervenkitzel pur bietet. Die Inszenierung ist eher ruhig und setzt auf kleinschrittige Entwicklungen, hält die Erwartungshaltung des Zuschauers aber dennoch aufrecht. Von harmlosen Streichen bis hin zu folgenschweren Taten entwickeln sich die Einfälle der kleinen Veronica und auch das sujetbezogen treffend gelungene, bitterböse Ende enttäuscht  keinesfalls. Dank des ungewöhnlichen und orignellen Sujets und der sehr reizvollen Ästhetik ist "Poison for the Fairies" zudem ein recht außergewöhnlicher Film. Mitnichten ein Referenzfilm inenrhalb der Genres Horror, Thriller oder Drama, die Carlos Enrique Taboada im Grunde alle lediglich bloß streift, sondern vielmehr ein unkonventionelles Gesamtkunstwerk für Filmliebhaber, die stets abseits der ausgetretenen Pfade suchen.


Inhalt:

Der kleinen Veronica mangelt es weder an Fantasie noch an Skrupellosigkeit. Die schaurigen Erzählungen ihres Kindermädchens über Hexen und deren finstere Künste strickt das Kind so geschickt wie perfide fort, um ihre gleichaltrige Freundin Flavia zu beeindrucken, einzuschüchtern und alsbald nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Aus anfänglichen Gefälligkeiten entwickelt sich bald ein folgenschweres Abhängigkeitsverhältnis zwischen den beiden Mädchen mit tragischen Folgen...

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