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„Futurama“ spielt 1000 Jahre in der Zukunft. Der Pizzabote und Loser Fry wird genau zur Jahreswende 1999/2000 in New York eingefroren und im Jahre 3000 in New New York wieder aufgetaut. Dort fängt er beim Paketservice seines Ururururur...Großneffen, der kurioserweise jünger und älter zugleich als er ist, als Paketbote an. Freilich wird im Jahre 3000 von dem Paketservice die gesamte Galaxie beliefert. Weitere Mitarbeiter sind unter anderem die einäugige Leela, der Roboter Bender und der außerirdische Hummer Zoidberg. Diese Zeit- und Personenkonstellation bietet Raum für absurdeste Abenteuer, hintergründige Gags und vor allem für Parodien und Satiren auf alle möglichen Science-Fiction-Filme und –Serien. Wenn man auf diesem Gebiet viel gesehen hat, darf man sich bei „Futurama“ über herrlich verrückte Anspielungen freuen.

So finden sich hier beliebte SF-Themen wie Künstliche Intelligenz (K.I.), Alien-Invasionen, genetische Mutanten, Paralleluniversen, Weltraumkriege, Zeitreisen und neue, gefährliche Erfindungen wieder, stets ordentlich durch den Kakao gezogen. Gerade der Roboter Bender darf die vielfach als Bedrohung empfundene Weiterentwicklung der K.I. ganz anders darstellen als irgendwo sonst: Er säuft, raucht, klaut und rülpst ungeniert – das darf er in einer amerikanischen Serie natürlich nur, weil er kein Mensch ist. Viele Gags kann man nur in ganz kurzen Anspielungen mitbekommen, zum Beispiel auf Schildern, in beiläufigen Sprüchen oder kurzen Parodien. „Futurama“ ist flott geschnitten und hat eine hohe Gagdichte. Die Charaktere sind gezielt unterschiedlich ausgewählt, sodass oft auch reine Sitcom für Lacher sorgt.

Schlussendlich ist die Animation für eine TV-Serie überdurchschnittlich detailliert und flüssig. Ohne Zweifel ist „Futurama“ also eine sehr gute Zeichentrickserie. Für Erwachsene und Kinder, wobei Erwachsene angesichts der vielen Anspielungen natürlich mehr Freude daran haben werden. Was fehlt denn dann noch zu einer wirklich großartigen Serie?

Das Problem ist, dass Erfinder und Produzent Matt Groening vor „Futurama“ schon eine geniale Zeichentrickserie geschaffen hat, die im Prinzip genau das gleiche Muster verfolgt, das aber eben noch besser: „Die Simpsons“. Auch dort haben wir hervorragende Animation, treffende Satire, herrliche Charaktere, tolle Gags, verpackt in witzige, intelligente Stories. Man fühlt sich wegen der Ähnlichkeit immer wieder daran erinnert. Einzelne Charakterzüge sind praktisch einfach von den „Simpsons“ übernommen worden: Aus Lisa wurde charakterlich Leela, Fry ist genauso borniert wie Homer, Zoidberg wie Millhouse der Außenseiter, um nur einzelne Fälle zu nennen. Die Art der Gags und Anspielungen ist eigentlich genau wie die Animationstechnik ziemlich dieselbe.

„Die Simpsons“ waren damit zuerst da und machen’s immer noch besser. In dem Handlungsumfeld der Zukunft bei „Futurama“ sind zwar absurdere Stories möglich, aber dafür leidet die Identifikation mit den Geschehnissen und den Personen. Einige Vorzüge der „Simpsons“ können zudem bei „Futurama“ nicht genauso passend übernommen werden. So treten bei den „Simpsons“ immer wieder berühmte Zeitgenossen auf. Bei „Futurama“ auch, und zwar als Köpfe in Gläsern, die sogar noch leben. Das ist eine witzige Idee, häufig aber gewinnt man nur den Eindruck, dass mit allen Mitteln bekannte Gaststars untergebracht werden sollen, die nicht recht in die Story passen (zugegebenermaßen auch bei den „Simpsons“ der letzten Staffeln). Abgesehen davon, dass merkwürdigerweise fast nur Personen aus unserer Zeit in den Gläsern ein Jahrtausend später stecken... Auch sonst haben wir im Springfield der „Simpsons“ eine riesige Gemeinde von verschiedensten Charaktertypen mit einem hohen Wiedererkennungswert normaler real existierender Personen, die man selbst kennt. Das fehlt bei „Futurama“ leider fast völlig. Und schließlich ist die Satire auf die amerikanische (vor allem kleinstädtische) Gesellschaft bei den „Simpsons“ in ihrer pointierten Schärfe bei „Futurama“ kaum noch zu spüren. Bei „Futurama“ gibt es auch immer wieder Ansätze von Sozialkritik, jedoch stehen hier deutlich die Satire auf das ganze Showbiz, die Späße mit den Charakteren und eben die Parodien im Vordergrund.

Und so erinnert „Futurama“ etwas undankbarerweise an den kleinen talentierten Bruder, der im Schatten des größeren, noch talentierteren Bruders steht. Deshalb dürfte für die Serie auch schon wesentlich früher im Fernsehen Schluss gewesen sein als für „Die Simpsons“. Dennoch schade.

Fast 7,5 von 10 Punkten.

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