Review

Im Jahr 1872 kommt die Amerikanerin Isabel Archer zu ihren wohlhabenden Verwandten nach England. Fest entschlossen sich nicht auf die Zwänge einer Ehe einzulassen und stattdessen zu sehen, was die Welt für sie noch bereit hält, lehnt sie die Heiratsanträge des vermögenden Lord Warburton und des amerikanischen Industriellen Caspar Goodwood ab. Einzig zwischen ihr und ihrem an Schwindsucht leidenden Cousin Ralph entspinnt eine tiefe Freundschaft. Nach dem Tod ihres Onkels erbt Isabel eine beträchtliche Summe an Geld, mit der sie ihre Sehnsucht nach fernen Ländern und Unabhängigkeit erfüllen könnte.

Knapp 140 Minuten für ein Kostümdrama, um eine Frau die lieben möchte, es aber nicht tut, um später ein Ekel zu ehelichen und munter auf die Nase zu fallen, ist schon eine Menge Holz. Portrait of a Lady ist für mich das gewesen, was wir Action Junkies gemeinhin abfällig als "Frauenfilm" abtun, aber hier trifft es im Grunde wirklich zu. Es geht um Liebe, Gefühle, Selbstverwirklichung und letztlich der langen Suche nach sich selbst, das der Zuschauer in Form einer jungen Amerikanerin am Ende des 19. Jahrhunderts erleben darf,
Anfangs hab ich mich noch für Nicole Kidmans roten Wuschelkopf gewundert und die tollen authentischen Kostüme bewundert, aber die Aufmerksamkeitsspanne ließ doch kontinuierlich nach, als eine Dialogpassage die nächste jagte, wenn nicht gerade mal wieder die Tränen flossen. Mit Jane Campion hatte immerhin eine mehrfache Oscar-Preisträgerin die Hand am Ruder, aber mehr als Sentimentalitäten fallen ihr auch nicht ein.
So darf Isabel Archer durch Leben und Liebe streifen, versuchen aus gängigen Konventionen auszubrechen, nur um dann am später in Florenz eine Luftikus zu heiraten, der eigentlich nur hinter ihrer Kohle her war. Mit ihrer Menschenkenntnis scheint es jedenfalls nicht weit her zu sein, denn in England waren noch echte Gentleman hinter ihr her.
Der Streifen weist immerhin viele bekannte Gesichter auf, auch die darstellerische Leistung ist soweit brauchbar. Man brauch aber insgesamt sehr viel Geduld oder Liebe zu der detaillierten Ausstattung um die lange Laufzeit ohne Konzentrationsabbau zu genießen. Irgendwann nach der x-ten Tränendrüsenflutung von Miss Archer besteht jedenfalls akute Gefahr spontane Lust auf Geschirrspülen oder Sockenstopfen zu verspüren.
4/10

Details
Ähnliche Filme